Fest steht: Das Finale des Österreich-GP war für Max Verstappen ein Desaster. Auf Platz fünf schleppte er sich ins Ziel, nachdem er in Runde 64 mit Lando Norris, seinem ersten Verfolger in der WM, aneinandergeraten war. Obwohl sich beide dabei ihre Reifen aufschlitzten und einen potenziellen Sieg verloren, gibt sich Verstappen nach dem Rennen abgeklärt. Red Bull bekommt fast mehr Fett weg als der Unfallgegner.

Eigentlich kommt Verstappen mit Norris auf der Strecke bekanntlich sehr gut aus. "Wir werden darüber sprechen, aber jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt - besser, wir kühlen ab", weiß er. "Wir sind Rennfahrer, natürlich wollen wir uns nicht reinfahren. Wenn du um die Führung kämpfst, ist es immer schwierig. Heute ist es passiert. Er ist genervt, ich bin genervt. So steht es."

Das heißt nicht, dass er nicht eine klare Meinung zur Schuldfrage des Unfalls an sich hat. In Runde 64 hatte sich Norris außen in Kurve 3 neben Verstappen gesetzt. Davor war er schon mit zwei "Divebombs", extrem späten Bremsmanövern auf der Innenbahn, gescheitert. In beiden Fällen musste Verstappen in die Auslaufzone.

Verstappen tut Norris-Kritik ab: Faire Verteidigung

Dass sich die Situation zwischen den beiden aufschaukelte, war anhand der Funksprüche schon klar. Norris klagte über Zucken von Verstappen auf der Bremse. "Jedes Mal, wenn ich mich bewegt habe, war ich noch nicht auf der Bremse", kontert Verstappen. "Von außen sieht das natürlich so aus. Aber ich glaube, ich weiß sehr gut, was ich in diesen Szenarien zu tun habe."

Crash zwischen Lando Norris (McLaren) und Max Verstappen (Red Bull)
Eines der übermäßig späten Norris-Manöver, Foto: LAT Images

"Ein paar dieser Manöver waren richtig späte Divebombs, einfach reinhalten und hoffen, dass der andere rauslenkt", meint Verstappen. Zeigt aber bis zu einem gewissen Grad sogar Verständnis: "So fährt man nicht immer Rennen, aber diese Kurve bietet sich dafür an. Ich war auch schon in dieser Position, wo du das versuchst. Das liegt an der Form dieser Kurve."

Das Manöver in Runde 64 war schließlich ein anderes - diesmal war Norris außen, nachdem er Verstappen kurz zu einem Abdecken innen verleitet hatte. Der Red Bull zuckte daraufhin als Reaktion auf den bereits angreifenden McLaren nach links, um ihn an den Streckenrand zu drängen. Dass sie sich dabei berührten, war für die FIA-Stewards klar auf das Zucken von Verstappen zurückzuführen. Er kassierte 10 Strafsekunden und zwei Strafpunkte, was sich auf sein Ergebnis nicht auswirkt.

Verstappen stimmt mit dem Urteil nicht überein: "Er hat vorher innen reingehalten, also bin ich ein bisschen nach rechts. Er entscheidet sich dann für links, und dann berühren wir uns mit den Hinterreifen. Ich habe das auch nicht erwartet. Es ist einfach eine sehr unglückliche Situation."

Verstappen sauer auf Team-Performance: Einfach scheiße

Verstappens härteste Kommentare in Richtung Norris und Strafe kamen auf der Cooldown-Runde am Funk: "Natürlich, sicher, einfach Wahnsinn. Du kannst links und rechts reinhalten, was willst du von mir?" Doch Norris war nicht das einzige Objekt des Verstappen-Zorns. Nach einem bedauernden Funkspruch von Christian Horner gab Verstappen zurück: "Ich meine, das Rennen selbst war auch einfach scheiße. Viele Dinge zu verbessern."

Nach dem Rennen ist offensichtlich, dass Verstappen mit dem ganzen Rennen von Red Bull unglücklich ist. Der einzige Grund, warum Norris nach dem zweiten Boxenstopp beider Fahrer in Runde 52 überhaupt in Schlagdistanz gekommen war, war nämlich ein verpatzter Boxenstopp von über sechs Sekunden gewesen, nachdem es links hinten beim Abnehmen geklemmt hatte. Prompt verbremste sich Verstappen auf der Outlap auch noch.

Ab da konnte er Norris nicht mehr abschütteln, nachdem er zu Rennbeginn lange die Lücke bei über fünf Sekunden kontrolliert hatte. "Wir haben heute alles falsch gemacht, was wir falsch machen konnten", kritisiert er. "Für mich persönlich ging das mit der Strategie los. Dann die Boxenstopps, die waren ein Desaster. Und dann gibst du da gratis Rundenzeit her, sechs Sekunden über zwei Stopps, und dann ist es wieder ein Rennen."

Red Bull-Pilot Max Verstappen beim Boxenstopp
Die sonst so guten Red-Bull-Mechaniker patzten in Österreich, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

"Wir haben uns selbst - leider - für einen potenziellen Unfall in Position gebracht", ärgert sich Verstappen. Sein Problem mit der Strategie ist, dass er in seinem Mittelstint plötzlich mit Überrundungsverkehr hantieren musste, der wegen frischer Reifen aber gleich schnell oder schneller wie er war: "Wir hätte einfach gleich stoppen sollen in meinen Augen. Ich habe da nur gratis Rundenzeit weggegeben."

Verstappen-Fazit: In Österreich im Rennen alles falsch gemacht

Die Krönung des Pleiten-Rennens ist für Verstappen das Fahrverhalten des RB20. Nach dem Qualifying hatte er es noch gelobt. Jetzt nicht mehr: "Die Balance im ersten Stint war nicht so schlecht. Aber dann, ich weiß nicht warum, aber das Auto wurde einfach schlechter und schlechter. Das müssen wir uns anschauen, vielleicht ging was kaputt."

Bei der engen Formel 1 muss heute alles perfekt sein. Das war es nicht, bemängelt Verstappen: "Wir haben das in vielen Rennen gut gemacht. Und heute haben wir alles falsch gemacht. Dann bringst du dich in so eine Position."

Wann er sich mit Norris zusammensetzen und den Zwischenfall bereden will, weiß Verstappen noch nicht. Vonseiten Norris gab es nach dem Rennen hierzu aber deutliche Ansagen. Seine Sicht der Dinge gibt es hier: