Die Umstände in Zandvoort waren nicht günstig für George Russell. Der einst als "Mr. Saturday" Verschriene war mit einem Qualifying-Formtief in die Sommerpause abgetaucht, und als es beim Niederlande-GP wieder weiterging, war das bei den vom Mercedes F1 W14 ungeliebten Mischbedingungen. Rezept für Pleite? Mitnichten.

Während Lewis Hamilton diesmal enttäuscht in Q2 die Segel streichen musste, kämpfte Russell sogar um einen Platz in der ersten Reihe. Pole-Mann Max Verstappen war natürlich außer Reichweite, aber nur 19 Hundertstel fehlten auf den zweitplatzierten Lando Norris. Zum ersten Mal seit Australien qualifizierte sich Russell damit unter den Top-3.

"In den letzten Rennen vor der Pause hatte ich echt Probleme, ein paar schlechte Sessions", ist Russell erleichtert. "Gut, dass wir die kleine Pause hatten, um mit wachen Augen zurückzukommen, mit frischen Ideen, und eine gute Leistung abzuliefern."

Russell fährt Hamilton im Zandvoort-Qualifying davon

Für Russell entscheidend war im Zandvoort-Qualifying, dass er die Reifen stets in einem guten Temperaturfenster halten konnte. Hamilton fand den nicht. Seit einem guten ersten Training ging es für ihn nur rückwärts: "Dieses Gefühl hatte ich nie wieder." Schlechtere Balance im 2. Training hatte er noch auf Setup-Änderungen zurückgeführt, doch als es am Samstag zu regnen begann, ging es nur weiter in die falsche Richtung. Andere Fahrer erschwerten Hamiltons Qualifying mit Behinderungen zusätzlich.

Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton
Lewis Hamilton konnte mit Russell nicht mithalten, Foto: LAT Images

In Q2 entschied sich alles in den letzten Minuten, als sich eine trockene Linie formte, aber alle noch auf Intermediates fuhren. Hamilton, durch diese Behinderungen aus dem Rhythmus, überhitzte seine Reifen. Russell brachte seine Reifen hingegen auf den Punkt. 0,531 Sekunden schneller war er, stieg damit in Q3 auf. Hamilton blieb auf P13 hängen.

Russell mit Kampfansage für Zandvoort-Podium

In Q3 war für Russell sogar der zweite Platz in Reichweite, glaubt Toto Wolff: "Die Reifen waren für den ersten Sektor nicht bereit." Bei solchen Bedingungen - wenn es gerade erst aufgetrocknet hat, aber noch kühl ist - hat der Mercedes die größten Probleme, die Reifen auf Temperatur zu bringen, und ist oft unberechenbar zu fahren.

Bis zur Steilkurve verlor Russell über drei Zehntel, die er im Mittelsektor wieder aufholen musste. Da der McLaren die letzten zwei Kurven mag und Norris diese perfekt erwischte, zog er dem Mercedes auf den letzten Metern dann wieder davon und verwies ihn auf den dritten Rang.

Norris ist im Rennen erneut Russells Ziel: "Die Pace von Max haben wir denke ich nicht, er ist ein bisschen in seiner eigenen Liga, aber ich bin zuversichtlich, dass Lando und ich miteinander kämpfen können." Auch die dahinter lauernde Konkurrenz von Alex Albon, und Sergio Perez hat er auf dem Schirm. Der Kampf um Platz zwei wird morgen nicht leicht: "Aber wir wissen, unsere Samstags-Schwäche wird zur Sonntags-Stärke." Im Longrun war Mercedes McLaren am Freitag mindestens ebenbürtig. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Zandvoort gibt es hier im Liveticker.