Lance Stroll hatte auch beim Formel-1-Sprint in Katar am Samstagabend nichts zu feiern. Nach seinem Aussetzer im Qualifying blieb er abermals blass. Das Q1-Aus und eine Zeitstrafe für Track Limits im Rennen waren eine nahtlose Fortsetzung seines problematischen Wochenendes in der Wüste. Diesmal behielt der Aston-Martin-Fahrer allerdings die Fassung und lieferte obendrein Antworten für sein Verhalten am Freitag sowie die anhaltende Krise im Cockpit.

"Ich hasse es verdammt nochmal, einen schlechten Tag zu haben. Und das wird sich auch nicht ändern", ordnet Stroll seinen Ausraster nach dem Zeittraining mit einem Augenzwinkern ein. Nachdem er im Q1 als 17. ausgeschieden war, stieß er in der Garage seinen Personaltrainer Henry Howe aggressiv zur Seite und ließ auch später am Mikrofon der TV-Sender die Professionalität missen.

Einen Tag später ist das Gemüt abgekühlt und der Haussegen wieder im Lot. "Mit uns ist alles gut. Er ist mein Bro und wir durchleben auch den Frust zusammen. Wir sind zusammen auf dieser Reise und alles ist cool", so Stroll über die Beziehung zu seinem Physio, der ihn zu Saisonbeginn nach seinem Mountainbikeunfall innerhalb von zwei Wochen für den Auftakt in Bahrain fit gemacht hatte.

Den Shitstorm für sein Verhalten blendete er in den vergangenen 24 Stunden erfolgreich aus. "Ich schaue nicht auf Social Media, ich bin dieses Wochenende hier, um das Auto zu fahren", so der 25-Jährige. Doch das gelang ihm auch am Sprint-Samstag eher schlecht als recht. Im Sprint-Shootout flog er als 16. erneut in Teil eins raus. Das Rennen war für ihn auf dem Soft-Reifen ein aussichtsloses unterfangen. Nach 19 Runden wurde er als 13. gewertet und rutschte durch eine 5-Sekunden-Strafe für wiederholte Missachtung der Track Limits auf Position 15 ab.

Vor dem Hintergrund der kürzlichen Spekulationen um einen möglichen F1-Rücktritt beteuert Stroll gegenüber Motorsport-Magazin.com, trotz der verhexten Saison immer noch Spaß an der Königsklasse zu haben. "Ja, natürlich. Ich habe nur Schwierigkeiten mit dem Auto und damit, die Balance hinzubekommen. Ich bin gerade einfach nicht in der Lage, die Performance herauszuholen, was einfach schwierig und frustrierend ist", erklärt der Kanadier.

Stroll erkennt Aston Martin nicht wieder

In Katar ist er mit dem Aston Martin mehr als je zuvor auf Kriegsfuß. "Ich habe heftiges Untersteuern, plötzliches Übersteuern, einfach keinen Grip", erklärt Stroll. "Das sind alles Dinge, durch die ich nicht mehr das Gefühl habe, mich auf das Auto verlassen zu können und es mit Selbstvertrauen zu fahren. Ich habe gerade keine große Freude daran, es zu fahren."

Nachdem er sich beim ersten Saisonrennen in Bahrain trotz Verletzung hervorragend aus der Affäre gezogen hatte, lief er seiner Form hinterher. Gegen Fernando Alonso hatte er so gut wie nie eine Chance. In der Weltmeisterschaft steht es nach Punkten 174:47 für die spanische F1-Legende. "Ich denke, er hat einen besonderen Fahrstil und er nimmt die Kurven etwas anders als ich. Zu Beginn des Jahres hat das Auto mehr Möglichkeiten gegeben, mit unterschiedlichen Fahrstilen zu arbeiten", mutmaßt Stroll.

Im Verlauf der Saison hat sich der Charakter des AMR23 so drastisch verändert, dass er in eine Sackgasse geriet. "Es hat jetzt viele Limitierungen und er kann sie besser umfahren und kommt damit klar. Ihn stört es nicht so sehr", so Stroll mit Blick auf den erfahrenen Teamkollegen. "Wir versuchen das Setup zu ändern, damit ich mich wohler fühle, aber es liegt am Gesamtbild. Das Auto hat sich während des Jahres so sehr verändert und wir haben uns von dem entfernt, was mir zu Beginn des Jahres entgegenkam."

In Katar muss Stroll am Sonntag noch einen Grand Prix über 57 Runden überstehen. Nach den bisherigen Erlebnissen rechnet er sich nicht allzu viele Chancen aus, das Wochenende zu einem guten Ende zu bringen. "Wir stecken fest, es wird hart. Wir müssen schauen, ob über die Strategie etwas möglich ist. Hoffentlich passiert vor uns irgendetwas, denn mit der Pace bin ich nicht zuversichtlich. Ich fühle mich im Auto gerade einfach nicht gut." Alle Stimmen zum Formel-1-Rennen heute in Katar gibt es im Live-Ticker.