Die Formel-1-Saison 2025 hat bisher einiges an Action geliefert, vor allem aber im Qualifying und bei einsetzendem Regen. Nicht so in den trockenen Rennen. Langweilige Einstopp-Prozessionen mit ermüdendem Reifenmanagement sorgen für Kritik. Reifenhersteller Pirelli bemüht sich redlich, etwas dagegen zu unternehmen. Doch in Imola geht auch der jüngste Versuch nicht auf.
Grundsätzlich hatte der Einheits-Reifenlieferant der Formel 1 2025 eigentlich alles richtig gemacht. Die Fahrer hatten sich in den letzten zwei Jahren permanent über Reifen beklagt, die nichts aushielten, die zu schnell überhitzten, oder bei denen zu schnell Oberflächen-Graining einsetzte. Pirelli modifizierte für dieses Jahr daraufhin alle Reifenkonstruktionen.
Das Produkt ist ein klarer Fortschritt. Was aber auch bedeutet, dass die geupdateten 2025er-Reifen es den Teams erst recht nahelegen, mit nur einem Stopp durchzufahren. Bei jedem Boxenstopp verliert man schließlich viel Zeit und droht obendrauf in den Verkehr zurückzufallen. Und die 2025er-Autos produzieren noch mehr verwirbelte Luft, und sind noch schwerer zu überholen.
Pirelli bringt neuen Spezial-Reifen nach Imola - ohne Erfolg?
Um gegenzusteuern, griff Pirelli in Imola tiefer in die Trickkiste. Im letzten Jahr war zusätzlich zu den etablierten fünf Reifenmischungen noch ein sechster, extraweicher Reifen entwickelt worden. Dieser C6 war nur für Stadtkurse mit Minimal-Verschleiß gedacht. Mangels Renn-Action wagte man sich jetzt aber aus der Deckung und lieferte den C6 schon in Imola als Soft.
Imola ist eine Strecke mit einem alten Asphalt, der die Reifen nicht sehr hart rannimmt. Auch ist die laterale Belastung gering. Die Hoffnung war also da, durch eine um eine Stufe weichere Reifenpalette mit C4, C5 und C6 höheren hitzebedingten Verschleiß an der Hinterachse zu provozieren - und die Teams dadurch zu einem zweiten Boxenstopp zu zwingen, weil sie das Rennen dann mit C4 und C5 bestreiten müssen. Im Vorjahr wurde der C5 konsequent verweigert, man fuhr nur mit C3 und C4.
Stand Freitag hat das nicht geklappt. "Die Verschleißrate war nicht so hoch wie erwartet", bestätigt Pirellis Chefingenieur Simone Berra. So findet man sich trotz der um eine Stufe weicheren Reifenauswahl genau dort wieder, wo man vor einem Jahr war: "Mit der weicheren Auswahl braucht es mehr Management. Aber unsere weichen Reifen sind dieses Jahr hitzeresistenter." C4-C5, sprich Medium-Hard, gilt als wahrscheinliche Strategie im Rennen.
Boxengasse in Imola zu lang: Teams verweigert Einstopp-Rennen
Jetzt droht sogar erst recht eine Einstopp-Prozession. Denn auf dem Papier, sprich in den Simulationen, ist eigentlich die Zweistopp-Strategie die schnellere. Grundsätzlich ist der hitzebedingte Verschleiß der Hinterreifen immer noch signifikant. Aber in diesen Simulationen wird nie mit Verkehr gerechnet. Unzählige Male kann man dieses Szenario beobachten: Die Zweistopp-Strategie muss schon eine um mehr als fünf Sekunden bessere Rennzeit bringen, damit sich die Teams trauen.
Tut sie das nicht, weisen die Teams lieber ihre Fahrer an, um den Kurs zu schleichen - weil sie genau wissen, dass man sowieso nicht überholen kann. "Wir wissen, dass die Teams Rennen für Rennen die neuen Reifenmischungen lernen", unterstreicht Berra. "Selbst mit den weicheren Paletten in Miami und Jeddah haben sie es mit einem Stopp geschafft."
In Imola ist der Verschleiß tatsächlich schon so hoch, dass ein zweiter Stopp wirklich sein müsste. Aber es gibt ein weiteres Problem. Wer stoppt, verliert wegen der langen Boxengasse hier sogar 28 Sekunden und fällt tief in den Verkehr zurück, weil sich das Feld wegen des Bummeltempos nicht auseinanderzieht. "Letztendlich müssten wir den Verlust beim Stopp um vier bis fünf Sekunden reduzieren", meint Berra. Das geht in Imola eben nicht. Die Boxengasse ist lang und schmal, es gibt einfach keine Alternative.
Reifen überspringen? Pirelli und Formel 1 tüfteln an neuen Plänen
Jetzt heißt es zurück ans Zeichenbrett für Pirelli und die Formel 1. Die gute Nachricht aus Imola: Der C6 liefert besser ab als erwartet. Obwohl er so weich ist, hält er eine ganze Qualifying-Runde am Limit ohne Leistungseinbruch durch. Und er ist vier bis fünf Zehntel schneller als der C5, das ist ein ordentlicher Performance-Sprung und größer als erwartet.

Pirelli will jetzt evaluieren, ob es vielleicht etwas bringen könnte, bei zukünftigen Rennen einzelne Mischungen zu überspringen, also beispielsweise zu einem Rennen C3, C4 und C6 zu bringen. Und generell, ob man den C6 zu mehr Rennen als angenommen bringen könnte. Monaco, Kanada, Singapur und Baku stehen sowieso auf der Liste. Mexiko könnte auch eine Option sein.
Für Imola wird erst einmal trotzdem die Hoffnung nicht aufgegeben. Da der Verschleiß insgesamt dieses Jahr höher ist, hofft man noch, dass dadurch Variabilität ins Rennen kommt. Die Fahrer werden den C5, sprich Medium, am Start über eine sehr lange Distanz streicheln müssen, um mit einem Stopp durchzukommen. Was aber nur jenen Teams entgegenkommen wird, die darin besonders gut sind. Wie McLaren.
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