Die Formel 1 ist nach dem Großen Preis von Österreich um eine Track-Limits-Diskussion reicher. So weit nichts Ungewohntes, schließlich entpuppte sich der Red Bull Ring bereits in den vergangenen Jahren als Track-Limits-Mekka. Nachdem es nach der 2023er-Ausgabe eine nachträgliche Strafenorgie hagelte, handelten die FIA und der Streckenbetreiber und implementierten in den kritischen Kurven mobile Kiesbetten. Das schien sich vorerst zu bewähren. Über das gesamte Wochenende wurden deutlich weniger Track-Limits-Verstöße verzeichnet.
Und dennoch muss die Formel 1 nach dem Österreich GP über die Streckenbegrenzung diskutieren. Den Anfang machte im Qualifying Oscar Piastri, dessen schnellste Rundenzeit trotz ungenauer Beweislage gestrichen wurde, im Rennen erwischte es dann den anderen McLaren-Piloten.
Konkret geht es um einen der bereits vielfach diskutierten Zweikämpfe der beiden Streithähne Max Verstappen und Lando Norris. Letzterer versuchte in Runde 59 im Kampf um die Führung ein optimistisches Manöver auf der Innenseite Verstappens und überschoss dabei die Kurve 3 mit allen vier Rädern. Das Problem: Norris hatte bereits drei Verwarnungen wegen der Track-Limits erhalten. Was in dem ganzen späteren Chaos etwas unterging, war die 5-Sekunden-Zeitstrafe, die Norris dafür kassierte. Diese saß er noch an der Box ab, ehe sich McLaren entschied, das Auto aufgrund des Schadens aus dem Rennen zu nehmen.
Mit der Strafe waren sowohl Norris als auch McLaren alles andere als einverstanden. Das Argument: Ein Track-Limits-Vergehen während eines Zweikampfes sollte nicht als solches geahndet werden. Vor allem, wenn der Verteidiger die Streckenüberschreitung durch sein Fahrverhalten provoziert. "Dieses Rennen hat uns auf jeden Fall viele gute Informationen gegeben, um einige Aspekte zu verbessern, die wir brauchen, um ein Rennen so zu fahren, dass wir diese Art von Kampf bis zur karierten Flagge genießen können", sprach McLaren-Teamchef Andrea Stella.
"Wenn ein Track-Limit-Vergehen darin besteht, dass man versucht jemanden zu überholen, und dabei ein wenig die Reifen blockieren, dann frage ich mich, was für eine Art von Racing wir haben werden", fuhr der Italiener fort. "Denn die Fahrer werden nicht einmal versuchen zu überholen, weil es sie einen der drei Strikes kosten wird, die sie zur Verfügung haben."
Track-Limits-Diskussion: Andrea Stella fordert Änderungen, zeigt aber Verständnis
Anders als sein Schützling Norris, der nach dem Rennen aus der Haut fuhr, brachte sein Teamchef Verständnis für die FIA und Rennleiter Niels Wittich auf. "Aber dieses Problem kann meiner Meinung nach leicht gelöst werden, und wir sind nicht verärgert darüber", sprach Stella im ruhigen Ton.
"Wir denken, dass es falsch ist. Aber es ist wichtig, dass es für die Zukunft angesprochen wird, weil wir einen Unterschied sehen wollen zwischen Streckenbegrenzungen, die echt sind, weil man versucht, einen Vorteil in Bezug auf die Rennlinie zu erlangen, und Streckenbegrenzungen, die mit einem großen Verlust des Vorteils einhergehen, weil man von der Strecke abgekommen ist, und die mit den Rennmanövern zu tun haben, die uns allen Spaß machen", so Stella weiter.
McLaren-Teamchef mahnt zur Vorsicht: Wollen kein Abu Dhabi 2021 reloaded
Doch nicht nur an der Track-Limits-Strafe hatte McLaren zu knabbern. Auch die Strafe für Max Verstappen, die der Weltmeister für den fatalen Zusammenstoß mit Lando Norris bekam, spielte den Papayas alles andere als in die Karten. Diese hatte nämlich durch Verstappens Position auf der Strecke keinerlei Auswirkungen. Trotz einer 10-Sekunden-Strafe verharrte Verstappen auf Platz fünf und konnte somit zehn Punkte mehr aus dem Rennen mitnehmen. Doch auch hier zeigte sich McLaren-Boss Stella verständnisvoll. "Das ist eine schwierige Sache", gab der Italiener zu.
"Wenn die Stewards entschieden haben, dass die 10 Sekunden eine angemessene Strafe sind, halten sie sich in gewissem Maße an ihre Regeln. Es ist kompliziert, denn manchmal sind die Folgen nur gering, manchmal aber auch sehr schwerwiegend, wie in diesem Fall, als ein Auto aus dem Rennen genommen und das andere Auto stark beeinträchtigt wurde. Manchmal sind die Dinge kompliziert. Sie verdienen es, dass man über sie reflektiert. Ich denke, dass die 10 Sekunden heute in der Tat unwirksam waren."
Wichtig ist dem Teamchef dabei nur, dass die FIA die Problematik gründlich analysiert, damit sich Problementscheidungen vergangener Tage nicht wiederholen. "Ich bin sicher, dass die FIA diesen Fall, wie ich bereits sagte, als eine Episode betrachten wird, die uns eine Fülle von Fällen liefert, die analysiert werden sollten, um zu überlegen, wie wir vorankommen können, denn wir wollen kein weiteres Abu Dhabi 2021 erleben", mahnte Stella. "Ich fand, dass das in der Formel 1 kein guter Punkt war. Es mag unterhaltsam gewesen sein, aber nicht aus den richtigen Gründen.
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