Wie schaffte Charles Leclerc es von Startplatz 19 aufs Podium?

Zum einen war der Ferrari in Charles Leclercs Händen in Abu Dhabi sicher nicht langsam. Zum anderen gewann er sensationelle elf Plätze in sieben Kurven. Albon am Start ausbeschleunigt, vorbei am abgewürgten Tsunoda, innen Doohan in Kurve 1 überholt, Piastri und Verstappen ausgewichen, den in die Auslaufzone ausweichenden Zhou passiert, Hamilton innen in Kurve 3, Stroll außen in Kurve 5, dann in Kurve 6 außen Lawson, Bottas und Perez: "In der Formel 2 hatte ich ein paar gute erste Runden. Aber in der F1 war das definitiv die beste." Dann konnte er mit der guten Ferrari-Pace auf der Strecke beide Haas und Fernando Alonso abfertigen, und mit aggressiver früher Einstopp-Strategie George Russell hinter sich lassen, der ihm im Gegenzug durch langes Zuwarten den dritten Platz quasi schenkte.

Wie holte Lewis Hamilton am Ende noch George Russell ein?

Als einziger Fahrer setzte Lewis Hamilton im Rennen auf die Hard-Medium-Alternativstrategie. Der robuste Hard machte sich in einem langen ersten Stint bezahlt, in dem Hamilton, der wie Leclerc auch von Start-Scharmützeln profitierte, schon ab Runde 13 freie Fahrt hatte. Russell verlor anfangs viel Rennzeit, weil er hinter Pierre Gasly steckte, und konnte die Pace vor dem Boxenstopp nicht mehr halten. Als es dann im letzten Stint drauf ankam, war Hamilton auf dem Medium souverän: "Es hat Perfektion benötigt, ich musste wirklich die Runden hinbekommen." Als er am Schluss in Kurve 9 schließlich außen angriff, leistete Russell, sich den Umständen wohl bewusst, keine echte Gegenwehr.

Warum wurde Max Verstappen bestraft?

Max Verstappen packte zumindest am Funk im Rennen einmal wieder heftige Kritik an den Stewards aus. "Dumme Idioten" für 10 Sekunden plus zwei Strafpunkte. Wie rechtfertigten sich die Offiziellen? Verstappen war bei seiner Attacke gegen Oscar Piastri in der ersten Kurve nie weit genug daneben. Infolgedessen wurde ihm explizit die volle Schuld am darauffolgenden Kontakt zugesprochen, welcher Piastri aus dem Spitzenkampf riss. Den sonst häufig zum Einsatz kommenden entlastenden Bonus eines Start-Zwischenfalls gab es für Verstappen hier nicht. Der kommt meist nur dann zum Tragen, wenn es im dichten Getümmel passiert. An der Spitze des Feldes, mit zwei sich isoliert von allen anderen treffenden Autos, schwinden die Ausreden.

Verstappen rastet nach Strafe aus! Reagiert so ein Weltmeister? (09:58 Min.)

Muss Valtteri Bottas trotz F1-Aus eine Strafe für den Crash mit Kevin Magnussen absitzen?

Ja - wenn er wieder ein Formel-1-Rennen fährt. Die Stewards folgten dem üblichen Verfahren. Ein Fahrer, der wie Valtteri Bottas glasklar schuld ist an einem Unfall, erhält üblicherweise zehn Sekunden. Ist der Fahrer aber schon ausgeschieden, wird das in fünf Strafplätze verwandelt. Die verfallen nie. Sollte Bottas je wieder einen Grand Prix (nicht Sprint) starten, werden sie automatisch angerechnet. Egal ob das der Saisonauftakt 2024 oder irgendein beliebiger GP im Jahr 2030 ist.

Wie verewigte sich Kevin Magnussen (nicht) in den F1-Geschichtsbüchern?

