Es ist eine deutliche Ansage von McLaren. Mit 21 Punkten Vorsprung startet das Team in Abu Dhabi als haushoher Favorit in den Showdown um die Konstrukteurs-WM. Doch selbst wenn Lando Norris und Oscar Piastri die ersten beiden Startplätze holten, so ist der Rest der Formel 1 nicht mehr so weit weg wie noch zu Beginn des Wochenendes. Jetzt wird Teamorder entscheidend.

"Qualifying war ein bisschen ein Kampf ehrlich gesagt", meint Norris. Obwohl er zwei Zehntel auf Piastri Vorsprung hat. Aber direkt hinter Piastri folgt schon Carlos Sainz vom direkten WM-Rivalen Ferrari. Das ist näher als nach den dominanten Trainings erwartet, so Norris: "Wir haben einfach erwartet, dass wir ein bisschen besser wären."

Dabei war der Druck durch den Red Bull von Max Verstappen fast noch höher. Die verpuffte erst durch einen schlechten letzten Q3-Versuch. "Max sah größtenteils ein kleines bisschen schneller aus", glaubt Norris. So fühlte er in Q3 die Notwendigkeit, noch einmal ordentlich anzuziehen: "Es war eine gute Runde. Nicht die sauberste, aber manchmal ist es eigentlich ein ganz guter Ort da am Limit, etwas unsauber."

McLaren-Fahrer liefern unter Druck im Qualifying ab

"Ich hatte ein paar Rutscher, einen großen in Kurve 9, der schnellen", so Norris. "Das hat mir ein bisschen gekostet. Sonst war es eine gute Runde." Auch Piastri war unter Druck in Q3 nicht mehr sauber unterwegs. Auf seinem ersten Versuch spielte er in der ersten Kurve ein gefährliches Spiel mit den Track Limits. So gefährlich, dass das FIA-System erst sogar eine Übertretung zu erkennen glaubte und ihm die Runde strich.

Erst nach kurzem Gegencheck erhielt Piastri die Runde wieder zurück. Sein zweiter Versuch war aber wieder in der ersten Kurve nicht gut, diesmal war zu viel Platz: "Ich wollte nicht mehr Platz lassen, tat es aber unabsichtlich. Das hat mir einiges an Zeit gekostet. War schade. Aber natürlich - obwohl ich die Runde davor schon zurückhatte, war das im Hinterkopf, dass es da äußerst eng gewesen war."

Das alles freut Teamchef Andrea Stella aber sogar. Er sieht es als Beweis, dass die ganzen Ansagen von wegen "ein Wochenende wie jedes andere" gefruchtet haben: "Wir sollten das Rennen so angehen, wie wir das Wochenende angegangen sind. Das tun, was wir davor getan haben. Wenn du anfängst zu zögern, dann machst du falsche Entscheidungen."

McLaren-Teamorder am Sonntag: Den Fahrer-Instinkt richtig programmieren

Trotzdem schwebt die WM natürlich über allem. Mit 21 Punkten Vorsprung hat McLaren um einiges mehr zu verlieren als Ferrari. Besonders in der ersten Kurve. Mit beiden Fahrern nebeneinander. "Ich bin sicher, dass wir beide gerne das Rennen gewinnen würden, aber jeder würde die Meisterschaft noch lieber gewinnen", winkt Piastri ab, der dieses Jahr bereits bei einigen Rennen, insbesondere Monza, hart in der ersten Runde gegen Norris hinhielt.

McLaren-Pilot Oscar Piastri überholt nach dem Start Polesetter und Teamkollege Lando Norris
In Monza wurde zwischen Piastri und Norris hart gekämpft, Foto: LAT Images

"Wenn du mit Fahrern umgehst, musst du immer bedenken, dass sie auf Sieg gepolt sind, vom Kart an", weiß Stella. Es wird nicht das erste Strategie-Meeting am Sonntagmorgen mit einer Teamorder-Komponente sein. "Wir hatten in dieser Saison schon mehr als eine Konversation mit beiden Fahrern, in denen wir ihnen sagten, dass das die einzige Situation ist, wo unser dreier Interesse nicht deckungsgleich ist."

"Aber jedes Mal war ich positive überrascht, wie leicht es war", hat Stella keine Angst. "Wir haben den Start, die erste Kurve, die erste Runde, für alle Situationen werden wir uns bestmöglich vorbereiten. Manchmal kannst du bei engem Racing zu vorschreibend sein, weil Fahrer manchmal denken, dass es am sichersten ist, einfach dem Instinkt zu folgen. Was dann wichtig ist: Den Instinkt mit einem klaren Ziel zu programmieren:"