Nach Baku fuhr Franco Colapinto auch beim Großen Preis der USA in die Punkteränge, obwohl er und Williams ein enttäuschendes Qualifying erlebten. Zum ersten Mal seit dem Grand Prix von Spanien hatten es beide Fahrer nicht ins Q2 geschafft. Das hielt Colapinto aber nicht davon ab, am Renntag eine starke Leistung an den Tag zu legen. Am Ende des Formel-1-Rennens in Austin belegte er Platz zehn und verpasste die schnellste Rennrunde nur knapp.

"Ich bin sehr zufrieden", gab sich der Argentinier nach dem Rennen erleichtert. "Nach einem schwierigen Samstag haben wir es geschafft, im Rennen zurückzukommen." Eine harte Aufgabe angesichts der starken Konkurrenz: "RB, Haas und Alpine waren dieses Wochenende alle stark, es war also sehr schwierig, in die Punkte zu kommen", gibt Colapinto zu. "Mehr als über den Punkt freue ich mich über die Pace, die wir hatten. Wir waren mit die Schnellsten im Mittelfeld, das ist sehr positiv für uns."

Zweigleisige Formel-1-Strategie verhilft Williams in die Punkte

Grundlage dafür war die zweigleisige Williams Strategie des Teams: "Wir haben uns dazu entschieden, die Autos auf verschiedene Startreifen aufzuteilen, um unsere Chancen zu erhöhen, im Rennen in die Punkteränge zu fahren", rekapitulierte Sven Smeets, Sportdirektor beim Traditionsteam. So startete Alexander Albon auf den Medium-Reifen, Colapinto auf den harten Pneus.

Beim Start verlor der F1-Neuling etwas an Boden, konnte aber, nachdem die Piloten auf einer Zwei-Stopp-Strategie zum Reifenwechsel kamen, ohne Verkehr zeigen, was in ihm und seinem Williams FW46 steckte: "Als ich in freier Fahrt meinen Rhythmus gefunden hatte, ging es richtig los", kommentierte Colapinto das Renngeschehen.

Franco Colapinto sorgte in seinen ersten Rennen in der Formel 1 für Aufsehen. Trotzdem steht er ohne Cockpit für die Saison 2025 da. Ist er womöglich ein Kandidat für den freien Sitz beim zukünftigen Audi-Werksteam? In diesem Video erfährst du, wie seine Chancen stehen:

Kampf ums Audi Cockpit 2025! Hat Mick Schumacher noch Chancen? (10:11 Min.)

Der letzte Punkterang war dabei aber lange noch nicht fix. Ausschlaggebend war die richtige Strategie zur richtigen Zeit: "Als Magnussen das zweite Mal reinkam, haben wir entschieden, Franco für seinen einzigen Stopp an die Box zu holen", erklärte Sven Smeets die Gedanken am Kommandostand. "Er kam gerade so vor ihm raus, hat von da eine tolle Pace bis zum Ende gezeigt und uns P10 sowie einen wertvollen Punkt gesichert."

Der Sonntagnachmittag des anderen Williams-Piloten Alexander Albon war nach Kurve 1 so gut wie vorbei. Er kollidierte mit Esteban Ocon: "Ich habe das Gefühl, dass ich in Runde eins ein bisschen eingeklemmt wurde", ließ Albon den Start Revue passieren. "Als mein Auto dann beschädigt war, war es das." Mit Platz 16 lag der Thailänder am Ende deutlich abgeschlagen hinter Colapinto.

Esteban Ocon imitiert Daniel Ricciardo und klaut die schnellste Runde

Die Punkteausbeute für das Team aus Grove hätte allerdings doppelt so hoch ausfallen können. Denn bis kurz vor Rennende hielt Colapinto die schnellste Runde und hätte dafür noch einen Extra-Punkt abgreifen können. Einen der letzten, bevor die Regel im kommenden F1-Jahr 2025 abgeschafft wird. Doch Esteban Ocon schnappte dem Argentinier diesen Punkt vor der Nase weg. Der Franzose kam in Runde 53 an die Box und ließ sich die Soft-Reifen aufziehen.

Damit fuhr er zwar die schnellste Runde, erhielt aber keinen Zusatzpunkt, weil er außerhalb der ersten zehn Positionen lag. Hintergrund dieser Entscheidung war, dass Alpine Williams wichtige Punkte in der Teamwertung abnehmen wollte. Denn Alpine liegt nur vier Punkte hinter dem Traditionsteam und will sich alle Chancen auf Platz acht und damit wichtige Preisgelder offenhalten.

Taktiken wie diese werden ab der Saison 2025 nicht mehr möglich sein. Nachdem Daniel Ricciardo Max Verstappen beim Singapur-GP einen Gefallen tat, indem er Lando Norris die schnellste Runde abnahm, wurden die Regeln nochmal überdacht. Mehr dazu liest du hier: