Als einen ein Fall von 'was hätte sein können' fasste Mercedes-Ingenieur Andrew Shovlin den Japan GP für sein Team passend zusammen. Tatsächlich hätte das Motto für das gesamte Feld gepasst: In den Top-10 gab es nur eine einzige Positionsverschiebung. Alle anderen Piloten kamen auf den Plätzen ins Ziel, auf denen sie gestartet waren.
Für Mercedes bedeutete das: Platz fünf für George Russell und Rang sechs für Kimi Antonelli. Dabei beendeten die beiden Wagenlenker das Rennen mit konträren Emotionen. "Das heutige Rennen war frustrierend", ärgerte sich Russell.
Der Routinier im Team war bis zum Qualifying der einzige echte McLaren-Jäger. Als es ernst wurde bekam er das Aufwärmen der sensiblen Pirelli-Pneus nicht richtig hin. Fehler und Startplatz fünf waren die Folge
Im Rennen allerdings zeigten sich die Pirellis nicht ganz so sensibel. Sehr zum Leidwesen von Russell: "Die letzten zwei Wochenenden waren die Reifen zu hart für die neuen Asphaltschichten." In Shanghai wurde die ganze Strecke neu asphaltiert, in Suzuka der erste Sektor. "Dadurch waren beide Rennen einfache Einstopper. Das hat den Spaß bei der Strategie rausgenommen", so Russell.
Mercedes-Strategie geht nicht auf: Verkehr behindert Russell
Das ohnehin schon schwierige Überholen in Suzuka wurde dadurch noch zusätzlich erschwert. "Es gab einfach nicht genügend Unterschiede beim Reifenabbau", erklärt Russell. Dadurch blieben die Leistungen der Boliden das gesamte Rennen hinweg recht ähnlich.
Dazu gab es strategisch nur eine Möglichkeit, etwas zu machen. Russell versuchte mit einem früheren Stopp, an Charles Leclerc vorbeizugehen. Russell eröffnete in Runde 19 die Stopps in der Spitzengruppe. Als Ferrari zwei Runden später mit Leclerc nachzog, war der Monegasse aber noch immer vor Russell.
"Leider hatten wir nicht ganz die Pace dafür, weil wir uns in diesen beiden Runden durch den Verkehr arbeiten mussten. Egal, welche Strategie wir versucht hätten, ich denke, wir wären auf Platz fünf gelandet", konstatiert der Brite. Etwas mehr als eine Sekunde nach Leclerc überfuhr er die Ziellinie.
Russell verliert Platz drei in der F1-Weltmeisterschaft
Für Russell, der sich an den ersten beiden Rennwochenenden zum Geheimfavoriten im WM-Kampf mauserte, war Japan ein Rückschlag: "Unser Frust rührt vor allem daher, dass wir gestern das Qualifying nicht optimal genutzt haben. Mit dem Speed, den wir im Training gezeigt haben, hätten wir um die ersten beiden Startreihen kämpfen können. Es war das erste Qualifying in diesem Jahr, in dem wir nicht unser volles Potenzial ausgeschöpft haben."
Piastri reichte Platz drei, um in der Weltmeisterschaft an Russell vorbeizugehen. Der Mercedes-Pilot belegt nun mit 17 Punkten Rückstand auf WM-Leader Lando Norris Platz vier. "Ich denke, Platz vier vor Charles wäre möglich gewesen. Es ist nicht ideal, aber auch nicht schrecklich", lautet Russells Fazit.
Antonelli stellt Formel-1-Rekorde auf - verpasst aber Wichtigsten
Für Teamkollege Andrea Kimi Antonelli war der Japan GP durchaus ein Erfolgserlebnis. Nachdem der Undercut bei Russell nicht funktioniert, versuchte Mercedes beim Rookie das Gegenteil und ließ ihn erst in Runde 31 zum Boxenstopp kommen. Doch auch der Overcut hatte keinen Effekt auf das Rennergebnis: Antonelli blieb ebenfalls dort, wo er 53 Runden zuvor losgefahren war.
Er war aber durchaus zufrieden damit - und das nicht nur, weil ihm die Statistik schmeichelte. Duch den langen ersten Stint konnte er seine ersten Führungsrunden in der Formel 1 sammeln. Der 18-jährige Antonelli trug sich damit sogar in die Geschichtsbücher ein, indem er Max Verstappen als jüngsten Raceleader ablöste.
Der Italiener gibt sich kämpferisch: "Mein nächstes Ziel ist es, das in der einzigen Runde zu schaffen, die zählt: der letzten!" Weil er das in Suzuka nicht schaffte, kann er Verstappen nicht mehr als jüngster Rennsieger der Formel-1-Geschichte ablösen. Der Niederländer war bei seinem ersten Sieg 18 Jahre und 228 Tage jung, Antonelli überschreitet diese Marke vor dem Bahrain GP.
Immerhin: Der späte Stopp brachte ihm einen Reifenvorteil am Ende des Rennens, den Antonelli nutzte, um sich als jüngster Fahrer in die Liste der Schnellsten Rennrunden einzutragen. Doch die Statistik war es nicht, die den Mercedes-Youngster zufriedenstellt: "Ich war heute viel glücklicher mit der Pace. Endlich habe ich gute Pace zeigen können. Vor allem auf dem Hard war ich konstant schnell."
Antonelli in Suzuka endlich schnell
Die Ergebnisse in dieser Saison schmeichelten Antonelli, seine Pace war allerdings noch weit weg von der des Teamkollegen. Selbst im Qualifying war der Italiener - ohne Russells Fehler - noch weit weg. Im Rennen konnte er erstmals mithalten. "Im Qualifying hat es Klick gemacht. Ich konnte das Auto mehr fühlen und heute war ein weiterer Schritt", so Antonelli.
Weil er den eigentlich geplanten Test der Super Formula Ende 2024 krankheitsbedingt absagen musste, fuhr er an diesem Wochenende zum ersten Mal in Suzuka. Auf das Rennen nächste Woche in Bahrain freut er sich entsprechend: "Ich habe jetzt das Gefühl, dass ich mit dem Auto spielen kann. Das war ein guter Vertrauens-Boost. In das nächste Wochenende gehe ich mit eine anderen Vertrauen, auch weil ich die Strecke schon kenne."
In den Freien Trainings fiel es dem Rookie schwer, Selbstvertrauen aufzubauen. Im Qualifying war das ein limitierender Faktor. Eine Zusammenfassung der Qualifikation seht ihr in diesem Video:
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