Kevin Magnussen wurde in Abu Dhabi früh von Bottas aus dem Rennen geschossen. Danach stellte Haas aber eines sicher: Magnussen sollte zum F1-Abschied unbedingt die schnellste Rennrunde bekommen. Die holte er sich schon nach dem Reparatur-Stopp. In der vorletzten Runde bekam er noch einmal neue Soft und schlug mit 1:25,637 den Streckenrekord von Max Verstappen aus dem Jahr 2021. Das hat wegen der seitdem langsameren Autos Seltenheitswert. Zugleich stellte Magnussen, der Letzter wurde, damit sicher, dass der Bonuspunkt für die schnellste Runde bei seiner letzten Anwendung nicht mehr vergeben wurde. Ab 2025 wird er eingestampft.

Was wurde aus der Ermittlung gegen Kevin Magnussen vor dem Start?

Viel war los rund um Magnussen in Abu Dhabi. Noch vor dem Start wurde gegen ihn eine Ermittlung eingeleitet. Die endete nach dem Rennen mit Freispruch. Was war passiert? Ihm wurde vorgeworfen, zu Beginn der Sichtungsrunden vor dem Start am Boxenausgang einen Probestart vorgenommen zu haben. In Abu Dhabi wegen der engen Boxenausfahrt verboten. Nach Check der Daten sahen das die Stewards nicht: Zwar fuhr Magnussen nicht einfach nur an, sondern ließ die Drehzahl mehr als üblich ansteigen, aber das allein konstituiert keinen Probestart.

Warum wurde Zhou Guanyu bestraft?

Es verbleiben nach dem Rennen noch eine Handvoll kurzer Fragen zum Hinterfeld. Zhou Guanyu kassierte in seinem letzten Formel-1-Rennen fünf Strafsekunden, weil er bereits beim vierten von fünf roten Lichtern am Start losfuhr, auch wenn es nur sachte war, und kein sportlicher Vorteil daraus entstand.

Warum wurde Lance Stroll bestraft?

Lance Stroll tat sich in Abu Dhabi schwer mit den Track Limits. Schon nach 16 Runden wurde ihm für den dritten Verstoß die Verwarnungs-Flagge gezeigt. Beinahe konnte er sich bis ins Ziel danach zusammenreißen. Doch auf der vorletzten Runde fuhr er zum vierten Mal zu weit raus. Fünf nach dem Rennen addierte Strafsekunden kosteten ihm zwei Plätze, aber keine Punkte.

Warum gab Franco Colapinto auf?

Nicht nach Wunsch verlief Franco Colapintos Formel-1-Abschied. Williams musste am Freitag schon das Getriebe wechseln und kassierte fünf Strafplätze. Dann fuhr sich Colapinto im Training den Unterboden kaputt. Ohne Ersatz musste er mit dem Geflickten fahren, was ihm laut eigener Aussage mehrere Zehntel kostete. Und schließlich war das alles irrelevant, weil er nach 26 Runden mit Verdacht auf Power-Unit-Schaden in die Garage geschoben wurde.

Wie geht es jetzt weiter für Sergio Perez?

Sergio Perez wurde im Rennen von Bottas gerammt, rollte dann ohne Vortrieb aus. Ein unrühmliches Ende. Und jetzt? Am Montag will sich die Führungsspitze von Red Bull Racing mit den Anteilseignern treffen. Hier wird das weitere Vorgehen festgelegt. Aus Perez' Äußerungen am Sonntag scheint klar: Er beharrt darauf, aus seinem Vertrag ausbezahlt zu werden, was Red Bull wohl Millionensummen kosten dürfte. Bislang geht das Fahrerlager aber fest davon aus, dass Abu Dhabi das Ende war. Wer wird Nachfolger? Am Dienstag sitzt Yuki Tsunoda beim abschließenden Reifentest erstmals in einem Red Bull. Christian Horner verneinte zuletzt aber einen Zusammenhang - der Test, der auch auf Druck von Honda vereinbart wurde, stehe für sich. Die Paddock-Gerüchte wollen seit Wochen Liam Lawson in der Pole-Position sehen.