Die erwartete große Schlacht um die Pole von Monza trat am Samstag bei der Formel 1 ein, und ausgerechnet vor den italienischen Tifosi schaute Ferrari in die Röhre. Mit Charles Leclerc auf Platz vier und Carlos Sainz auf Platz fünf, nur sechs Tausendstel voneinander und weniger als eineinhalb Zehntel von der Pole getrennt, beginnt nach dem Qualifying die Suche nach den entscheidenden Hundertsteln.

Sainz, der interne Verlierer, ist sich besonders sicher, dass die Pole fahrbar war, obwohl er weder in Q1 noch in Q2 näher als eineinhalb Zehntel an die dortigen Bestmarken herankam: "Die Runden in Q2 waren stark. In Q3 kam dann diese Wolke an. Die Temperaturen begannen zu fallen, der Grip wurde viel höher."

In Q1 wurde der Asphalt noch mit 51 Grad gemessen, in Q3 war er um gut fünf Grad kühler. "Leider hat das bei unserem Auto in den Lesmos und in der Parabolica viel Untersteuern ausgelöst", ärgert sich Sainz. "Ich war im ersten Sektor auf der letzten Runde der absolut Schnellste und dachte, ich wäre auf Kurs zur Pole." Dann schob der SF-24 erst in der ersten Lesmo zu stark, dann in der Parabolica.

"Kostete wahrscheinlich jeweils eine, eineinhalb Zehntel", glaubt Sainz. "Wenn du das siehst, dann hätten wir mitkämpfen können, wenn wir die Balance in den schnellen Ecken hinbekommen hätten." Er nimmt sich auch selbst in die Pflicht: "Mein Fehler war, nicht noch mehr zum Frontflügel zu addieren, besonders als die Streckentemperatur zu fallen begann."

Leclerc-Ferrari untersteuert aus Prinzip: Dauer-Problem in Monza

Sainz' Probleme ermöglichten es Charles Leclerc, seinem Teamkollegen den vierten Startplatz wegzuschnappen. Ein nur beschränkt erfreuliches Ergebnis für Leclerc, dessen Frust schon während dem Qualifying am Funk deutlich wurde: "Das Auto lenkt schon wieder nicht ein. Überhaupt nicht."

Ferrari-Fahrer Charles Leclerc
Die Schikane war im Qualifying Charles Leclercs Albtraum, Foto: LAT Images

Leclercs Untersteuern war ganz anders als das von Sainz, weil durch seine leicht anderen Setup-Entscheidungen bedingt: "Wir haben das schon analysiert, und diesbezüglich bei meinem Setup keinen Schritt nach vorne gemacht. Ich gewinne überall sonst, also entschied ich dabei zu bleiben. Letztendlich war es die gleiche Rundenzeit."

In den ersten beiden Schikanen bekam Leclerc den SF-24 einfach nicht ums Eck, schon den ganzen Freitag nicht: "In FP3 war es aus irgendeinem Grund kein Problem. Im Qualifying kam es zurück. Das frustriert, weil wir über zwei, zweieinhalb Zehntel in vier Kurven verlieren. Das wieder reinzuholen ist schwierig."

Ferrari will nach im Rennen nach vorne: Was geht noch in Monza?

"Jetzt fokussieren wir uns auf die Rennpace, da sollten wir in diesen Kurven kein so großes Problem haben, und hoffentlich hilft es unserem Rennen", folgert Leclerc. Untersteuern im Qualifying-Trimm bedeutet üblicherweise, dass das Auto im Renn-Trimm sehr sachte mit den Hinterreifen umgeht.

Der Vorteil dadurch dürfte in Monza aber beschränkt sein, weil die erwarteten Reifenprobleme mit Graining bislang durch die Bank beide Achsen betrafen. So hält Ferrari den Ball lieber flach. Eine gute Ausgangsposition sind die Startplätze vier und fünf keine mehr. Es ist schon recht weit hinten, und beide Fahrer schätzen ihre Rennpace und die der drei anderen Spitzenteams nach wie vor sehr ähnlich ein.

"Es wird alles darauf hinauslaufen, wer morgen das Graining los wird", prognostiziert Sainz. "Wenn es auftaucht, heißt das ein bis zwei Sekunden Verschleiß." Im Verkehr ist das Ferrari-Duo bei dieser Aufgabe schon im Nachteil. Verwirbelte Luft bedeutet mehr Rutschen, und mehr Graining.

Trotzdem orientiert man sich nach vorne. Der Ferrari ist 2024 gut beim Reifenmanagement, und seit Jahren gut im Umgang mit Graining. Leclerc hat einen Plan: "Guter Start, dann mit DRS den Anschluss an McLaren halten, die sehr stark sein werden. Dann wird es ein Rennen des Reifenmanagements." Wer weiß, welche Chancen sich noch auftun können.