McLaren setzte beim Formel-1-Sprint in Brasilien erstmals die Teamorder zugunsten von Lando Norris durch. Oscar Piastri kontrollierte das Rennen zunächst vom Start weg. Erst kurz vor dem Finish überließ er dem Teamkollegen für dessen WM-Chancen gegen Max Verstappen den Sieg. Der Ausfall von Nico Hülkenberg erzwang die Entscheidung am McLaren-Kommandostand. Piastri gab sich nach dem Rennen als perfekter Teamplayer, Norris als dankbarer Teamkollege. McLaren-Teamchef Andrea Stella rechtfertigte den späten Platztausch mit dem engen Rennverlauf und der Gefahr durch Max Verstappen.
"Ich bin nicht stolz darauf, aber wir haben als Team gut zusammengearbeitet. Mein Dank gilt Oscar. Wir haben als Team einen super Job gemacht und das ist das Resultat, das wir heute wollten", so der Brite, der am 21. Rennwochenende der Saison 2024 erstmals in seiner Formel-1-Karriere einen Sprint gewann. Piastri hatte sich am Freitag im Qualifying knapp durchgesetzt und gab von der Pole Position aus auch im Sprint ab der ersten Runde den Ton an.
In der frühen Phase des Rennens klagte Norris im Funk bereits über die Situation, in der Dirty Air hinter dem Teamkollegen folgen zu müssen und dabei Charles Leclerc und Max Verstappen im Nacken zu haben. "Es war schwierig. Wir hatten einen Jojo-Effekt. Ich fuhr heran, fiel zurück und fuhr wieder heran. Die Dirty Air kostet dich viel Rundenzeit. Ich hatte das Gefühl, etwas schneller zu sein, konnte aber in dem Moment nicht überholen", sagt Norris.
Hülkenberg-Ausfall sorgt nach Zögern für schnelle Entscheidung
McLaren entschied sich erst zwei Runden vor Schluss zum Positionswechsel, als der Ausfall von Nico Hülkenberg die Strategen unter Zugzwang setzte. Der Haas-Fahrer war im Mittelsektor mit einem Defekt stehengeblieben. "Wir haben den Abstand zu Leclerc und Verstappen konstant überwacht, um zu sehen, ob wir einen einfachen Platztausch zwischen Lando und Oscar durchführen können, aber der Gap kam nie zustande", erklärt McLaren-Teamchef Andrea Stella gegenüber Sky Sports F1.
Als Hülkenberg stehenblieb, musste McLaren in Anbetracht einer drohenden Neutralisierung des Rennens reagieren. "Als wir die Möglichkeit eines VSC oder Safety Cars sahen, haben wir es sofort durchgeführt", so der Italiener. Unmittelbar nach dem Positionstausch in Runde 22 wurde der Sprint tatsächlich mit dem virtuellen Safety Car neutralisiert. Nach dem Restart in der 24. und letzten Runde wurde es zwischen Piastri und Verstappen noch einmal eng, doch der McLaren-Pilot blieb vorne.
"Wir haben gesehen, dass es nach dem Platztausch zwischen Oscar und Verstappen sofort eng wurde. Und diese Situation wollten wir eigentlich verhindern. Der Tausch wäre sehr riskant gewesen, wenn das Auto dahinter nur anderthalb Sekunden weg ist", sagt Stella. Als Piastri für Norris den Weg freimachte, lag Verstappen etwa zwei Sekunden dahinter. Dass Norris zuvor schon Druck am Funk machte, sieht der Teamchef gelassen: "Wenn du als Formel-1-Fahrer nur Zweiter bist, wirst du immer etwas nervös. Das respektieren wir auch."
Oscar Piastri gibt nach McLaren-Stallregie den perfekten Teamplayer
Nachdem die Teamorder seit dem Ungarn GP im Sommer über den McLaren-Piloten schwebte, sah Piastri den ersten Fall von Stallregie zugunsten von Norris gelassen. "Es macht nicht so viel Spaß wie das Gewinnen, aber ich weiß, in welcher Position ich mich befinde", stellt der Australier klar. "Wir haben jetzt seit Monaten darüber gesprochen und es war das erste Mal, dass wir es umsetzen mussten. Natürlich hätte ich lieber gewonnen, aber es ist ein Sprint und für das Team ist es dieselbe Punkteausbeute. Ich bin realistisch, und ich kämpfe in der Fahrerwertung um nichts mehr. Ich wusste, dass das an einem Punkt passieren kann und das ist für mich in Ordnung."
Dass ihm das Zögern des Kommandostands am Ende nicht auf die Füße fiel, sorgte bei Norris für Erleichterung. "Mit dem VSC hatten wir wirklich Glück, es nicht hinterher machen zu müssen. Es gibt immer Risiken, am Anfang des Rennens, im Rennverlauf und am Ende. Es ist nie eine klare Sache, aber wir hatten es geplant und haben es gut umgesetzt", so der Brite, der sich nach dem Erfolg aber keineswegs mit fremden Federn schmücken will: "Oscar hat es verdient, aber wir haben getan, was wir tun mussten. Danke an ihn und das Team."
Auch Stella war erleichtert, nachdem die Zweikämpfe seiner Fahrer im Sommer mehrfach für Unmut innerhalb des Teams gesorgt hatten. "Wir hatten eine klare Unterhaltung mit beiden Fahrern, wie wir verfahren. Beide Fahrer sind bei diesem Ansatz sehr kooperativ. Wir sind in einer sehr glücklichen Situation, nicht nur zwei Nummer-eins-Fahrer zu haben, sondern auch zwei großartige Teamplayer", sagt er. "Alles läuft sehr konstruktiv ab und dass wird auch den Rest des Wochenendes und der Saison der Fall sein."
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