Wenn ein Meeting, in dem zwölf Hersteller ihre Meinung zu der Zukunft der Formel 1 kundtun, "nur" 70 Minuten dauert, dann ist das definitiv eine Überraschung. So geschehen vergangene Woche beim Motorengipfel in Bahrain. Für viele gingen drei Hersteller als klare Sieger hervor. Neben Mercedes und Honda insistierte vor allem Audi, dass das bereits beschlossene 2026er Reglement auch durchgezogen wird.

Doch wo es Gewinner gibt, gibt es auch Verlierer – in diesem Fall ist es die Formel 1 und die FIA. Das meint zumindest F1-Experte Christian Danner Für ihn besteht eine latente Gefahr, dass sich die Hersteller aus wirtschaftlichen oder anderen Gründen entscheiden könnten, die Formel 1 zu verlassen und dann stünde die Königsklasse des Motorsports ohne Hersteller da, die die komplizierten 2026er Motoren herstellen, entwickeln und – vor allem – bezahlen könnten.

Danner: Irrsinns-Reglement mit gigantischen Kosten

"Ich denke, dass es ein Fehler ist, nicht über das Thema V10-Motor intensiver zu diskutieren. Denn der Sport lässt sich von den Automobilherstellern und den großen Werken ein Irrsinns-Reglement mit gigantischen Kosten aufdrücken, womit natürlich die latente Gefahr besteht, dass sie von heute auf morgen das Spiel Formel 1 abdrehen", erklärt Danner. Der Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass die Hersteller in wirtschaftlich schweren Zeiten schnell den Stecker ziehen. Bestes Beispiel: Renault, die erst im vergangenen Sommer den Ausstieg aus der Formel 1 verkündeten.

Formel 1: Zu starke Abhängigkeit von Herstellern

Mit einem V10-Motor würde sich die Abhängigkeit von den Herstellern dramatisch reduzieren, denn laut Danner ist der Bau eines V10-Motors von jedem zu bewerkstelligen. "Ich sage jetzt mal, dass selbst Ford oder Cadillac diesen Motor hinkriegen. Wenn man ein Standard-KERS hinzupackt, das für alle dasselbe ist, wäre das eine Lösung für dieses Damoklesschwert", meint Danner. Da bei dem Motorengipfel keine weitreichenden Entscheidungen getroffen wurden, ist für die nahe Zukunft vieles offen.

So könnte man sich immer noch dazu entscheiden, den Motorenzyklus zu verkürzen. "Ich bin gespannt, wie der Übergang aussehen wird", sagt Danner und fügt hinzu: "Jeder, der bis zwei zählen kann, kann sich ausrechnen, dass ein 500PS Elektromotor in einem F1-Auto von der Batteriekapazität her und bei aller Rekuperation [Rückgewinnung der Energie; Anm. d. Red.] nicht das bringt, was man gern hätte." Ein Problem, das längst auch von den Fahrern heiß diskutiert wird. Auch Carlos Sainz und Charles Leclerc teilen offen ihre Zweifel an der neuen PU-Generation.

Motoren-Gipfel: Sieg für Audi, Niederlage für die Formel 1? (05:31 Min.)