Mick Schumacher musste sich zum Formel-1-Saisonende 2022 vorerst von der aktiven Fahrerkarriere verabschieden. Haas ersetzte den Deutschen mit seinem Landsmann Nico Hülkenberg. Der Rausschmiss des 24-Jährigen sorgt bis heute für Diskussionen im Paddock und bei den Formel-1-Fans. Nun sprach Schumacher erstmals über das frühe Formel-1-Aus, seinen Weg in die Königsklasse und welche Rolle sein Vater Michael Schumacher dabei spielte.

Schumacher: Konnte bei Haas nichts lernen

Mick Schumacher erzielte in seinem ersten Formel-1-Jahr keine Punkte, Foto: LAT Images
Mick Schumacher erzielte in seinem ersten Formel-1-Jahr keine Punkte, Foto: LAT Images

Haas-Teamchef Günther Steiner geriet für seinen Umgang mit Schumacher immer wieder in Kritik. Nun rechnete der 24-Jährige im Sky-Interview mit dem Südtiroler ab: "Viel lernen konnte man nicht, wenn man eigentlich keinen Vergleich hat und das Team von einem erwartet, das Auto zu entwickeln."

2021 stieg der Deutsche in die Formel 1 auf, damals fuhr er an der Seite von Rookie-Teamkollege Nikita Mazepin. Sein erster Eindruck von Steiner? "Das war als mein Sitz angepasst wurde. Drive to Survive war schon draußen. Der erste Eindruck war so, wie man sich das vorstellen würde", erinnert sich Schumacher in der Sendung 'Hardenacke trifft…' auf dem deutschen Pay-TV-Sender.

Ein Jahr später wurde Mazepin - aufgrund des Ukraine-Kriegs - kurzfristig durch Kevin Magnussen ersetzt. "Das war das erste Mal, dass ich von einem Teamkollegen Erfahrungen sammeln konnte. Kevin ist einfach nur gefahren, das hätten wir vielleicht auch machen müssen", sagte Schumacher. "Wir haben das Beste aus dem gemacht, was wir hatten." Mit dem schwachen VF-22 konnten die beiden Fahrer nur 37 Punkte einfahren.

Doch mit einem erfahrenen Formel-1-Piloten an seiner Seite fielen auch die Fehler des Deutschen deutlich stärker auf. "Es gibt mehr zu den Crashs, als das Auge darbietet. Es sind Sachen dabei, die die Situation sehr viel schlimmer dargestellt haben als sie waren", rügte der 24-Jährige. "Jemand, der sehr viel in den Medien unterwegs ist, baut das auf zu etwas, was es nicht hätte sein müssen."

Seine Fehler sieht er aber trotzdem ein. "Natürlich war es suboptimal. In Saudi-Arabien war ich glücklich, dass es mir gut ging. Andere haben versucht, aus der Situation eine komplizierte Situation zu machen", sagte Schumacher. Der Deutsche verunfallte auf der Highspeed-Strecke noch im Qualifying und wurde anschließend ins Krankenhaus gebracht. Sein Auto wurde daraufhin vom Rennen zurückgezogen.

Schumacher rügt Haas: Wurde nicht richtig unterstützt

Obwohl Schumacher gerne selbst wieder im Formel-1-Cockpit sitzen würde, ist er in seiner aktuellen Position nicht unglücklich. Neben der Mercedes-Rolle ist er 2023 auch bei McLaren als Ersatzmann tätig. Laut Schumacher würden zwischen Haas und den beiden achtmaligen Konstrukteurs-Weltmeistern Welten liegen: "Ich kann mir jetzt anschauen, wie es sich eigentlich gehört. Damit hatten die zwei Jahre [bei Haas] nichts zu tun. Man kann nicht davon ausgehen, dass ein Fahrer seine beste Leistung bringt, wenn man ihn nicht in der richtigen Art und Weise unterstützt."

Bei Mercedes kann Schumacher Toto Wolff über die Schultern schauen, Foto: LAT Images
Bei Mercedes kann Schumacher Toto Wolff über die Schultern schauen, Foto: LAT Images

Auch die Unterschiede beim Auto seien drastisch: "Das 2021er-Auto von Mercedes hat gar nichts mit meinem Haas damals zu tun." Bei Mercedes bekommt der Deutsche jedenfalls die Unterstützung, die er sich auch von Haas gewünscht hätte. "Ich habe viel als Mensch gelernt. Dir werden die Leute nie die Blumen reichen, man muss sie selbst pflücken, das weiß ich jetzt. Ich fühle mich jetzt bereit, nochmal anzugreifen und zu zeigen, was ich wirklich kann. Viele Leute wissen gar nicht, was ich kann", sagte Schumacher. "Man ist nachher immer schlauer. Ich bin heute der Mensch auch wegen dieser Erfahrungen."

Mick Schumacher arbeitet mit Wolff an Plan B

Nun hofft Schumacher auf eine zweite Chance: "Das ist es, wo ich mich sehe. Ich habe 15 Jahre darauf hingearbeitet und gebe mich nicht zufrieden, nach zwei Jahren raus zu sein. Das ist das, was ich machen möchte. Dafür kämpfe ich und gebe mein Bestes."

In die Formel 1 zu kommen, war Schumachers erstes Karriere-Ziel. "Das zweite Ziel ist noch offen, nämlich Weltmeister zu werden", so der 24-Jährige. Als Simulator- und Ersatzfahrer bei Mercedes besitzt Mick Schumacher zumindest eine geringe Chance auf ein Cockpit beim Kundenteam Williams. Doch Teamchef James Vowles dementierte erst vor kurzem Gerüchte über mögliche Vertragsverhandlungen mit dem Deutschen.

"Im Moment bewegt sich wenig. Viele Fahrer sind schon sicher oder haben einen Vertrag, der erst Ende des nächsten Jahres abläuft. Ich habe viel Kontakt mit Toto [Wolff], wir reden fast täglich darüber. Ich kann mich nur präsentieren und sagen: 'Das habt ihr von mir. Das könnt ihr erwarten.' Ich weiß, dass ich noch viel in mir habe", so der Deutsche. Doch Schumacher hat bereits eine Alternative, falls er 2024 kein Cockpit ergattern sollte. "Leider gibt es einen Plan B, aber dazu muss ich mich später äußern", kündigt Schumacher an.

Das komplette Interview könnt ihr erstmals am Samstag nach dem Qualifying um 17:30 Uhr auf Sky F1 ansehen.