Die Fahrer von Alpine mussten sich in dieser Formel 1-Saison schon oft genug beschweren. Zuerst über ein weit abgeschlagenes Auto, dann über den jeweils anderen im teaminternen Streit. Nun kommt auch noch der Kommandostand hinzu. Im Qualifying zum Ungarn-GP schoss das Team einen kolossalen Bock, welcher die letzte Startreihe bedeutete.

Ocon ärgert sich: Auto eigentlich nicht gut genug für Q2, aber Chance war da!

"Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht. Das war ein grober Fehler. Wir müssen uns das ansehen. Das Team sagte, wir sollten drinnen bleiben. Das war leider falsch", wusste ein frustrierter Pierre Gasly nach dem Qualifying keine Antwort. "Es war eindeutig nicht gut genug, besonders mit dem Leistungsniveau, das unser Auto anbietet. Da müssen wir alles perfekt machen und heute hätten wir so in Q2 kommen können", konstatierte Esteban Ocon.

Alpine-Fahrer Esteban Ocon im Paddock
Esteban Ocon war bedient, Foto: LAT Images

Doch was war eigentlich geschehen? Es ist relativ einfach erklärt. Zum Ende des Q1 fuhr Alpine einfach nicht mehr raus, während sich alle anderen nach der roten Flagge durch den Perez-Unfall trotz leichtem Nieselregen noch einmal verbesserten. "In diesen Umständen kommt es nicht auf die Leistungsfähigkeit des Autos an, sondern du musst einfach die Runde fahren, wenn die Bedingungen am besten sind. Wir waren in den Top 15 und dann haben wir falsch entschieden, als es darauf ankam", konnte es Gasly nicht fassen.

Dass das Q2 zum greifen Nahe war, machte es für Ocon doppelt bitter: "Wir waren auf Rang 10, als wir noch auf der Strecke waren. Ich bin mir sicher, dass wir besser als die Leistungsfähigkeit unseres Autos waren. Wir dachten, dass wir 16ter oder 17ter in dieser Session sein würden. Aber wir lagen auf 10 und 12, es war besser als erwartet. Also hatten wir bis dahin den richtigen Job gemacht."

Alpine verschätzt sich: Kein DRS = Keine Chance auf Verbesserungen?

"Nur dann waren wir nicht draußen, als die Bedingungen am besten waren. Es ist jetzt das zweite Wochenende in Folge, dass wir diese strategischen Fehler machen", merkte er frustriert an. Die nächste Abteilung der Großbaustelle Alpine scheint endgültig eröffnet.

Pierre Gasly vor Alpine Teamkollege Esteban Ocon
Schon in Silverstone war der Kommandostand nicht auf der Höhe, Foto: LAT Images

Doch was verleitete zu dieser Entscheidung? "DRS war nicht freigegeben. Das war ein Grund, warum das Team gedacht hat, wir könnten uns nicht mehr verbessern, wenn wir nochmal rausgehen", merkte Ocon an. Doch allein im Mittelsektor gab es Verbesserungen von mehr als einer halben Sekunde. DRS bringt über den gesamten Kurs nur 4 Zehntel.

Piloten bedient: Ocon stellt Vertrauensfrage, Gasly schwänzt Medientermine

Dazu dachte Alpine nicht im hier und jetzt, sondern träumte schon. "Das Team hat die Entscheidung auch getroffen, mit beiden Autos nicht mehr rauszugehen, um den letzten Reifensatz für Q2 zu sparen", fügte Ocon hinzu. Der scheidende Pilot des Renault-Werksrennstalls stellte so etwas wie die Vertrauensfrage: "Wenn du da im Cockpit sitzt, dann musst du dich auf den anderen verlassen können. Die Ansage war: Wir gehen nicht mehr raus. Sie klangen sehr sicher, also vertraute ich ihnen. Vermutlich müssen wir da für die Zukunft etwas ändern."

Alpine-Fahrer Pierre Gasly im Paddock
Pierre Gasly war 'not amused', Foto: LAT Images

Von Gasly waren solche Töne nicht zu hören. Kein Wunder, denn der Franzose schwänzte die Medientermine gleich komplett und gab nur für F1TV ein kurzes Interview. Aber auch diese Verhaltensweise kann ja durchaus als Aussage gelten. Bei Alpine muss weiterhin so einiges auf Vordermann gebracht werden. "Wir entschuldigen uns bei den Fahrern dafür, dass wir ihnen in der Session nicht die Möglichkeit zum Weiterkommen gegeben haben, und wir werden gemeinsam eine Nachbesprechung durchführen und Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass so etwas nie wieder passiert", kündigte Teamchef Bruno Famin an. Die Fahrer werden darauf hoffen, dass aus diesen Worten Taten werden.

Eine ähnliche Blamage wie Alpine legte Mercedes bei George Russell hin. Der Brite fand danach deutliche Worte, die ihr hier nachlesen könnt: