George Russell behielt in Bahrain trotz mehrerer technischer Defekte und Druck von Lando Norris einen kühlen Kopf - und auch einen kühlen Körper, wie er in Saudi-Arabien nun verriet. Der Brite nutzte - als wohl einziger Formel-1-Fahrer - während des Rennens eine aktiv gekühlte Weste. Dieses Kühlsystem ist seit der Saison 2025 unter bestimmten Umständen Pflicht in der Formel 1 - in Bahrain traten diese Umstände allerdings nicht ein.
Laut Reglement muss die FIA die Hitze-Gefahr 24 Stunden vor dem Rennen ausrufen. Wenn der Hitze-Index, der nicht nur die Umgebungstemperatur miteinbezieht, 30,5 Grad Celsius laut offizieller F1-Wetterprognose übersteigen soll, benachrichtigt der Rennleiter die Teams über die Hitze-Gefahr. Beim Nachtrennen in Bahrain wurde dieser Wert nicht erreicht, bei Rennstart stieg das Quecksilber auf 27,2 Grad.
Trotzdem entschied sich Russell freiwillig für die Kühlung. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie freiwillig mit fünf Kilogramm extra gefahren sind", säte Ex-Teamkollege Lewis Hamilton Zweifel. Denn das Kühlsystem bringt einen Gewichtsnachteil mit sich. Besteht das Hitze-Risiko offiziell, steigt deshalb auch das Mindestgewicht von Auto und Fahrer von 800 auf 805 Kilogramm.
Ob das Mercedes-System die vollen fünf Kilogramm auf die Waage bringt, ist unklar. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com hat Mercedes aber ausreichend Spielraum, um Ballastgewicht aus dem Auto zu nehmen, um das Extra-System zu kompensieren. Russell hatte in Bahrain also keinen Gewichts-Nachteil.
Das Kühlsystem besteht aus zwei Elementen. Einerseits einer Kühlweste, die von den Piloten unter dem Overall getragen wird. Darin verlaufen kleine Schläuche, durch die eine Kühlflüssigkeit gepumpt wird. Über Leitungen ist die Kühlweste mit der Kühleinheit im Auto verbunden. Dort wird die Flüssigkeit wieder heruntergekühlt, wenn sie vom Körper des Fahrers gewärmt wurde. Bei Mercedes sitzt die Kühleinheit vorne im Cockpit.
Mercedes entwickelt eigene Kühl-Weste

"Beim Start hatte die Weste zwischen 16 und 17 Grad", verrät Russell. "Das fühlt sich ziemlich gut an, wenn man in einem Cockpit sitzt, in dem es 50 Grad plus hat. Natürlich gibt es immer Raum für Verbesserungen, aber wir als Team haben so viel harte Arbeit investiert und waren zuversichtlich, dass das System funktionieren würde."
Teamkollege Andrea Kimi Antonelli verzichtete in Bahrain auf das System. Er wollte es im 1. Training - wie auch Russell - ausprobieren, doch wegen eines Defekts konnte er nur 3 Runden fahren. In Saudi-Arabien, wo bei höherer Luftfeuchtigkeit ähnliche Temperaturen erwartet werden, dürfte die Schwelle für das Hitze-Risiko erneut nicht erreicht werden. Doch bei Mercedes will man weiter damit experimentieren.
"Ich war in Bahrain nicht allzu besorgt über die Unannehmlichkeiten, weil es eine ziemlich langsame Strecke war. Aber hier mit den sehr schnellen Kurven von Jeddah und all diesen Rohren um meinen Rippenbereich herum, könnte es mir einige Probleme bereiten", fürchtet Russell. "Deshalb werde ich am Freitag sehen, ob das System gut fürs Rennen ist."
Dabei will es Mercedes aber nicht belassen. Der einstige Dauerweltmeister entwickelt inzwischen schon ein eigenes Produkt. Bislang testete die Formel 1 nur das Produkt Pro Touring Cooling Shirt von Chillout Motorsport. Mercedes will den Komfort mit der maßgeschneiderten Lösung deutlich verbessern.
Für viele Piloten ist die Weste von Chillout Motorsport keine Option. Deshalb ist zwar das Kühlsystem im Falle eines Hitze-Risikos und das entsprechende Zusatz-Gewicht verpflichtend, nicht aber das Tragen der Weste. Dafür müssen die Piloten ein halbes Kilogramm extra auf die Waage bringen.
Silberne Mercedes-Jacke ist keine Kühl-Weste

Die Kühlweste ist nicht zu verwechseln mit den auffälligen silbernen Jacken, die die Mercedes-Fahrer oftmals vor dem Start tragen. Diese spezielle Jacke hat Ausrüster Adidas entwickelt, um die Piloten außerhalb des Rennautos gut zu kühlen. Dort tragen die Fahrer gerne klassische Eis-Westen. Bei hohen Temperaturen schmilzt das Eis jedoch recht schnell. Durch die Spezial-Jacke hält der Kühl-Effekt länger an.
Die technischen Probleme, die Russell beim Bahrain GP plagten, sollen laut Mercedes nichts mit dem Kühlsystem zu tun haben. Der Brite hatte im Rennen Probleme mit dem Brake-by-Wire-System und mit dem Timing-Transponder.
Am Rande des Bahrain GP tagte die Formel-1-Spitze mit den Motorenherstellern, um über die Zukunft des Motoren-Reglements zu beraten. Der Motoren-Gipfel ist zwar ein Sieg für Audi, aber eine Gefahr für die Formel 1, wie F1-Experte Christian Danner erklärt:
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