Stühlerücken bei Sauber/Audi und Renault/Alpine! In den Führungsetagen von gleich zwei Rennställen rumpelte es in der vergangenen Woche gewaltig. Dem Formel-1-Experte Christian Danner ist das alles zu unorganisiert. Während Sauber in der Formel 1 gerade eine wahrliche Misserfolgs-Serie hinlegt, macht Audi in Vorbereitung auf den Einstieg in die Königsklasse kurzen Prozess mit dem Generalbevollmächtigten Oliver Hoffmann sowie CEO Andreas Seidl. Stattdessen setzt das zukünftige Audi-Werksteam zum 1. August 2024 Mattia Binotto als COO und CTO an die Spitze des Projekts.

Alpine vollzieht einen doppelten Umbruch auf personeller wie auch technischer Ebene: Bruno Famin verkündete am Freitag vor dem Belgien GP nicht nur sein Aus als Teamchef des französischen Rennstalls, sondern gab zugleich auch den Ausstieg von Renault als Motorenlieferant der Formel 1 bekannt. Experte Christian Danner sieht darin "eine Katastrophe für die Formel 1". In der neuen Ausgabe des 'AvD Motorsport-Magazins' kommentiert er das derzeitige Hersteller-Chaos in der Königsklasse.

Perez bleibt bei Red Bull! Danner: Großer Fehler im WM-Kampf! (35:26 Min.)

Danner findet Schuldigen: Das Alpine-Chaos hat Laurent Rossi heraufbeschworen

Besonders dramatisch findet Danner den Renault-Abschied, weil der Hersteller "ein mehrfacher Weltmeister, ein historischer Baustein der Formel 1" ist, der auch im Nachwuchsbereich viel geleistet hat. "Letztlich bin auch ich ein Renault-Kind. Als ich mit dem Motorsport angefangen habe, war Renault Motorsport meine erste Anlaufstelle", erinnert sich der ehemalige Formel-1-Fahrer an seine eigenen Wurzeln.

Mit Renault-Konzernchef Luca de Meo sowie insbesondere mit Ex-Alpine-CEO Laurent Rossi, der im Juli 2023 ausrangiert wurde, geht der Experte hart ins Gericht: "Die Vorwürfe, die im Moment durch das Fahrerlager hallen, gehen klar in die Richtung von Laurent Rossi, der das erwiesenermaßen voll an die Wand gefahren hat. Aber auch ein bisschen gegen Luca de Meo, der bei Renault schon ganz anders regieren hätte können."

"Das Chaos hat damals Laurent Rossi mit seinen ganzen Fehlentscheidungen und völliger Inkompetenz heraufbeschworen", findet Danner harsche Worte. "Und die Suppe müssen jetzt andere auslöffeln." So etwa der altbekannte Neuzugang Flavio Briatore, der in Enstone den Turnaround schaffen soll: "Flavio ist sehr erfrischend für das Team. Flavio hat in Enstone jahrelang erfolgreich geführt und wird das Team irgendwie wieder in die Spur bringen", meint Danner.

Christian Danner hält große Stücke auf den Ex-Teamchef und Skandalmann Flavio Briatore. Bringt er durch sein Comeback Alpine den Erfolg zurück? Eine Einschätzung des Experten gibt es hier:

Der Münchner blickt gelassen auf die Zukunft des französischen Rennstalls: "Es wird die richtigen Leute geben, die das Team kaufen und finanzieren und dann läuft das wieder als freies, unabhängiges Formel-1-Team. Das Team, da bin ich mir sicher, wird überleben." Die Gerüchte über eine Motorenpartnerschaft mit Mercedes werden konkreter - wenngleich der Rennstall hierzu noch nichts offiziell bestätigen wollte. "Mit Mercedes-Motoren und mit guten Ingenieuren - das kann schon funktionieren", glaubt Formel-1-Experte Danner.

Danner: Formel-1-Einstieg von Audi - ein wildes Durcheinander!

Noch mehr Sorgen als um die Mannschaft aus Enstone müsste man sich Christian Danner zufolge um die Lage beim Sauber-Team machen. Liegt Hinwil dank Audi schon jetzt in Schutt und Asche? "Der Weg, den wir im Moment sehen, wie Audi den Formel-1-Einstieg geplant hat, durchführt und jetzt in letzter Instanz mit neuer Personalpolitik wieder auf Kurs bringen will, ist alles andere als gut organisiert oder mit Bedacht und Kompetenz ausgeführt. Das ist schon ziemlich wild", bewertet der Experte.

Er vertraut allerdings auf die Fähigkeiten des Neuzugangs an der Audi-Spitze: "Mattia Binotto - der weiß, wie es geht. Der weiß ganz genau, wie man ein Formel-1-Team aufstellen muss. Aber das ist kein Zuckerschlecken - auch für einen Mann wie Mattia Binotto, der fachlich und sachlich wirklich höchst kompetent ist." Denn ein großes Fragezeichen bleibt für Danner: "Kriegt er, was er braucht, um das, was er umsetzen muss, umsetzen zu können?"

"Also die Schwierigkeiten liegen auf der Hand. Was Audi machen wird, hat meine größte Sympathie. Da drücke ich wirklich die Daumen. Aber man sieht im aktuellen Ablauf, dass sie schon im Hintertreffen sind", lautet Danners sorgenvolle Bilanz.

Sauber hoffte darauf, Carlos Sainz für die anbrechende Audi-Ära gewinnen zu können und lockte mit finanzstarken Argumenten. Doch war auch der Spanier von den chaotischen Zuständen beim Schweizer Rennstall abgeschreckt? Wie am Montag bekannt wurde, fährt Sainz ab 2025 für mindestens zwei Saisons bei Williams. Alle Hintergründe zur Verpflichtung lest ihr in diesem Artikel: