Logan Sargeants Formel-1-Zeugnis 2023: Nicht gut, aber trotzdem gut genug

Logan Sargeant ist der erste US-Amerikaner seit Scott Speed, der eine komplette Formel-1-Saison bestritten hat und er ist seit seinem Heim-GP in Austin auch der erste Fahrer aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten seit Michael Andretti vor über 30 Jahren, der Punkte in der Königsklasse einfahren konnte. Am Freitag wurde sein Vertrag bei Williams um ein weiteres Jahr verlängert. Es klingt nach einer Erfolgsgeschichte.

Doch ist es das auch? Die Kehrseite der Medaille lässt das erste Jahr von Sargeant in der Formel 1 schon nicht mehr ganz so beeindruckend aussehen. Motorsport-Magazin.com hat alle Statistiken des Williams-Piloten im abgelaufenen Jahr nochmal genauer unter die Lupe genommen.

Logan Sargeants Qualifying-Statistik 2023

Logan Sargeant im Qualifying: Die Null steht bei Logan Sargeant auch noch zu Saisonende. Auch nach 22 Qualifikationen und drei Shootouts wartete der Vierte der Formel-2-Saison 2022 noch auf seinen ersten teaminternen Sieg auf eine Runde gegen Alex Albon. Der Thailänder hatte Sargeant eigentlich immer im Griff und das mitunter deutlich.

Ein durchschnittlicher Qualifying-Rückstand von über einer halben Sekunde spricht eine deutliche Sprache. In dieser Statistik schlägt sich seine wohl peinlichste Niederlage aber gar nicht nieder. Beim Saisonfinale in Abu Dhabi brachte Sargeant keine einzige gültige Rundenzeit zusammen, in Q1 patzte er sowohl beim ersten als auch beim zweiten Versuch. Peinlicherweise unterlief ihm dieser Fauxpas an einem Tag, an dem der Williams für Q2 gut gewesen wäre. Dasselbe "Kunststück" gelang ihm bereits beim Sprint Shootout in Katar.

Unter dem Strich war die Performance des FW45 aber je nach Wochenende sehr volatil, was sich auch in seinen Ergebnissen niederschlug. Sargeants Samstags-Highlight war ohne Zweifel der Q3-Einzug in Las Vegas, als der Fahrer aus Florida sich auf die sechste Startposition stellte. Es war zwar nicht sein einziger Q3-Auftritt, aber im Gegensatz zu Zandvoort blieb sein Bolide auf dem Straßenkurs in Nevada heil.

Logan Sargeants Renn-Statistik 2023

Logan Sargeant im Rennen: Die Ergebnisse im Rennen konterkarieren den Qualifying-Nuller von Sargeant auch nur bedingt. Zu sehr stand er in dieser Disziplin ebenfalls im Schatten von Albon. Der US-amerikanische Premierenpunkt in diesem Jahrtausend kam auch nur dank einer Reihe von Strafen zustande und weniger aufgrund einer sportlichen Glanzleistung.

Diese vermisste man bei ihm in seiner abgelaufenen Saison generell. Dabei begann das Jahr in Bahrain noch vielversprechend, als Sargeant im Rennen nur wenige Sekunden auf seinen Teamkollegen verlor. Es wurde in den folgenden Monaten aber kaum besser. Dazu kam noch eine Reihe von Fehlern. Erst ab der Saisonmitte folgten einige Auftritte, die pacemäßig Hoffnung auf mehr machten. Doch in derselben Phase leistete er sich auch vermehrt Fehler und Unfälle.

Ein Wochenende, das symbolisch für den Logan Sargeant der zweiten Saisonhälfte steht, ist der Große Preis von Katar. Dort scheiterte er im Qualifying um weniger als eine Zehntelsekunde an Alex Albon. Doch im Shootout verpatzte er dann alle drei SQ1-Runden. Im Sprint wurde es nochmal schlimmer: Der 22-Jährige drehte sich auf der zweiten Runde ins Aus. Seinen hitzebedingten Ausfall im Rennen kann man ihm mitnichten anlasten, aber zu diesem Zeitpunkt war das Wochenende bereits gelaufen - und das trotz des hoffnungsvollen Qualifyings.

Logan Sargeants Formel-1-Saison 2023 in Noten

Das sagte Logan Sargeant: "Ich denke, dass ich seit der Sommerpause eine starke Pace hatte. Ich konnte nicht immer das gesamte Potential zeigen, aber ich denke, das ist der nächste Schritt, der gemacht werden muss. Ich hatte das Gefühl, dass ich immer mehr dabei war den Code zu knacken, je länger die Saison wurde. Meine Qualifying-Pace hat sich im Laufe des Jahres stark verbessert, genauso wie die Rennpace. Seit der Sommerpause war ich viel näher dran. Phasenweise war ich in dieser Saison natürlich enttäuscht von meiner eigenen Leistung, aber ich werde niemals aufgeben."

Das sagt MSM: Logan Sargeants Vertragsverlängerung bei Williams lässt sich durch zwei Punkte erklären: Erstens seine Staatsbürgerschaft und zweitens die schiere Alternativlosigkeit auf dem Fahrermarkt, wo Nachwuchs-Piloten vom Schlage eines George Russell oder Oscar Piastri derzeit Mangelware sind. Sargeant zeigte 2023, dass die Formel 1 noch eine Nummer zu groß für ihn ist. Einzelne gute Auftritte machten zwar zwischenzeitlich Hoffnung, doch der US-Amerikaner verstand es, diese Hoffnung durch Unfälle und Zwischenfälle immer wieder im Keim zu ersticken. 2024 bringt er wenigstens ein Jahr Erfahrung mit und sollte in der Lage sein, seine Fehlerquote drastisch zu reduzieren. Ob er dann allerdings Druck auf Albon ausüben kann, ist nochmal eine andere Geschichte.

Als erster Fahrer erhielt Nyck De Vries gestern sein MSM-Fahrerzeugnis für die Formel-1-Saison 2023. Wie der nach zehn Grands Prix entlassene AlphaTauri-Pilot abgeschnitten hat, erfahrt ihr im verlinkten Artikel.