Haas ist heiß auf das Formel-1-Wochenende in Baku. Nach den ersten beiden Trainings am Freitag erst recht, denn Oliver Bearman und Esteban Ocon schnupperten in FP1 und FP2 Morgenluft und wittern nun ihre Chance im Rennen auf dem Straßenkurs am Kaspischen Meer.

In Aserbaidschan reihte sich Bearman im zweiten Training am Freitagnachmittag auf der fünften Position ein und hielt damit sogar Max Verstappen hinter sich, der nicht über den sechsten Rang hinauskam. Dabei bekam Bearman zwar etwas Windschatten, dass es kein reiner Glücksschuss war bewies aber die Zeit von Teamkollege Ocon, der sich im selben Training P8 sicherte.

P5 am Freitag: Kann Bearman auf eine Formel-1-Sensation hoffen?

Entsprechend zuversichtlich gestimmt zeigte sich Bearman nach dem Ende des Trainingstages. "Auf den ersten Blick war die Rundenzeit wirklich gut. Wir hatten ehrlich gesagt den ganzen Tag ein gutes Auto. Wir hatten nur im ersten Training ein bisschen Probleme mit dem Topspeed, aber wir schafften es, das für FP2 zu verbessern", bilanzierte der Brite seinen Arbeitstag.

In FP1 waren die beiden VF-25 noch unter ferner Liefen im Klassement erschienen, doch aufgrund des etwas chaotischen Verlaufs der Session ist die Endplatzierung ohnehin irrelevant. Die positive Bilanz ließ für Bearman sogar seine Bremsprobleme in FP2 etwas in den Hintergrund rücken. Denn gleich zweimal vertat er sich auf der Anbremsphase vor der engen Kurvenkombination 8/9 und musste in die Auslauftasche ausweichen. Er klagte anschließend am Funk über seine Bremsen.

Diese Klage bekräftigte er auch im Interview gegenüber der offiziellen Formel-1-Webseite. "Wir hatten ein paar Probleme. Die Bremsen etwa waren nicht die besten, aber ich bin mir sicher, dass wir das für das Qualifying alles zusammenbekommen", sprach er. Haas-Teamchef Ayao Komatsu bestätigte nach dem Training, dass es am Auto von Bearman ein Problem gegeben habe, allerdings ohne weitere Details zu nennen.

Medium oder Hard? Haas sucht nach Antwort in der großen Reifenfrage

Esteban Ocon äußerte sich ähnlich wohlwollend über sein Auto wie es sein Teamkollege tat: "Ich denke es lief gut. Das Auto hat sich heute ordentlich benommen. Schon von FP1 an haben wir gesehen, dass der Grip sehr anständig ist." Er erklärte, dass man auf beiden Autos mit verschiedenen Parametern experimentiert hatte, um so viele Daten wie möglich für das restliche F1-Wochenende zu sammeln.

Der wichtigste Parameter dabei sind die Reifen. C5 oder C6 lautet die zentrale Frage in Baku. Der in dieser Formel-1-Saison neu eingeführte weichste Pneu, der auch beim Aserbaidschan-GP zum Einsatz kommt, passt nicht allen. Viele Teams haben Probleme damit, ihn ins Arbeitsfenster zu bekommen oder den maximalen Grip zu extrahieren.

Bei seinem Premierenauftritt lautete das Fazit vieler, dass der C6-Reifen einfach zu weich ist und deshalb zu Verformungen neigt. Entsprechend schwammig ist das Fahrgefühl. Sogar im Qualifying könnte also der C5-Reifen zur bevorzugten Wahl werden. Oliver Bearman hatte am Ende von FP2 die Medium aufgeschnallt bekommen, bei Ocon wurden die Softs ausprobiert. Noch ist für die Fahrer unklar, welche Mischung besser funktioniert hat. "Wir werden sehen, was wir aus den Daten herauslesen können und was die Ingenieure sagen. Hoffentlich treffen wir morgen die beste Wahl", wollte sich auch Ocon noch nicht festlegen.

Gemessen am Freitagsergebnis erscheint eine Q3-Teilnahmen für Haas durchaus realistisch. Dabei war das US-Team in dieser Formel-1-Saison bislang nur viermal im entscheidenden Qualifying-Segment vertreten. Der Bolide der US-Amerikaner funktioniert offenkundig im bisherigen Jahresverlauf im Rennen besser als auf eine Runde.

Ein fünfter Platz wäre im Übrigen mit Abstand das beste Qualifying-Resultat von Haas in diesem Jahr. Aber das Ergebnis des Formel-1-Trainings in Baku wird auch sehr stark durch die Probleme der Konkurrenz geschönt. Beide McLarens brachten nach einem Mauerkontakt keine schnelle Runde zusammen und auch Red Bull findet - zumindest für Verstappen - meist in der Nacht von Freitag auf Samstag noch einiges an Performance.

Wie gut Haas in Baku auch performen mag, Oliver Bearman muss besonders aufpassen, dass er keine Zwischenfälle verursacht. Denn ihm droht nach einer Reihe von Strafen in dieser F1-Saison eine Sperre.