Im gesamten Trubel um die Trennung von Esteban Ocon, hätte beinahe vergessen werden können, dass der Katar-GP für Alpine rein sportlich ein Feiertag war. Mit einem fünften Platz könnte Pierre Gasly den Weg zu Rang sechs in der Konstrukteurswertung geebnet haben. Im Finale wehrte sich der Franzose sogar erfolgreich gegen einen Ferrari, obwohl er seinen Wagen ins Ziel tragen musste.
Magnussen fährt in die Box und Gaslys Rennen erwacht
"Eigentlich geht das nicht zusammen mit einem Ferrari Rennen zu fahren, während du Lift and Coast betreiben musst", befand Gasly nach dem Rennen. Warum der Franzose seinen Alpine nach Hause tragen musste und kein Vollgas geben konnte, blieb ein Geheimnis. Auch Teamchef Oliver Oakes durfte es nicht verraten, lobte aber die Mannschaft für das Erkennen des Problems: "Wir versuchten die Pace eines Ferrari zu gehen. Normalerweise würden wir ein Rennen anders managen. Aber ich muss da wirklich allen Enden des Teams ein Kompliment aussprechen. Das war großartiges Teamwork."
Doch wie kam Gasly überhaupt in die Position, mit einem Carlos Sainz zu kämpfen? In einem turbulenten Rennen musste dafür erst so einiges geschehen. Zunächst schien er noch gefangen zu sein, doch das änderte sich glücklicherweise: "Ich fühlte mich wohl im Auto. Nach dem Start hatte ich einen schönen Kampf mit Kev [Magnussen]. Ich hing in seinem Getriebe und spürte, dass ich schneller war. Sobald er in die Box abbog, hatten wir fantastische Pace. Es war ein sehr starkes Rennen und nach Brasilien das Beste der Saison. Ich bin sehr stolz auf meine Jungs, wie viel Leistung sie über das Jahr hinweg gefunden haben."
Doch Platz Fünf kam nicht allein durch Pace zustande. Auch die richtige strategische Entscheidung wurde gefällt. "Jede Runde fuhr ich schneller und schneller. Der Medium-Reifen funktionierte fantastisch an meinem Auto. Als Kev reinkam, zog ich Fernando [Alonso] vier Zehntel pro Runde weg. Ich war drei Zehntel schneller als Kev auf dem frischen Hard. Ich wollte nicht in die Box kommen. Ich wusste, wenn da ein Safety-Car oder ein Virtual Safety-Car kommt, dann werden wir davon profitieren. In dieser Phase des Rennens war ich auf dem Overcut unterwegs und gewann Zeit. Es gab keinen Grund, an die Box zu kommen", erklärte der Franzose.
Gaslys Meisterstück in Katar: 16 Runden bis ins Ziel, mit Sainz im Nacken
Letztlich kam das erhoffte Safety-Car. "Das hat sehr gut für uns funktioniert, aber natürlich war es in den letzten 16 Runden nicht einfach, Carlos [Sainz] hinter mir zu halten", kam er wieder auf das eigentliche Meisterstück seines Rennens zurück. Sainz war durch einen Reifenschaden hinter ihn zurückgefallen. Lewis Hamilton und Lando Norris erhielten saftige Strafen und Sergio Perez drehte sich kurz vor dem Restart vor ihm weg. Dabei musste er in den Staub ausweichen, was für einen Verbremser auf dreckigen Reifen in Kurve Eins sorgte. Doch trotz dieses Fehlers war die Konsequenz des Ganzen, dass Gasly sich plötzlich auf Rang fünf wiederfand.
Diesen galt es zu verteidigen. Gegen einen Ferrari in einem Alpine aber normalerweise eine Mission Impossible. Doch der 28-Jährige vertraute auf seine Instinkte: "Es gab drei Momente, wo er gut in Position war, um an mir vorbeizugehen. Da musste ich mich entscheiden, ob ich innen oder außen abdecke. Es gibt mehrere Linien. Ich blieb zuerst innen und dann außen. Beim letzten Mal war ich etwas überrascht, dass er es innen versuchte. Aber ich war ziemlich glücklich mit meiner Verteidigung. Mir gelang es das Auto so zu positionieren, dass er kein Manöver setzen konnte."
Und das alles mit Lift and Coast, auch wenn wir den Grund dafür nicht erfahren dürfen. Teamchef Oakes zog humorvoll den Hut vor seinem Fahrer: "Du fragst ihn, das Rennen zu managen, einen anderen hinter sich zu halten und wenn es nichts ausmacht: Könntest du dabei auch noch schnell fahren und keinen Fehler machen? Und er nimmt das an."
WM-Rang Sechs zum Greifen nahe: Haas muss deutlich auf Alpine aufholen
Doch seinem Piloten hätte man das wohl gar nicht sagen müssen. "Ich wollte unbedingt diesen fünften Platz holen. Ich weiß, wie wichtig diese Punkte für uns in der Meisterschaft sind", betonte er freudestrahlend nach dem vielleicht entscheidenden Schlag im Kampf Rang sechs in der Teamwertung. Fünf Punkte Vorsprung hat Alpine (59) nun vor Haas (54). Und ob die Top-Teams beim finalen Abu-Dhabi-GP noch einmal so viele Punkte liegen lassen, ist wohl eher fraglich.
Bei WM-Gegner Haas zeigte sich in Katar indes das umgekehrte Bild. Aus einem vielversprechenden Ergebnis im Sprint wurde ein Albtraum im Grand Prix. Mehr dazu hier:
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