Der Fahrermarkt für 2024 war und ist alles andere als aufregend. In diesem Jahr laufen nur einzelne Verträge aus und davon sind nur die wenigsten hochkarätig. Lewis Hamilton war die einzige Ausnahme bei Mercedes, doch auch sein Verbleib stand nie wirklich in Zweifel.
Dazu kamen noch relativ unaufgeregte Verlängerungen von Nico Hülkenberg und Kevin Magnussen und eine letztendlich erwartbare Verlängerung des AlphaTauri-Duos. Nur Guanyu Zhou musste um seinen Sauber-Verbleib etwas zittern.
Wir gehen deshalb schon einen Schritt weiter und nehmen unter die Lupe, was sich für das darauffolgenden Jahr abzeichnet. Der Fahrermarkt 2025 verspricht nämlich so turbulent zu werden, wie schon lange nicht mehr und das aus verschiedenen Gründen.
Red Bull: Wer wird das nächste Verstappen-'Opfer'?
Sergio Perez ist 2024 bei Red Bull gesetzt. Er erhält Rückendeckung vom Team und vor dem Mikrofon verzeihen ihm Motorsportchef Dr. Helmut Marko und die Teamführung noch einige Fehler - obwohl sich zunehmend die Kritik mehrt. Über 2024 hinaus ist allerdings alles offen. Perez selbst kündigte im September an, dass er sich für 2025 nach Alternativen umschauen will, falls es ihm nicht gelinge, bei Red Bull "eine Situation zu schaffen, in der ich das Gefühl habe, etwas beitragen zu können", so Perez.
Hinter Perez lauert schon Daniel Ricciardo, um ihn zu beerben. Der Australier machte bei seiner AlphaTauri-Rückkehr keinen Hehl daraus, dass er es auf das Cockpit des Mexikaners abgesehen hat. Ricciardo kann ein Jahr lang sein Bewerbungsschreiben für ein Comeback im Werksteam abgeben, dann wird es sich wohl zwischen ihm und Perez entscheiden.
Über 2025 hinaus hat Red Bull allerdings noch einen zweiten Kandidaten im petto, den man gerne neben Verstappen ins Team holen würde: Lando Norris. Dr. Helmut Marko sagte, dass er sich ein Duo bestehend aus ihm und Verstappen "gut vorstellen" könne. Der McLaren-Pilot steht noch bis zum Ende des Jahres 2025 in Woking unter Vertrag. Die beiden Simracing-Kumpels Norris und Verstappen betonten beide, dass sie einen Wechsel begrüßen würden.
AlphaTauri: Wie schaut es im 2. Red-Bull-Team aus?
Ein möglicher Ricciardo-Transfer würde das Fahrermarkt-Zahnrad weiter in Bewegung setzen. Dass Perez einfach zum Junior-Team der Bullen abgeschoben wird, erscheint unwahrscheinlich. Mit Liam Lawson lauert sowieso schon die Idealbesetzung an der Seitenlinie auf eine Einwechselung. Dass er Potenzial für die Formel 1 besitzt, bewies Lawson als Ersatzpilot für Daniel Ricciardo. Bei der Fahrerwahl für die kommende Saison wurde er dennoch übergangenen. 2025 öffnet sich durch den Ricciardo-Perez-Shootout wohl zwangsläufig eine freie Position.
Abgesehen von Lawson deutet sich auch für 2025 keine wirklich nennenswerte Neuentdeckung aus dem RB-Nachwuchskader an. Enzo Fittipaldi, Ayumu Iwasa und Dennis Hauger konnten allesamt in zwei Formel-2-Jahren keine F1-Ansprüche stellen. Zane Maloney, Isack Hadjar und Jak Crawford müssten in ihrer zweiten F2-Saison einen großen Leistungssprung hinlegen, um vorne mitzufahren.
Für Sebastian Montoya und Pepe Marti (beide Formel 3) gilt dasselbe, wobei der Alonso-Schützling das wohl höchste Überraschungspotenzial mitbringt. In den Nachwuchsklassen kann sich innerhalb einer Saison viel ändern, aber 2023 deutete keiner der eben genannten RB-Junioren eine Leistungsexplosion an, die einen F1-Aufstieg 2025 rechtfertigen würde.
Darüber hinaus halten sich Spekulationen, dass Tsunoda selbst eines Tages mit den Honda-Aggregaten zu Aston Martin wechseln würde. In welcher Konstellation das möglich wäre, lässt sich im Moment schwer abschätzen. Lance Stroll ist praktisch unbefristet beim Team seines Vaters unter Vertrag.
Ob die Zusammenarbeit mit Honda als Werksteam ab 2026 diese Fixanstellung noch weiter rechtfertigt, muss sich erst zeigen. Die Laufzeit von Fernando Alonsos 'mehrjährigem Vertrag' ist unbekannt, aber irgendwann wird auch ihn unweigerlich sein Alter einholen. Abgesehen von einzelnen Tsunoda-Honda-Gerüchten hört man aus Silverstone aber fahrermäßig nicht viel.
Sauber: Alles wartet auf Audi - auch die Fahrer?
Bereits jetzt wirft Audi-Sauber in der Gerüchteküche des Fahrermarktes seine Schatten voraus und das obwohl nach wie vor einige Zweifel daran bestehen, ob der deutsche Autokonzern nicht doch einen Rückzieher macht. Eine so erfolgreiche Marke hat immer Strahl- und Anziehungskraft auf Fahrer. Audi steigt zwar erst 2026 in die Formel 1 ein, aus teaminterner Sicht bei Sauber würde es aber wohl Sinn machen, bereits in der Vorsaison die Weichen zu stellen und Fahrer zu holen, auf die man langfristig baut.
Dabei erscheint es durchaus plausibel, dass womöglich kein einziger der beiden derzeitigen Alfa-Sauber-Piloten beim Team aus Hinwil bleiben wird. Valtteri Bottas wirkt seit seinem Aus bei Mercedes unmotiviert und hinterlässt auch fahrerisch nicht den Eindruck, sich als Führungsfahrer bei einem ambitionierten Werkseinsatz etablieren zu können. Sein Vertrag läuft nach 2024 aus.
Guanyu Zhous Cockpit wackelte bereits in diesem Jahr und das, obwohl er - gemessen an der niedrigen Erwartungshaltung bei seinem F1-Einstieg - solide Leistungen gezeigt hat. Sauber suchte zwar nach Ersatzleuten, doch im klammen Fahrermarkt in diesem Jahr waren keine Hochkaräter verfügbar und finanziell schaffte es auch niemand, den Chinesen zu überbieten.
Wie hochkarätig die Audi-Sauber-Paarung ab 2026 aussehen könnte, ist aber sowieso zweifelhaft. Denn es ist unwahrscheinlich, dass der Audi-Motor schon im ersten Jahr den Rückstand zur Konkurrenz aufgeholt haben wird und auch Sauber müsste aus seiner derzeitigen Form eine Blitztransformation hinlegen, um auf Anhieb vorne mitkämpfen zu können.
Bestenfalls ist mit Erfolgen also erst nach einigen Jahren zu rechnen. Adam Barker, der das F1-Projekt bei Audi leitet, gab das Ziel aus, 2029 siegfähig zu sein. Wer im Moment ein Top-Cockpit besetzt, wird es sich zweimal überlegen, ob er diesen Poker eingeht.
Zwei Namen machten dennoch die Runde: Nico Hülkenberg und Carlos Sainz. Hülkenberg ist aus mehreren Gründen eine logische Option. Einerseits aufgrund seiner Staatsbürgerschaft. Für Audi wäre er als deutscher Fahrer von großem Wert. Andererseits aufgrund seiner derzeitigen Leistungen, die seit seinem Comeback in der Formel 1 vor allem im Qualifying überzeugend sind. Auch von Hülkenbergs Seite aus würde ein Transfer Sinn machen.
Im schlechtesten Fall ist es ein Wechsel von einem Hinterbänkler-Team zu einem anderen, im besten Fall ein Glücksgriff in ein Werks-Cockpit. Sein größtes Gegenargument ist jedoch das Alter. Hülkenberg ist bereits 36 Jahre alt, sobald Audi in die Königklasse kommt, wäre er 38.
Das Alter ist bei Carlos Sainz hingegen noch kein Thema. Für den 29-Jährigen wäre ein Sauber-Transfer hingegen ein klarer Rückschritt. Bei Ferrari hat er nach wie vor ein Auto, mit dem er um Siege und Podien kämpfen kann. Nach einem Wechsel in die Schweiz wäre hingegen Geduld angesagt. Alex Albon wäre ebenfalls eine denkbare Option für die Sauber-Truppe. Doch er hat noch bis 2025 Vertrag, könnte also frühestens gleichzeitig mit Audi nach Hinwil.
Gerüchte bringen auch Mick Schumacher mit Audi-Sauber in Verbindung. Er wäre aus ähnlichen Gesichtspunkten wie Hülkenberg naheliegend. Doch bei Sauber scheint Schumacher nicht hoch im Kurs zu stehen. Ein Hinweis darauf: Als Ersatz für das wackelnde Cockpit von Guanyu Zhou befand er sich nicht in der Diskussion, stattdessen wurden Fahrer wie Felipe Drugovich oder Theo Pourchaire als Kandidaten gehandelt.
Williams: Letzte Schumacher-Chance?
Ein interessanter Fall ist allerdings noch Williams. Das Team aus Grove hielt sich in den letzten Jahren praktisch ausnahmslos als 1-Mann-Team über Wasser, in dem nur ein Pilot wirklich um Punkte kämpfte. Logan Sargeant ist für 2024 alles andere als bestätigt, bislang taten sich aber nur wenige Alternativen auf. Es scheint im Moment so, dass wie so oft in der Königsklasse die Geldbörse entscheidet.
