Der Formel-1-Fahrermarkt ist auf ein Cockpit zusammengeschrumpft. Alle, die 2024 noch keinen Job haben, sammeln sich sprichwörtlich vor der Williams-Garage. Dort scheint es zunehmend eng zu werden für Rookie Logan Sargeant, der mit einer Unfallserie in den Herbst gestartet ist. Teamchef James Vowles geht trotz der nächsten Pleite in Japan jetzt gegen die Tausch-Gerüchte vor.
Seit Wochen werden andere mit dem zweiten Williams-Cockpit in Verbindung gebracht. Der Name Felipe Drugovich fiel am häufigsten. Der F2-Meister von 2022 und aktuelle Aston-Martin-Testfahrer gilt als zahlungskräftige Alternative. Dass er vom Formel-E-Fahrermarkt verschwand, heizte die Gerüchte weiter an. Mercedes-Testfahrer Mick Schumacher wurde als weitere Option genannt.
Williams mit starkem Treue-Bekenntnis zu Sargeant
Williams-Teamchef James Vowles bemüht sich in seinem Video-Feature 'Vowles Verdict' jetzt, diesen Gerüchten den Wind aus den Segeln zu nehmen: "Wir wollen, dass er Erfolg hat, und wir wollen ihn nächstes Jahr im Auto haben." Ein eindeutigeres Bekenntnis zu Sargeant gibt es unter den gegebenen Umständen wohl nicht.
Dass die Unfälle aber ein Problem darstellen, bestreitet Vowles nicht. Zwei Totalschäden in Zandvoort, eine Kollision in Monza, ein Abflug in Singapur, ein abgeschriebenes Chassis in Suzuka und eine weitere Kollision im Rennen sprechen eine deutliche Sprache.
Ausgerechnet nach der Sommerpause war der Williams aber in zwei Rennen stark, Teamkollege Alex Albon holte dort zehn Punkte. Sargeants Nullnummern wiegen schwer, und nicht nur das: Seine Unfälle verringern den Williams-Ersatzteilbestand auf ein kritisches Niveau. Alldem zum Trotz zeigt Vowles auf: "Fortschritt ist in gewisser Art und Weise da, wird aber ganz klar von vielen anderen Problemen und Unfällen getrübt, die ebenfalls aufgetaucht sind."
Williams-Teamchef erklärt die Sargeant-Fortschritte
Von außen sind diese Fortschritte schwer zu erkennen. Vowles versucht Klarstellung: "Wir haben Updates am Auto von Alex, die bei Logan nicht dran sind, weil wir dieses Jahr so viel Verschleiß hatten. Daher ist der Leistungsunterschied oft nicht der, den man im Ergebnis sieht." Wobei Sargeant mit seiner hohen Unfallquote daran nicht unschuldig ist. Für die Asien-Tour hatte Williams nicht ausreichend neue Teile, verteilte diese daher lieber auf Albon.
Vowles verweist aber auch auf fahrerische Fortschritte, nimmt Suzuka als Beispiel: "Er hat sich über das Wochenende hinweg aufgebaut. Im 3. Training fuhr er eine ähnliche Zeit wie Alex, und als wir ins Qualifying gestartet sind, war er bis zum Unfall auf einer Linie mit Alex, innerhalb einer Zehntel, und das auf einer der schwierigsten Strecken der Saison."
Williams will Sargeant zum 2024er-Cockpit helfen
Dann aber natürlich der Unfall. Nach Zandvoort der zweite große Qualifying-Abflug für Sargeant, diesmal machte er auch das Chassis kaputt. Zumindest sollte es noch zu reparieren sein, glaubt das Team. Trotzdem - wenn Sargeant schneller wird, nehmen ohne Zweifel die Fehler zu, besonders im Qualifying.
Die Probleme sollen aber behebbar sein. Das Team sieht das Potenzial. "Wir haben jemanden direkt aus der Formel 2 ohne signifikante Testfahrten geholt, ihn für eineinhalb Tage in Bahrain ins Auto gesetzt und ihm dann viel Glück für die Saison gewünscht", erinnert Vowles an die Herausforderung für Rookies in der heutigen Formel 1.
Ein Bekenntnis ist aber kein Vertrag. Liefern muss Sargeant, das geht aus Vowles' Aussagen sehr wohl auch hervor: "Logan hat sehr klare Ziele vor sich, die er bis zum Saisonende erreichen muss, und wir arbeiten kontinuierlich mit ihm. Das ist der wichtige Punkt: Wir arbeiten mit ihm." Wenn das Früchte trägt, muss sich Sargeant um seine F1-Zukunft keine Sorgen machen. Aber fix ist nichts. Und die Alternativen laufen nicht weg.
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