Das Sprint-Wochenende der Formel 1 beim Katar-GP ist sicherlich rein sportlich im Vordergrund, doch im Paddock sorgt auch ein weiteres Thema für Gesprächsstoff: Andretti. Das mögliche 11. Team der Königsklasse hat von der FIA die Lizenz erhalten, jetzt liegt der Ball bei der Formel 1. Die Teams wehren sich, mit Ausnahme von McLaren und dem möglichen Motorenlieferanten Renault/Alpine, entschieden gegen den Einstieg des US-Rennstalls. Sie fürchten weniger Einnahmen, da die Gewinne der Formel 1 nicht mehr durch 10, sondern durch 11, geteilt werden würden.

Aus den zahlreichen Stimmen der Ablehnung stach einer noch einmal mehr als deutlich heraus: Williams-Teamchef James Vowles. Der Brite ließ keinen Zweifel an der Haltung des aktuellen WM-Siebten: „Meine Gedanken dazu sind sehr klar. Williams ist gegen ein elftes Team, wir sind entschieden dagegen.“ Der 44-Jährige war sichtlich bemüht, seine Beweggründe genau zu erklären, da die Idee eines Andretti-Einstiegs bei den Fans mehrheitlich gut ankommt.

Formel 1 wehrt sich gegen Andretti! Was steckt dahinter? (10:00 Min.)

Vowles: Team-Finanzen nicht stabil genug für weniger Einnahmen

„Meine Verantwortung gilt 900 Mitarbeitern in meiner Firma. Wenn man sich unsere Bilanzen ansieht, dann sieht man, dass wir deutliche Verluste hinnehmen mussten. Im Vergleich von 2021 zu 2022 waren die Verluste im zweistelligen Millionenbereich höher. 2023 werden sie, das garantiere ich, nochmal um ein Vielfaches höher sein“, begründete Vowles seine Sorgen. Die Williams-Besitzer von Dorilton Capital investieren momentan stark, um das Traditionsteam wieder auf Vordermann zu bringen. Noch weniger Einnahmen wären da natürlich äußert ungern gesehen: „Deswegen sollte es klar sein, warum wir sehr vorsichtig sind, wenn es darum geht, das zu verwässern, was wir haben. Es liegen dann einfach mehr Verluste auf dem Tisch.“

Doch Vowles spricht nicht nur von der eigenen Mannschaft: „Wir haben endlich eine nachhaltige Einheit geschaffen. Die Teams arbeiten immer stärker zusammen und wir haben enges Racing. Aber es sollte auch bekannt sein, dass es nicht nur wir sind, die finanziell instabil sind. Ich würde sagen, dass das etwa für die Hälfte des Starterfeldes gilt.“ Erst wenn alle Teams stabil sind, will er ein elftes Team unterstützen.

Polesetter Carlos Sainz Jr. führt vor Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc nach dem Start
Laut James Vowles hat die Hälfte des Feldes keine gesunden Finanzen, Foto: LAT Images

Vowles flirtet offen mit GM: Wenn nicht mit Andretti, dann zu Williams?

Seine Ausführungen wollte er nicht gegen den Bewerber verstanden wissen. Mit dessen möglichem Partner flirtete Vowles sogar offen: „Das geht nicht gegen Andretti oder GM. Im Gegenteil: Ich würde GM bei Williams mit offenen Armen willkommen heißen. Ich hoffe eine Beziehung mit ihnen aufzubauen, sollte es für sie nicht funktionieren. Sie sind ein unglaubliches Unternehmen, das den Sport besser machen würde.“ Auf erneute Nachfrage stellte er jedoch auch klar, dass es keine Verhandlungen zwischen Williams und General Motors gäbe.

Das Thema Andretti könnte in einen Machtkampf zwischen der obersten Sportbehörde FIA und den F1-Besitzern von Liberty Media ausarten. Dass die FIA mit ihrer Lizenzvergabe nun den öffentlichen Druck erhöht hat, kritisierte Vowles allerdings nicht. Er sah dies schlichtweg als deren Aufgabe an: „Die FIA hat alles korrekt abgehandelt. Worauf sie achten ist, ob der Bewerber genügend Geld und Infrastruktur hat, um einen guten Job zu machen. Das wurde alles zertifiziert und unterzeichnet, und das macht auch Sinn.“ Seine Aufgabe ist allerdings eine andere: „Worüber ich als Person mit der Verantwortung für 900 Leute auf meinen Schultern spreche, und was wir erst noch sehen müssen, ist: Wie wird der Kuchen größer, sodass ich unsere Besitzer nicht erneut um mehr Geld bitten muss.“