Sich auf Anhieb im ersten Formel-1-Rennen mit einem neuen Team in einem Auto wohlzufühlen, das gelingt nur den wenigsten Wechslern in der Königsklasse. Lewis Hamilton war zwar im Ferrari aus dem Stand aus ziemlich schnell und sammelte in China sogar seinen ersten Sprint-Sieg in Rot. Doch bis dahin hatte er seinen Fahrstil noch nicht ganz an sein neues Gefährt angepasst.

Das gelang ihm seiner eigenen Aussage nach erst beim letzten Rennen in Bahrain, während dem zweiten Stint, wo er auf etwas frischeren Reifen sechs Plätze aufholen konnte und von P11 auf P5 kam. "Es war sehr positiv, dass ich diese Erfahrung mit dem Auto hatte. Ich nahm während dem Rennen dabei einige Veränderungen an meinem Fahrstil vor, die ich mir nun einzuprägen versuche", sprach Hamilton vor dem Saudi-Arabien-GP. Bevor ihm im Rennen dieser potenzielle Durchbruch gelungen war, hatte er sich nach einem mäßigen Qualifying noch in Selbstkritik geübt.

Fahrstil erfolgreich verändert? Lewis Hamilton befürchtet Rückfall

Der Ferrari SF-25 verlangt eine etwas eigene Fahrweise als jene Boliden, die Hamilton bei Mercedes gesteuert hatte und vor allem jene, mit denen er in den späten 2010er-Jahren zur Höchstform aufgelaufen ist. Die Gefahr, dass Bahrain nur eine Eintagsfliege war, die aufgrund der besonderen Bedingungen des Wüstenkurs mit einem sehr alten Asphalt zustande kam, sieht er nicht: "Ich denke es ist [breit] anwendbar. Wenn man sich meinen Fahrstil vor allem 2020, 2021 oder auch davor angesehen hat, dann hat dieser mit der damaligen Generation von Autos gut funktioniert."

"Der Fahrstil den andere haben, und von dem ich sicher weiß, dass ihn Charles auch hat, da er schon einige Jahre hier [bei Ferrari] ist, ist nur einfach neu", so Hamilton. Doch zu früh will er sich noch nicht freuen, denn über den Berg sieht er sich noch nicht. "Es kann schnell passieren, dass man automatisch wieder in seinen alten Fahrstil zurückfällt, daran muss ich trainieren." Vor allem in Drucksituationen könne dies vorkommen.

"Ich hatte einzelne Moment, wo das bei den Testfahrten so war, aber sich tatsächlich umzustellen und es jedes einzelne Mal zu nutzen, ist etwas woran ich arbeiten muss", verspricht sich Hamilton. Zumindest setupmäßig wird Ferrari dabei an einem Strang ziehen, denn da befinden sich der Rekord-Weltmeister der Formel 1 und sein Teamkollege Charles Leclerc auf einer Linie. "Wir arbeiten nicht in verschiedene Richtungen [am Setup], sondern wir gehen in dieselbe Richtung", so Leclerc gegenüber Motorsport-Magazin.com.

Charles Leclerc: Lewis und ich verlangen dieselben Dinge vom Auto

"Es kommt uns zugute, dass wir dieselben Dinge vom Auto verlangen, um uns wohlzufühlen. Das wirkt sich positiv auf das Team aus", so der Monegasse weiter. In den letzten Wochen hatte Ferrari in den Trainings-Sessions viel Zeit damit verbracht, an Setup-Lösungen zu experimentieren, was in Bahrain (so zumindest die Einschätzung von Leclerc) erstmals Früchte getragen haben soll. Eine "aggressive" Richtung, wie er betont, habe man eingeschlagen.

Ferrari hat im Winter trotz der weitestgehend unveränderten technischen Regeln ihren neuen Formel-1-Wagen radikal umgebaut. Das auffälligste Merkmal am SF-25 im Vergleich zum SF-24 ist, dass er an der Front über eine Pullrod-Aufhängung (Zugstreben) verfügt und nicht mehr über Pushrods (Druckstreben). Eine Umstellung, die große Auswirkungen auf die gesamte Aerodynamik hat und nicht nur zahlreiche weitere Umbauten nach sich zog, sondern auch die Roten zum neuen Erlernen zahlreicher Aspekte ihres F1-Autos zwang. Ein radikaler Schritt vor der letzten Formel-1-Saison der aktuellen Regel-Generation. In Bahrain kam mit dem ersten großen Update ein neuer Unterboden ans Auto.

Leclerc will die Bedeutung eines ähnlichen Fahrstils innerhalb des Teams nicht zu hoch bewerten, über das Setup könne man diesen notfalls ausreichend individualisieren. Aber er schätze es trotzdem als "ein bisschen hilfreicher ein", wenn beide Fahrer eine ähnliche Richtung einschlagen, so wie es zwischen ihm und Hamilton der Fall ist: "Wir sind beide sehr aggressiv am Kurveneingang, was bedeutet, dass wir dieselben Dinge vom Auto verlangen."

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