Bei Lando Norris nahm die Frustration im Formel-1-Rennen in Zandvoort am vergangenen Sonntag überhand. Der Brite hatte nicht nur nach dem Grand Prix nicht viel Gutes über die Strategie von McLaren zu berichten. Im Chaos der hektischen Anfangsphase gingen mit ihm im Funkverkehr die Pferde durch, als er sich von der Taktik seiner Pitwall gelinde gesagt nicht überzeugt zeigte. Die verbale Entgleisung im Teamradio ist Norris im Nachhinein unangenehm, sollte von Außenstehenden jedoch nicht auf die Goldwaage gelegt werden.

"Box, Mann, wir sind zu langsam!", hatte Norris in Runde drei des Niederlande GP im Funk gefordert, als er sich mit Slicks im Platzregen abmühte. Sein Renningenieur Jose Manuel Lopez erwiderte: "Wir sind schneller als die Autos auf Intermediates", woraufhin Norris in seiner Verzweiflung der Kragen platzte. "Was zur Hölle?! Bist du dumm?!", entgegnete der Brite und steuerte die Box an.

Der Wechsel auf Intermediates kam zu spät und bestimmte früh seinen Rennausgang. Nach Startplatz zwei sprang für Norris im Ziel nicht mehr als Position sieben heraus. Vor dem Start ins nächste Rennwochenende in Monza wurden der taktische Fehlschlag sowie sein Ausraster im Funk aufgearbeitet. Letzterem sollte laut Norris nicht allzu viel Bedeutung beigemessen werden.

Norris verliert die Fassung: McLaren-Strategie auf unzureichendem Niveau

"Wenn du es dir hinterher anschaust, sehe ich im Nachhinein immer wie ein Idiot aus und das verstehe ich", räumt der 24-Jährige ein, dass sein ruppiger Ton auf die Außenwelt nicht den besten Eindruck machte. "Die Leute beurteilen die Dinge immer von außen und geben gerne ihre Meinung dazu ab, aber das Team weiß, wie ich arbeite und wie ich Dinge sage."

Innerhalb der Truppe sei die Verständigung dementsprechend trotz zuweilen erhitzter Gemüter sehr gut. "Die Menschen, mit denen ich rede, wissen, dass so etwas natürlich nie so gemeint ist", beteuert Norris. In Zandvoort fühlte er sich von seiner Crew jedoch weder verstanden noch gut beraten.

"Die Informationen waren eindeutig nicht auf dem Niveau, auf dem sie hätten sein sollen", so Norris, der sich nicht anders zu helfen wusste und in seiner Verzweiflung zu drastischen Worten griff: "Ich denke, in diesem Moment war ich einfach etwas frustriert davon, was mir da gesagt wurde."

Lando Norris hasst sein Gejammer im Teamradio

Die Funksprüche von dem seit 2019 in der Formel 1 fahrenden Briten haben seit jeher Meme-Qualität, was normalerweise aber nicht auf seine Wortwahl zurückzuführen ist. "Ich höre mich immer an, als würde ich im Funk heulen oder jammern, aber ich weiß nicht, wieso. Ich hasse das", sagt der McLaren-Pilot.

Er selbst empfindet sein Gemüt keinesfalls als weinerlich oder aufbrausend, seinen Ton jedoch schon: "Ich habe immer das Gefühl, im Auto entspannt zu sein. Aber wenn ich mich hinterher im Funk anhöre, bin ich immer das Gegenteil. Ich bestreite nicht, dass ich in der Vergangenheit manchmal, wenn ich unter sehr viel Druck oder Stress stand, vielleicht nicht ganz so entspannt klang."

Letztendlich sieht Norris trotz allem keinen Anlass, sein Temperament im Cockpit zu unterdrücken: "Meistens bin ich aber entspannt, nur das kommt vielleicht nicht so rüber, besonders wenn du diese Dinge von außen hörst. Aber das Team weiß, wie ich arbeite und wann ich gut performe und wann nicht. Was die Leute von außen sehen, kümmert mich zwar irgendwie, aber dann wiederum auch nicht, weil ich einfach nur meinen Job so gut mache, wie ich kann." Hier im Formel-1-Liveticker aus Monza gibt es heute alle News, Infos und Stimmen.