Im September führte ein von Max Verstappen geäußertes Schimpfwort bei der Formel-1-Pressekonferenz in Singapur zu einer Strafe für den Niederländer, die einen Aufschrei der Empörung unter den F1-Piloten zur Folge hatte. Einen Monat später könnte Charles Leclerc der nächste Pilot sein, der in das Fluch-Fettnäpfchen der FIA tritt.
Bei der Pressekonferenz nach dem Mexiko-GP sprach Leclerc über eine Rennsituation in Runde 62, als er einen massiven Ausrutscher zu verzeichnen hatte, der beinahe in der Wand endete, und er nur mit viel artistischem Fahrgeschick seinen Ferrari im Rennen halten konnte. Leclerc erzählte: "Ich hatte Übersteuern und als ich dieses eingefangen hatte, bekam ich Übersteuern von der anderen Seite und ich dacht mir nur: F**k…"
Leclerc merkte sofort, dass ihm ein unflätiges Wort herausgerutscht war, und er entschuldigte sich umgehend. "Oh nein! Ich möchte nicht zu Max dazustoßen", meinte er anschließend mit Bezug auf den Strafdienst, zu dem die FIA-Stewards den Formel-1-Weltmeister nach seinem Fluch-Vergehen in Singapur verdonnert hatten.
Ob er sich dank seiner schnellen Entschuldigung vor einer Strafe retten kann, ist unklar. Nach der Pressekonferenz sprach Leclerc jedenfalls noch länger mit dem Medienbeauftragten der FIA über seine Wortwahl. Konkret geht es um Artikel 12.2.1.k des internationalen Sportkodex, in dem "jegliches Fehlverhalten" sanktioniert wird, das "anstößig, beleidigend, derb, unhöflich oder missbrauchend" ist oder so aufgefasst werden kann.
Leclerc-Fluch in der PK: Noch keine Untersuchung eingeleitet
Bislang wurde noch keine Ermittlung gegen den Ferrari-Fahrer eingeleitet, allerdings ist es durchaus denkbar, dass eine offizielle FIA-Untersuchung erst am kommenden Wochenende bekanntgegeben wird. Leclerc wird es wohl verschmerzen, falls auch er gemeinnützige Arbeit im Dienste der FIA absitzen muss. Verstappen wurde im September dazu verurteilt, welchen Umfang diese Arbeit annehmen wird, ist aber noch nicht bekannt.
Mehr schmerzen wird Leclerc wohl, dass er gegen seinen siegreichen Teamkollegen Carlos Sainz an allen drei Tagen den Kürzeren zog. Nach dem Save, bei dem er die zweite Position an Lando Norris verlor, reichte es aber immerhin noch zu einer Podiumsplatzierung. "Ich befand mich ein wenig im Hintertreffen. Ich verpasste FP1 und erholte mich davon nie wirklich", sagte der WM-Dritte. "Während dem Rennen fühlte ich mich im ersten Stint relativ stark. Leider musste ich viel Temperatur-Management betreiben", so Leclerc.
Charles Leclerc: Mehr als Platz 3 war nicht möglich, Ferrari-Teamchef widerspricht
Zwischenzeitlich sah das anders aus: Nachdem er früh im Rennen durch den Zweikampf von Norris und Verstappen P2 übernommen gehabt hatte, leckte der dreifache Saisonsieger Blut und glaubte auch Sainz gefährden zu können. Doch spätestens im zweiten Stint taten sich Gräben zwischen den beiden Ferrari-Fahrern auf.
P2 gegen Norris bis ins Ziel zu halten wäre wohl auch ohne den Fehler, bei dem er sich kurz vor Rennende beinahe in die Wand verabschiedet hatte, eine unmögliche Mission gewesen, ist sich Leclerc sicher: "Ich hatte keine Chance, vor Lando zu bleiben. Lando flog in dieser Phase förmlich."
Damit schloss sich der Kreis zur 62. Runde, als Norris erstmals gefährlich nah kam. "Ich wusste, dass es sehr schwer werden würde und ich einen unglaublichen Ausgang aus der letzten Kurve haben müsste, deshalb versuchte ich alles." Zu viel, wie sich herausstellte. "Es war nur eine Frage von Runden oder Kurven bis ich sowieso die Position verloren hätte", betonte Leclerc sicher und bilanzierte: "Der dritte Platz war das Beste, das ich heute erreichen konnte."
Dieser Meinung ist er. Aber Teamchef Fred Vasseur ist anderer Ansicht. "Charles hatte eine gute Pace. Wir haben drei Sekunden mit Fahrern verloren, die blaue Flaggen bekamen und wir verloren zu diesem Zeitpunkt auch viel Reifen-Temperatur." Das sei letztendlich ausschlaggebend dafür gewesen, dass Norris übermächtig gegen Leclerc war.
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