Sargeant ist dahingehend gut bestückt, doch auch ihm droht 2024 Konkurrenz durch Drugovich. Umso unsicherer ist also die Ausgangslage für 2025. Falls Sargeant verlängert wird: Kann er die erhoffte Leistungssteigerung bringen oder wer käme überhaupt als Alternative in Frage?
In der Vergangenheit war Williams regelmäßig Ausbildungsteam für einen Werks-Rennstall. 2019 bis 2021 mit George Russell und 2023 war vor dem Vertrags-Drama rund um Alpine und McLaren eigentlich Oscar Piastri eingeplant gewesen.
Es ist also durchaus denkbar, dass erneut ein vielversprechender Junior eines Topteams im zweiten Williams geparkt wird. Wer das dann ist, lässt sich schwer abschätzen: Ferrari setzt auf Oliver Bearman, Mercedes hat Supertalent Andrea Kimi Antonelli in der Hinterhand, der Gerüchten zufolge 2024 die Formel 3 überspringen und direkt in die Formel 2 aufsteigen soll.
Mick Schumacher machte sich für 2024 auch Hoffnungen auf einen möglichen Williams-Transfer, diese verschwanden allerdings mit der Vertragsverlängerung von Logan Sargeant. "Irgendwie sind überall alle Türen zu", sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff vor dem Italien-GP bei Sky Deutschland. 2025 sind dafür dann wieder viele Türen offen. Vielleicht öffnet sich ja eine bei Williams.
Mittelfristig wird sich Schumacher außerhalb der Formel 1 umschauen, wenn seine Mini-Chance 2024 bei Williams nicht aufgeht. Etwa in der Langstrecken-WM. Dort geht Schumacher 2024 mit Alpine an den Start. Gleichzeitig behält seinen Testfahrer-Job bei Mercedes bei. Damit bleibt er immerhin im F1-Kosmos, kann ein paar Testkilometer abspulen und würde sich für eine Rückkehr fit halten.
Welche Verträge laufen sonst noch aus?
Während Hülkenbergs Verbleib bei Haas wohl eher von dem Deutschen und einem möglichen Sauber-Angebot abhängt, sieht es auf der anderen Garagenseite etwas anders aus. Bei Kevin Magnussen wird sich zwangsläufig die Verlängerungs-Frage stellen, falls er seinen Fahrstil und seine Leistungen 2024 nicht in den Griff bekommt.
Als Ersatz hat Haas grob gesagt zwei Möglichkeiten: Entweder man sieht, wer im Wechsel-Karussell der Formel 1 noch übrigbleibt (etwa bei Alfa-Sauber) oder übernimmt wieder die Rolle als Farming-Team und bildet ein Nachwuchstalent aus. Angesichts der jüngeren Historie rund um Mick Schumacher ist zweiteres wohl die unwahrscheinlichere Lösung. Aber vielleicht findet Magnussen bis 2024 ja wieder in die Spur zurück.
Wie bereits zu Beginn angesprochen ist 2024 so etwas wie ein Super-Vertragsjahr, nach dem für mindestens das halbe Feld Kontrakte auslaufen. Nicht bei allen Fahrern ist jedoch bekannt, wie viele Jahre ihr Vertrag umfasst. Natürlich könnte es auch abgesehen von den im Detail abgedeckten Teams zu Verschiebungen kommen, selbst wenn sich noch nicht unbedingt etwas andeutet.
Charles Leclerc bei Ferrari zum Beispiel. Vereinzelte Gerüchte legten dem Monegassen schon Abschiedsgedanken nahe. Als logischere Variante erscheint jedoch in seinem Fall ein Verbleib. Die Mannschaft in Maranello ist um ihn herum gebaut und kein anderes Topteam befindet sich derzeit auf der Suche nach einem Nummer-1-Fahrer. Red Bull, Mercedes, McLaren und Co haben alle schon ein fahrerisches Ass im Ärmel, ein zweiter Toppilot würde nur das Konflikt-Risiko erhöhen.
Esteban Ocons Vertrag läuft 2024 aus. Da er der bislang schnellere der beiden Alpine-Piloten ist, gibt es aus heutiger Sicht keinen Grund, warum ihn das Team auswechseln sollte. Für höhere Aufgaben empfiehlt er sich aber auch nicht unbedingt.
Genauso wie Pierre Gasly, bei dem allerdings sowieso unklar ist, ob sein Vertrag nicht auch 2025 umfasst. Mercedes kommt im Fahrermarkt für 2025 gar nicht vor: Lewis Hamilton und George Russell haben schon ihren Vertrag in der Tasche. Dasselbe gilt auch für McLaren. In Woking sind die Verträge von Norris und Oscar Piastri für 2025 ebenfalls bereits fixiert.
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