Während die Formel 1 bei den Testfahrten in Bahrain wieder auf die Strecke zurückgekehrt ist, schwelt abseits der Rennstrecke ein Konflikt, der schon seit längerer Zeit im Fokus steht. Es geht um die Beziehung zwischen Red Bull Racing und dem Schwesterteam Racing Bulls.

Besonders McLaren-CEO Zak Brown hatte sich zuletzt immer wieder kritisch über die enge Beziehung der beiden Teams geäußert, die sich beide im Besitz des Brauseherstellers befinden. Brown forderte dabei von der FIA Regeländerungen, was der US-Amerikaner am Donnerstag auf der offiziellen Pressekonferenz in Bahrain erneuerte. Doch Red-Bull-Teamchef Christian Horner wollte das nicht auf sich sitzen lassen und holte zum Gegenschlag aus.

McLaren-CEO Zak Brown
McLaren-CEO Zak Brown war zuletzt schärfster Kritiker der Zusammenarbeit zwischen den Red-Bull-Teams, Foto: LAT Images

Christian Horner: Verstehe die Aufregung nicht

"Die Hingabe von Red Bull zur Formel 1 und zu den beiden Teams ist außergewöhnlich und sollte applaudiert werden und man sollte dankbar sein, anstatt es zu verhöhnen und zu versuchen, es zu behindern. Ich verstehe die ganze Aufregung darum nicht", so die klare Haltung des Briten.

Der 50-Jährige, der sich zurzeit einer internen Untersuchung gegen ihn durch den Red-Bull-Mutterkonzern ausgesetzt sieht, erinnerte in Bahrain an die Verdienste an der Formel 1, um die sich der Red-Bull-Konzern mit seinen zwei Teams verdient gemacht habe. Nachdem Red Bull bereits Ende 2004 das Jaguar-Team übernommen hatte, folgte Ende 2005 auch der Kauf des Minardi-Teams, das seit Jahren in finanziellen Nöten steckte und in Toro Rosso umbenannt wurde.

Red Bull übernahm Ende 2005 Minardi, Foto: Sutton
Red Bull übernahm Ende 2005 Minardi, Foto: Sutton

"Dietrich (Mateschitz, Red-Bull-Gründer; d. Red.) ist eingeschritten, hat das Team gekauft, es stabilisiert und dann signifikant in die Anlagen in Faenza in Italien investiert", erklärte Horner. In den darauffolgenden Jahren habe Red Bull immer zu beiden seiner Teams gehalten, selbst unter enormen Herausforderungen, so der aktuell dienstälteste Formel-1-Teamchef weiter.

Christian Horner: Red Bull hat Formel 1 nach Corona zum Comeback verholfen

Ein Beispiel dafür sei die globale Finanzkrise 2008. Im Zuge dieser verließen eine Reihe an namhaften Herstellern die Formel 1. 2008 war zunächst Honda dran, ein Jahr später zogen auch BMW und Toyota den Stecker. Red Bull wiederum hielt an beiden Teams fest - auch nachdem das ursprüngliche Toro-Rosso-Konzept, ein Red-Bull-Kundenauto einzusetzen, nach dem Kundenauto-Verbot 2010 dahin war. "Dadurch wurde noch weiter in die Infrastruktur in Faenza investiert", erklärte Horner.

Auch während der Corona-Pandemie habe Red Bull zu beiden Teams gestanden und die Formel 1 auch anderweitig unterstützt. "Red Bull war verantwortlich dafür, die Formel 1 nach Covid wieder aus den Startlöchern zu bringen", so Horner. Damit spielt er auf das Comeback der Königsklasse in die durch Corona verspätet gestartete Saison 2020 an. Rund vier Monate nach dem abgesagten Saisonstart in Australien begann die Saison Anfang Juli mit zwei Rennen auf dem Red Bull Ring.

Rückkehr vor leeren Rängen: Die Formel 1 kehrte 2020 auf dem Red Bull Ring zurück, Foto: LAT Images
Rückkehr vor leeren Rängen: Die Formel 1 kehrte 2020 auf dem Red Bull Ring zurück, Foto: LAT Images

Red Bull und die Racing Bulls: Verstärkte Kooperation

Doch auch unabhängig von Geschehnissen in der Vergangenheit wollte Horner nichts von einer zu engen Zusammenarbeit zwischen den beiden Teams wissen und betonte die Unabhängigkeit der Racing Bulls: "Die Beziehung ist sehr viel weniger eng als die von einigen Teams, die sehr enge Beziehungen mit ihren Motorenlieferanten pflegen."

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Red Bull im vergangenen Jahr selbst die Diskussionen anheizte, indem das damalige AlphaTauri-Team mit Ex-FIA-Generalsekretär Peter Bayer einen neuen CEO einsetzte, als dessen primäre Aufgabe die verstärkte Nutzung von Synergien mit Red Bull genannt wurde.

Kontrovers aufgenommen wurde vor allem die Entscheidung, das Aerodynamiker-Team der Racing Bulls, das seit jeher im britischen Bicester saß, auf den hauseigenen Red-Bull-Racing-Campus in Milton Keynes umzusiedeln. Ein heikles Thema: Auch Haas hat einige Aerodynamik-Ingenieure am Ferrari-Standort in Maranello und sieht sich dadurch seit Jahren immer wieder Kopier-Vorwürfen ausgesetzt.

CEO Peter Bayer und Teamchef Laurent Mekies beim Launch-Event des Racing-Bulls-Team Visa Cash App RB in Las Vegas
Peter Bayer und Laurent Mekies bilden das neue Führungsduo bei den Racing Bulls, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Laurent Mekies: Anteilseigner pumpen immer noch Geld ins Team

Horner vermutet hinter der Kritik der Konkurrenz hingegen viel eher die Angst vor den Racing Bulls: "Wenn ich Laurent (Mekies, Racing-Bulls-Teamchef; d. Red.) wäre, würde ich es als Kompliment sehen, dass diese Probleme jetzt wegen der neuen Führung geäußert werden, durch die das Team die Chance hat, die Dinge in den Griff zu bekommen."

Der angesprochene Laurent Mekies, der zur neuen Saison das Amt des Teamchefs von Franz Tost übernommen hat, schlug in dieselbe Kerbe wie Horner und nannte zwei weitere Argumente für die Kollaboration zwischen Teams. Zum einen sei es das Ziel, durch den erlaubten Kauf einzelner Komponenten durch Kundenteams die Chance auf ein engeres Feld zu erhöhen. Zum anderen könne so ein nachhaltigeres Geschäftsmodell gelingen, obwohl sich die Formel 1 aktuell finanziell an einem guten Punkt befinde.

"Allerdings ist die Realität, dass die meisten Anteilseigner immer noch Geld ins Team pumpen. Also sollte man erst langfristig beurteilen, wie es mit dem Sport in den nächsten paar Jahren weitergeht, bevor man eine nachhaltigere Alternative zum Business-Model der Teams entfernt", argumentierte Mekies.