Die 105. Pole Position wollte ihm nicht gelingen. Lewis Hamilton ging nach dem Formel-1-Qualifying in Monza gnadenlos mit sich ins Gericht. Der Rekordweltmeister landete im Q3 nach einer holprigen letzten Runde nur auf Platz sechs, dabei hatte er bis zum entscheidenden Moment zu den Favoriten auf die Pole gezählt. Am Ende fiel der Rückstand trotz des Fehlers im finalen Run denkbar knapp aus, doch für den Mercedes-Fahrer war seine Vorstellung unverzeihlich. Hamilton hadert mit seinem Versagen und zweifelt an seiner Samstags-Performance.

"Ich schäume, ich schäume absolut. Ich hätte auf Pole sein können, zumindest in der ersten Reihe, und habe den Job nicht gemacht", so Hamilton gegenüber Sky Sports UK. In Monza war er das gesamte Wochenende über gut aufgelegt. Nach Bestzeiten im zweiten und dritten Training war er auch im Q2 an der Spitze des Klassements zu finden. Im Q3 lag er nach dem ersten Run zunächst an vierter Stelle, doch im entscheidenden letzten Versuch brachte der siebenfache Champion es nicht zusammen.

"Ich habe nicht das Maximum herausgeholt. Das war einfach lächerlich von mir, absolut inakzeptabel!", so Hamilton, dem am Ende 0,186 Sekunden auf die Pole Position von Lando Norris fehlten. Im dem auf dem Autodromo Nazionale di Monza engen Feld war damit nicht mehr als Startreihe drei drin. "Ich habe anderthalb Zehntelsekunden in der ersten Kurve verloren, und dann noch eine Zehntel in der letzten Kurve. Dafür kann ich niemandem die Schuld geben, nur mir selbst."

Im teaminternen Qualifying-Duell steht es dieses Jahr nach 16 Rennwochenenden 12:4 für George Russell. Nie zuvor tat sich Hamilton am Samstag so schwer, wie in dieser Saison. "Das Qualifying ist jetzt schon eine Weile meine Schwäche und ich komme nicht dahinter. Ich werde es weiter versuchen", so der 39-Jährige, der 2017 in Monza Michael Schumacher als erfolgreichsten Qualifier der Formel-1-Geschichte übertrumpfte und seitdem an der Spitze der Statistik steht.

Das Selbstvertrauen eines Rekordhalters war in Hamilton am Samstag in Monza aber nicht zu erkennen: "Ich werde mich die nächsten paar Stunden dafür geißeln und muss dann nach vorne schauen. Wir haben ein gutes Auto, das Team hat einen super Job gemacht. Das Auto fühlt sich so viel besser als letztes Rennen an und das Team verdient mehr. Vielleicht bekommen sie das mit Kimi [Antonelli]."

Russell kampfeslustig, Hamilton desillusioniert

McLaren-Fahrer Lando Norris betonte mit Blick auf das Rennen die Longrun-Pace von Mercedes und hat die Silberpfeile als größten Gegner im Kampf um den Sieg auf der Rechnung. "Ich denke, es wird ein enger Kampf. Alle sind so eng beisammen und das ist für die F1 sehr spannend", sagt George Russell, der von Startplatz drei als erster Verfolger des McLaren-Duos ins Rennen geht. Die engen Abstände lassen ihn optimistisch auf den Sonntag blicken.

"Wir haben alle auf diesen engen Wettbewerb gewartet und du weißt, wenn du einen guten Job machst, kannst du gewinnen. Ich bin für morgen richtig motiviert", so der Brite, der hofft, gleich am Start die Achillesferse der Konkurrenz attackieren zu können: "McLaren ist so schnell, richtig beeindruckend. Hoffentlich zeigen sie wieder die übliche Start-Performance, denn wenn nicht, denke ich, dass sie davonfahren werden."

Lewis Hamilton hat von Startplatz sechs schon alle Hoffnungen auf einen dritten Saisonsieg begraben: "Ich bin jetzt so weit weg. Die Chance, um den Sieg zu fahren, ist im Eimer. Ich denke, ich muss einfach versuchen, so viel wie möglich zu retten und schauen, ob ich an den Ferraris vorbeikomme und um das Podium fahren kann."