Nach dem Rennen in Baku zieht McLaren in der F1-Konstrukteursmeisterschaft an Red Bull vorbei. Ein Sieg von Oscar Piastri und ein Comeback von Lando Norris machten dies möglich. Unser Formel-1-Experte Christian Danner erkannte nach dem Rennwochenende markante Unterschiede zwischen den beiden McLaren-Piloten.

Christian Danner: Lando Norris war im Qualifying nicht brutal genug!

Die Titelambitionen von Lando Norris erhielten nach der Qualifikation in Baku einen zwischenzeitlichen Dämpfer. Ein Fehler nach Kurve 16 und Verwirrungen durch ein langsam fahrendes Auto ließen den Briten das Rennen letztendlich von Startposition 15 aus bestreiten. Unser Motorsport-Magazin.com Formel-1-Experte Christian Danner wäre an Norris‘ Stelle anders an die Situation herangegangen.

"Ich bin der Meinung, dass Norris da nicht brutal genug war. Ich hätte einfach volle Pulle drauf [gehalten] und hinterher geschaut, was passiert", meint der ehemalige F1-Fahrer in der neuesten Folge des AvD Motorsport-Magazins. "[Er] hätte einfach sagen müssen, ich fahre das Ding fertig und dann bin ich eine Runde weiter und den Rest schauen wir hinterher."

Nach dem Qualifying hatte sich McLaren über die Gelbphasen beschwert und Klarheit gefordert. Unser Motorsport-Magazin.com -Experte steht in diesem Fall hinter den Verantwortlichen. "Wenn du in der Rennleitung einen Gefahrenmoment gemeldet kriegst, muss die gelbe Flagge raus, aus Sicherheitsgründen", betont Danner. "Es ist immer besser, du hast gewarnt, anstatt nicht gewarnt [zu haben]. Deswegen hat es jetzt keinen Sinn, über die FIA zu schimpfen, das war einfach ein ganz komischer Zusammenhang verschiedener Begebenheiten."

Christian Danner: Abgebrühtheit ist der Unterschied zwischen Piastri und Norris

Auf der anderen Seite der McLaren-Garage konnte sich Oscar Piastri mit einem zweiten Platz in der Qualifikation zufriedengeben. Im Rennen sollte es für den Australier auf dem Weg zu seinem zweiten F1-Sieg noch einen weiteren Platz nach vorne gehen. Eine Dive-Bomb in Runde 20 und ein knapp 30 Runden anhaltendes Verteidigen gegen Charles Leclerc machten dies möglich und beeindruckten Christian Danner nachhaltig: "Das war ein Beweis dafür, mit welchem Kaliber Talent wir es bei Piastri zu tun haben", ist sich der Ex-F1-Fahrer sicher.

"Das ist so toll, einem jungen Formel-1-Fahrer dabei zuzuschauen, wie er dann gnadenlos da reinhält", lobt er den Australier. "Die Verteidigungssachen hinterher waren ganz genauso [sensationelle Weltklasse], weil der Druck, wenn du in Führung liegst, schon ein bisschen höher ist als normal." Eine Eigenschaft habe sich im Rahmen des Grand Prix herauskristallisiert: "Bei Oscar Piastri hat man diese extra Abgebrühtheit gesehen. [Er] hat einfach ganz cool gemacht, was man machen muss, ohne dabei unfair zu sein."

Das Rennen in Baku lieferte einiges an Gesprächsstoff. Wie Christian Danner zum folgenschweren Unfall zwischen Perez und Sainz steht, erfahrt ihr in der aktuellen Ausgabe des AvD Motorsport-Magazins:

Sainz räumt Perez ab? Danner: Horner-Kritik ist lächerlich! (35:43 Min.)

Fahrerpaarung der Extraklasse: McLaren in einer wahnsinnig guten Situation

Diese "Abgebrühtheit" sei genau der Unterschied zwischen den beiden Fahrern. "Das ist das, wo Lando Norris besser werden muss. Da muss er nachlegen. Vom Speed her und von der Fahrzeugbeherrschung geht nicht mehr viel nach oben", lobt der ehemalige Formel-1-Fahrer den Zweiten in der Fahrer-WM. "Das kann er durchaus umsetzen."

Auf der anderen Seite arbeite Piastri daran, im Qualifying - eine von Norris‘ Stärken - schneller zu werden. Mit zwei Fahrern, die sich gegenseitig dazu antreiben, besser zu werden, zieht Christian Danner nach dem Rennen in Baku ein eindeutiges Zwischenfazit: "Das Auto geht eigentlich immer gut und die Piloten sind beide Sonderklasse."

Hier erfährst du, warum Charles Leclerc und Ferrari den Sieg in Baku an Oscar Piastri verloren haben: