Carlos Sainz hat es seinen Kritikern gezeigt - erst auf und anschließend neben der Strecke. Nach dem chaotischen Qualifying der Formel 1 in Baku, bei dem der Spanier sensationell auf Platz zwei fuhr, nutzte er die Gelegenheit in der Pressekonferenz, um die Saison 2025 aus seiner Sicht darzustellen.

"Eigentlich verlief der Übergang reibungslos und ich bin sehr zufrieden mit allem, was hinter den Kulissen bei Williams passiert ist, und vor allem damit, wie ich mich an das Auto gewöhnt habe und von Anfang an schnell war", stellte Sainz klar. Bei Ferrari von Lewis Hamilton verdrängt, fand Sainz in dieser Saison bei Williams eine neue Heimat. Doch bislang steht er klar im Schatten von Teamkollege Alex Albon.

Während der Thailänder schon 70 Punkte auf seinem Konto hat und Platz sieben in der WM belegt, rangiert Sainz mit lediglich 16 Zählern auf Platz 18. Die Kritik am Spanier wurde zuletzt immer lauter. "Dieses Jahr war einfach eines dieser Jahre, in denen sonntags und was die Ergebnisse angeht einfach nichts zusammenpasst", verteidigt er sich.

Das Baku-Qualifying war Balsam auf die geschundene Sainz-Seele. Während Albon im Q1 nach einem Fahrfehler ausschied und vom letzten Platz starten muss, durfte Sainz sogar kurz von der Pole träumen.

Nachdem das Qualifying wegen Unfällen insgesamt sechs Mal unterbrochen werden musste, stand er beim letzten Restart bei verbleibenden 3:41 Minuten auf der provisorischen Pole. Viele Piloten hatten noch gar keine Rundenzeit angeschrieben. Nur Sainz, Liam Lawson und Isack Hadjar standen zu diesem Zeitpunkt im Q3 auf der Zeitenliste. Zudem begann es leicht zu tröpfeln.

Sainz träumt von Pole: Regen nicht stark genug

"Ich wusste, dass meine Runde gut war, aber wahrscheinlich nicht gut genug für die Pole Position. Wir wissen ja, dass ein McLaren oder ein Red Bull im Durchschnitt drei bis fünf Zehntel schneller sind. Wenn also die Streckenbedingungen gut genug waren - was die große Unbekannte war -, dann wusste ich, dass meine Runde nicht gut genug sein würde", so Sainz.

Sein letzter Versuch machte ihm Mut und Angst zugleich: "Als ich meine Runde am Ende begann, war ich tatsächlich sehr schnell unterwegs. Ich lag drei oder vier Zehntel vor meiner eigenen Rundenzeit. Auf der einen Seite dachte ich, das ist großartig, denn das könnte sogar Pole bestätigen oder übertreffen. Aber dann dachte ich, dass die Führenden dann noch schneller sein würden."

Sainz' Gefühl stimmte zur Hälfte. Das leichte Tröpfeln machte vor allem den Mittelsektor langsamer. Deshalb konnte sich der Williams-Pilot nach persönlicher Bestzeit in Sektor 1 nicht mehr verbessern. Nur Max Verstappen konnte ihm die Pole in letzter Sekunde entreißen. "Unsere Simulation ergab, dass zu diesem Zeitpunkt vielleicht nur Max und Lando uns schlagen konnten, also dachte ich an einen dritten Platz", so Sainz. Doch Norris warf die Pole im Mittelsektor weg und verlor viel Zeit, landete am Ende gar nur auf Platz sieben.

Starke Longruns: Sainz will Baku-Podium

Startplatz zwei spiegelt nicht das wahre Kräfteverhältnis wider, doch stark hatte man den Williams in Baku tatsächlich erwartet. Schon 2024, als die Traditionsmannschaft aus Grove noch deutlich schwächer war, fuhren in Baku beide Boliden in die Punkte. Zu Beginn des Wochenendes kämpfte Sainz noch mit Bremsproblemen. Als die aussortiert waren, lief es aber.

Trotzdem ist die erste Startreihe schmeichelhaft. Mit jeweils zwei McLaren, Ferrari und Mercedes starten gleich sechs Autos hinter dem Williams-Piloten, die eigentlich schneller sein sollten. Freiwillig macht Sainz aber nicht Platz: "Wenn man sich unsere Longruns von gestern ansieht, waren wir eigentlich ziemlich schnell. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir es morgen schaffen können." Schlecht für Sainz: Auf der langen Vollgas-Passage, könnte er zum Opfer werden. Die beiden Williams rangieren in der Topspeed-Wertung nur auf den Plätzen 17 und 19. Und von hinten kommen etwa die McLaren: