Red Bull sorgte nach dem Kanada GP mit zwei Protesten für reichlich Aufruhr in der Formel 1. Dr. Helmut Marko hatte in den TV-Interviews direkt nach dem Rennen einen Protest noch ausgeschlossen - und dann gab es gleich zwei. Einen davon zog Red Bull aber heimlich, still und leise wieder zurück.
Als 'kleinlich und armselig' bezeichnete Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff die Proteste bei Sky Sports und fügte an: "Einen haben sie zurückgezogen, weil er absurd war." Doch was genau steckte hinter dem zweiten Protestet und warum wurde er zurückgezogen?
Der erste Protest richtete sich gegen das Bremsmanöver, der zweite Protest gegen den Abstand zum Safety Car. Der "Abstands-Protest" musste schließlich gar nicht mehr von den Stewards bearbeitet werden, weil Red Bull selbst zurückzog. Aber warum?
Das Formel-1-Reglement erlaubt dem Führenden einen maximalen Abstand von zehn Fahrzeuglängen zum Safety Car. Diese Regel sorgte in der Vergangenheit schon oftmals für Ärger, auch weil eine genaue Überprüfung schwer war. Inzwischen hat die FIA eine entsprechende Software, die bei der Überwachung hilft.
Red Bull hat neue Formel-1-Regel nicht am Schirm
Tatsächlich ging es Red Bull beim Abstand gar nicht so sehr um die Szene vor oder nach dem Bremsmanöver. Kleinere Toleranzen sind bei der Regel durchaus eingepreist, darauf wiesen Vertreter der FIA auch in der Anhörung des anderen Protests hin.
Red Bull ging es um den riesigen Abstand, den George Russell in der Boxenausfahrt zum Safety Car hielt. Weil Russell dort nicht auf Bernd Mayländer aufschloss, gestikulierte Max Verstappen im Cockpit wild und meldete das vermeintliche Vergehen via Funk.
Tatsächlich hielt Russell an dieser Stelle ein Vielfaches der zehn Fahrzeuglängen Abstand. Aber warum zog Red Bull den Protest dann zurück? Wie Motorsport-Magazin.com erfuhr, hatte Red Bull eine neue Regel nicht auf dem Schirm. Artikel 26.1 c) kam erst zur Saison 2025 in das Reglement der Formel 1.
Darin heißt es, dass während Safety-Car- und VSC-Phasen in Marshall-Sektoren, in denen Doppelt Gelb herrscht, die vom Steuergerät vorgegebene Delta-Zeit nicht unterschritten werden darf. Die Regel wurde eingeführt, weil in der Vergangenheit Piloten teilweise im Renntempo auf das Feld hinter dem Safety Car aufgeschlossen hatten. Die Geschwindigkeit bei Doppelt Gelb ist besonders niedrig angesetzt.
Es ist nach wie vor im Sinne des Rennens, dass das Feld schnell hinter dem Safety Car zusammengeführt wird, allerdings sollen dabei Gefahrenzonen beachtet werden - schließlich werden die Safety-Car-Phasen nicht ohne Grund ausgerufen.
Delta-Zeit wichtiger als Abstand zum Safety Car
In diesem speziellen Fall befanden sich die ersten beiden Marshall-Sektoren nach dem Unfall von Lando Norris unter Doppelt Gelb. Während Mayländer im Mercedes beschleunigte, wartete Russell bis sein Delta positiv war. Die Delta-Zeit hat dabei Priorität über den maximalen Abstand zum Safety Car.
Die Regel schien nicht nur bei Red Bull für Verwirrung gesorgt zu haben. Ohne Doppelt Gelb gilt nämlich in der Boxenausfahrt bis zur Safety-Car-Linie während einer Safety-Car- oder VSC-Phase überhaupt kein Speedlimit. Carlos Sainz fuhr deshalb fast auf Esteban Ocon auf, weil der kurz vor der SC-Linie stark verlangsamt hatte. Hier stand kurz der Vorwurf des 'erratic driving' im Raum, die Stewards sprachen Ocon aber wegen der Delta-Regel frei.
Der Streit zwischen Russell und Verstappen polarisiert die Formel 1. Wie ist die Meinung von Christian Danner zur Thematik? Im Video-Interview steht der Experte Red und Antwort.
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