Max Verstappen und Lando Norris crashen in Runde 64 im Österreich-GP der Formel 1. Der Unfall, welcher beide Fahrer aus dem Siegkampf riss und Verstappen zehn Strafsekunden plus zwei Strafpunkte einbrachte, kann aber nicht isoliert betrachtet werden. Bei Red Bull hat man eine klare Meinung: Strafe war hier nicht nötig.
"Nein, nicht die zehn Sekunden", sagt Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko. "Für mich war das so, wie die gefahren sind, ein Sportunfall." Nachdem Norris durch einen schlechten zweiten Red-Bull-Stopp und einen Verstappen-Fehler in Schlagdistanz gekommen war, ritt er schon davor zwei extrem aggressive Attacken innen in Kurve 3, bei denen er Verstappen von der Strecke drängte.
Unfall von Verstappen und Norris war schon abzusehen
"Der eine hat den sicheren Sieg vor Augen und ist plötzlich mit einem beinharten Verfolger konfrontiert, der andere sieht die Chance, das Rennen zu gewinnen", analysiert Marko gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Und noch potenziert durch diese drei DRS-Zonen hier und diese Geraden, wo du vorne liegend ja fast chancenlos bist."
"In meinen Augen haben das beide überzogen", lautet Markos Fazit daher. Deutlich nüchterner als die erhitzten Meinungen der beiden Fahrer direkt nach dem Rennen. Norris war fest der Meinung, dass Verstappen davor schon durch späte Bewegungen in der Anbremszone sich eines Fehlverhaltens schuldig machte. Verstappen wies sämtliche Schuld daran, und am Unfall selbst, von sich.
"Ich denke, Lando wollte für gestern was wettmachen", vermutet Red-Bull-Teamchef Christian Horner und verweist auf den Sprint. In dem hatte Norris ebenfalls mit Verstappen gekämpft, ihn sauber überholt, dann jedoch die Tür für einen Konter zu weit offengelassen und den ersten Platz wieder verloren.
"Es war absehbar, du konntest wohl schon sehen, wie es sich seit ein paar Rennen aufgeschaukelt hat", glaubt Horner. "Dass es da an einem Punkt zwischen den beiden eng werden würde." In Kanada und Barcelona kämpften die beiden ebenfalls um den Sieg, wenngleich mit etwas mehr Distanz. Das Österreich-Wochenende bot die ersten richtig harten Konfrontationen und Zweikämpfe.
Rausnehmen wegen Norris-Strafe? Nicht mit Max Verstappen
Horner bedauert nur, dass Norris zum Zeitpunkt der Kollision bereits bei vier Track-Limit-Vergehen hielt. Die Stewards sprachen kurz darauf gemäß dem Standard-Vergehen dafür eine Fünf-Sekunden-Strafe aus. Damit hätte Red Bull auf dem Papier die Option gehabt, die Konfrontation zu entschärfen. Indem man Verstappen übermittelt hätte, dass er Norris ohne Gefahr vorbeilassen und nur fünf Sekunden hinter ihm hätte bleiben müssen.
Marko winkt ab: "Wer sagt ihm das? Ein Verstappen, der soll den vorbeilassen, weil der eine Fünf-Sekunden-Strafe kriegt? Nein, wenn er das ad hoc in der aufgereizten Atmosphäre akzeptiert hätte, dann wäre er nicht der Max Verstappen."
Das bedeutet zugleich aber nicht, dass die beiden guten Freunde Verstappen und Norris sich nicht bald wieder aussöhnen können. So sieht es zumindest Horner: "Vielleicht spielen sie morgen kein Padel, aber sie werden sicher darüber sprechen. Sie sind zwei harte Racer, sie sprechen offen über die Dinge, da habe ich keinen Zweifel."
Auch Max Verstappen erwartet eine Klärung mit Norris. Muss wohl aber auch einiges mit seinem Team klären, mit dem er nach dem Rennen härter ins Gericht geht als mit seinem Unfallgegner. Mehr von Verstappen gibt es hier:
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