Suzuka, die ultimative Fahrerstrecke, war vor fünf Monaten noch ein reines Schaulaufen für Max Verstappen im Qualifying. 2024 hingegen bekam der Red-Bull-Pilot harte Gegenwehr vom Teamkollegen. Es ist das jüngste und vielleicht entscheidende Kapitel in der Auferstehung des Sergio Perez. Beinahe konnte er seinem Teamkollegen die Pole beim Japan-GP sogar streitig machen.

Relativ zum Vorjahr ist es eine beeindruckende Wandlung von Perez. Gerade im ersten Sektor zeigt sich auch in der modernen Formel 1 in Suzuka in den S-Kurven und bis zu den zwei Degner-Rechtskurven die Qualität eines Fahrers. Perez 2023? Verlor hier eine halbe Sekunde. Perez 2024? Nicht einmal eine Zehntel, und auch die nur durch Dunlop und Degner.

"Er hat sich unglaublich gesteigert", lobt Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko im ORF-Interview. Hintenraus wurde Perez' Runde sogar noch besser. In der langen Spoon-Kurve war er besser als Verstappen, was ihn bis zur letzten Schikane wieder in Front brachte. Erst das Anbremsen der Schikane entschied die Pole zu Verstappens Gunsten.

Perez hätte sogar eine kleine Ausrede, auch wenn er die nach dem Qualifying nicht bringt. Ein langsamer George Russell rollte just vor dem Bremspunkt auf der rechten Fahrbahnseite, und schien für eine ganz kleine, aber entscheidende Ablenkung zu sorgen. 15 Meter früher als Verstappen bremste Perez, und danach war sein RB20 in der Schikane selbst nicht mehr so stabil. Ungefähr 90 Tausendstel gingen verloren, und damit die Pole. Denn nur 66 Tausendstel fehlten in der Endabrechnung

Sergio Perez beweist in Japan: Dank Setup-Angleichung wieder in Form

Doch 66 Tausendstel lesen sich ganz anders als die 0,773 Sekunden hier im Vorjahr. Es ist Perez' erster Start aus Reihe eins seit Spa - und dort schaffte er das nur dank einer Strafe für Verstappen. Für die letzte legitime erste Reihe muss man fast ein ganzes Jahr zurückgehen, bis zu seiner Pole 2023 in Miami.

Das Geheimnis, wird einmal mehr unterstrichen, liegt im Aufgeben des eigenen Setup-Wegs. "Die Autos sind fast ident in der Abstimmung, das macht es letztendlich aus", verrät Helmut Marko. Perez untermauert - man habe im letzten Herbst zu viel mit dem Auto herumgespielt. Suzuka bestraft so etwas hart: "Als wir letztes Jahr hier ankamen, waren wir an einem Punkt, wo nichts mehr funktioniert hat."

Perez mit neuem Qualifying-Höhepunkt in Suzuka

"Jetzt sind wir in einer viel besseren Lage, viel glücklicher, und an den Wochenenden machen wir einfach Fortschritte", beschreibt Perez. Suzuka ist der vorläufige Höhepunkt der noch jungen Saison: "Wir haben die Konstanz durch das ganze Qualifying halten können." Nur in Q1 war Perez nicht Zweiter hinter Verstappen. In Q2 kam er sogar bis auf 12 Tausendstel an den Niederländer heran.

Qualifying: Polesetter Max Verstappen und Teamkollege Sergio Perez (Red Bull) feiern die 1. Startreihe im Parc Ferme
Max Verstappen war für Sergio Perez im Qualifiyng zu schlagen, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Fazit von Perez: "Ich fühle mich viel komfortabler, viel glücklicher, und das Vertrauen kommt langsam wieder." Fragezeichen schweben für ihn aber über dem Rennen. In den Longruns in FP1 und FP3 war Red Bull in Japan bemerkenswert unauffällig und immer langsamer als Ferrari. Aber da das sonst für die Renn-Vorbereitung genutzte FP2 praktisch ausgefallen war, unterschieden sich die Fahrpläne der Teams deutlich mehr voneinander als sonst üblich.

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Trotzdem mahnt Perez: "Momentan sehen wir im Longrun nicht so toll aus. Aber wir haben ein paar Änderungen vorgenommen, hoffentlich lohnt sich das für das Rennen." Das Qualifying scheint ihm dafür einen kleinen finanziellen Bonus eingebracht haben. Wie aus den Funksprüchen auf der Auslaufrunde herauszuhören war, gab es wohl eine Wette mit Teamchef Christian Horner - die Perez gewann. Er versprach, das Geld mit seiner Boxenmannschaft zu teilen.