Es wurde eng, enger, und schließlich zu eng für Max Verstappen im Qualifying zum USA-GP. Ausgerechnet der 2023 so Unantastbare beging unter Druck in Austin auf der entscheidenden Q3-Runde gleich mehrere Fehler, und landete statt auf Pole nur auf Platz sechs. Nicht zuletzt, weil Red Bull deutlich hinter den Erwartungen zurückliegt.

Mit zwei Zehntel Puffer hatten die Weltmeister basierend auf Simulationen kalkuliert, verrät Motorsportberater Dr. Helmut Marko nach dem Qualifying gegenüber Motorsport-Magazin.com. Schon nach dem Training wurde klar, dass das eine Fehleinschätzung war: "Feinabstimmung und Flow im ersten Sektor, da muss Max normal zwei Zehntel schneller sein. Das ist dann nicht eingetreten, dass er da so richtig durchgepfiffen wäre."

Stattdessen hatte Verstappen von Beginn an mit dem RB19 zu kämpfen. Natürlich kein zweites Singapur, aber nicht ganz unähnlich: Probleme mit Bodenwellen. In FP1 war man viel zu tief, musste für das Qualifying höherlegen, erklärt Marko: "In unseren Simulationen gingen wir von Streckenverhältnissen wie im Vorjahr aus, aber scheinbar sind durch Erdbewegungen über das Jahr deutlich mehr Wellen gekommen."

Verstappen patzt unter Pole-Druck gleich zwei Mal

Trotzdem war der RB19 bis zum Qualifying polefähig. Aber nur auf einem Level mit der Konkurrenz, allen voran Ferrari. Unter diesem Druck ging in Q3 schon der erste Versuch nicht glatt. Zu nah war Verstappen für seinen Geschmack in der letzten Kurve an Sergio Perez dran, der da erst auf seiner Aufwärmrunde war. "Das hat eineinhalb Zehntel gekostet", schätzt Marko.

Aber Charles Leclerc lag nach dem ersten Versuch schon 0,252 Sekunden vor Verstappen. Der wusste also, dass er tief in die Trickkiste greifen musste, um die Pole zu holen. Schon in der ersten Kurve griff er dabei jedoch daneben, verbremste sich: "Dann musste ich für den Rest der Runde richtig pushen."

Das schien aufzugehen, aber ein schwieriger letzter Sektor verlangte nach maximalem Risiko in Kurve 19. Die durchfuhr Verstappen auch schneller als alle anderen. Schlichtweg zu schnell: "Es war nicht einmal Untersteuern, ich versuchte einfach die Kurve zu maximieren und habe mich um ein kleines Bisschen verschätzt." Er rutschte mit allen vier Rädern über die weiße Linie, seine 1:34,718 wurde für diesen Track-Limit-Verstoß kurz darauf wieder gestrichen. Sie wäre um fünf Tausendstel schneller gewesen als Leclercs Pole-Zeit.

Verstappen nimmt es locker: Dann macht das Rennen mehr Spaß

Verstappen und Red Bull beschweren sich nicht, der Verstoß war klar. "Es ist ein bisschen unglücklich, aber dann macht der Sonntag auch ein bisschen mehr Spaß", gibt sich Verstappen selbst auf Startplatz sechs für den Grand Prix locker. In einem schlechten Auto sitzt er sicherlich nicht, da ist das Team zuversichtlich. Im einzigen Training war das Reifenbild gut.

Die Longrun-Pace muss es also richten. In einem sehr engen Spitzenfeld mit Ferrari, McLaren und Mercedes auf einem Fleck wird es für Verstappen jedoch deutlich ungemütlicher als sonst. Von einer lockeren Aufholjagd spricht diesmal bei Red Bull niemand. Ein starker Lewis Hamilton auf Startplatz drei ist der Angstgegner, und auch dass man mitten im Pulk zwischen sieghungrigen Fahrern steht, macht Marko Sorgen: "Außer [Lando] Norris hat er da vorne keine Freunde."