Wenn er sich die Ehre gibt, jubeln die britischen Fans noch heute. So sehr haben sich seine leidenschaftlichen Auftritte in der Formel 1 ins Gedächtnis eingebrannt. Spektakuläre Überholmanöver, aber auch ungestüme Fehler und Pech durchzogen seine Karriere. Eines blieb aber konstant: Langweilig wurde es mit ihm nie. Die Rede ist natürlich von Nigel Mansell. Der Mann mit dem legendären Schnauzer wird an diesem Dienstag 70 Jahre alt. Motorsport-Magazin.com blickt zurück auf die Karriere des Weltmeisters von 1992.

Mit vollem Risiko in das Lotus-Cockpit

Mansells Aufstieg war von Eigeninitiative geprägt, einen Geldgeber hatte er nicht. Mit dem unbedingten Willen ausgestattet, es im Motorsport zu schaffen, ging er hohe Risiken ein. 1977 fuhr er trotz eines Genickbruchs Rennen in der britischen Formel Ford. Die Ärzte warnten, dass eine Querschnittslähmung drohen könne, doch Mansell verlies das Krankenhaus und fuhr. Manche würden es mutig, andere leichtsinnig nennen. Am Ende war das Wagnis immer Teil seiner Karriere.

Mansells Anfänge in der Formel 1 lagen bei Lotus, Foto: Sutton
Mansells Anfänge in der Formel 1 lagen bei Lotus, Foto: Sutton

Wenig später kam es zur nächsten Verletzung. In einem Formel-3-Crash mit Andrea de Cesaris brach sich der Mann aus der Kleinstadt Upton am Severn einen Wirbel. Erneut ging Mansell großes Risiko ein. Sein Talent war Lotus-Boss Colin Chapman aufgefallen und er hatte ihn zu Formel-1-Testfahrten eingeladen. Mansell nahm Schmerzmittel und versuchte seine Verletzung zu vertuschen, mit Erfolg. Zwar bekam Elio de Angelis den Stammplatz, aber Mansell hatte einen guten Eindruck hinterlassen und so wurde er als Testfahrer unter Vertrag genommen. Unter großen Schmerzen hatte er einen Fuß in die Tür der Königsklasse bekommen.

Die Leiden des jungen Mansell gingen weiter, denn Lotus entpuppte sich nicht als die Top-Adresse, die es einst war. Da er bei Testfahrten überzeugt hatte, durfte er bei drei Rennen mit einem dritten Fahrzeug an den Start gehen. Beim Debüt gab es ein Benzinleck im Cockpit und Mansell erlitt Verbrennungen. Das zweite Rennen endete mit Motorschaden und für das dritte konnte er sich gar nicht qualifizieren, weil er zuvor schwer verunfallte. Dennoch setzte ihn Lotus 1981 in das Auto neben de Angelis, als Mario Andretti abwanderte.

Colin Chapman war Mansells erster Förderer, Foto: Sutton
Colin Chapman war Mansells erster Förderer, Foto: Sutton

In Belgien 1981 stand er als Dritter das erste Mal auf dem Podest, doch die Zeit bei Lotus blieb ein einziger Kampf. Mansell konnte weit weniger als die Hälfte der Rennen für das Traditionsteam beenden und wurde dabei zumeist von de Angelis geschlagen. Dazu nahm ihn der Tod von Förderer Chapman im Dezember 1982 schwer mit. Bis mitte 1984 hatte er immer noch kein Rennen gewonnen und Lotus entschied sich, ihn durch das aufstrebende Talent Ayrton Senna zu ersetzen.

Titelkampf und Pech bei Williams

Mansell brauchte einen Ausweg und fand ihn bei seinem zweiten Förderer. Frank Williams holte ihn zu sich und entfachte so das Feuer seiner Karriere erst im fünften vollen Formel-1-Jahr so richtig. Symbolisch dafür war die markante Startnummer: Die 'Red Number Five' prangte erstmals auf dem Williams FW10. Das Team hatte mit den Honda-Turbos eine gute Wahl getroffen und wurde immer besser. Ausgerechnet zu Hause in Brands Hatch siegte Mansell erstmals und ließ dann gleich einen weiteren Triumph folgen. Der Angriff auf die Weltspitze war angerichtet und sollte 1986 erfolgen.

1986 brachte zwei Neuerungen. Zum einen war der FW11 das beste Auto im Feld, zum anderen war in der anderen Garagenseite der damals zweimalige Weltmeister Nelson Piquet zu finden. Der Brasilianer schoss mit allen Kanonen, beleidigte etwa Mansells Gattin, doch der Brite behielt sportlich die Oberhand. Mit fünf Siegen im Gepäck ging er als WM-Führender ins letzte Rennen in Adelaide. Alles sah nach dem Titel aus, ehe ihm das Pech mal wieder hold war. 19 Runden vor Schluss explodierte der linke Hinterreifen. Punktehamster Alain Prost im McLaren schnappte beiden Williams-Piloten den Titel weg. Die Herzen der Briten hatte Mansell aber gewonnen. Er wurde als Sportler des Jahres ausgezeichnet.

Nigel Mansell nach dem Ausfall in Adelaide 1986.
Mansells schwarzer Tag: Der Ausfall in Adelaide 1986, Foto: LAT Images

Das Abenteuer Ferrari scheitert

1987 ging das Drama weiter. Mansell verlor den Titelkampf, diesmal gegen Piquet. Der Brasilianer war langsamer, aber konstanter. Bezeichnend war die Art und Weise der WM-Entscheidung. Mansell verunfallte beim Qualifying in Suzuka schwer. Die zugezogene Verletzung bedeutete das kampflose Ende für den Briten. Seine Chancen auf einen WM-Titel schienen sich zu verflüchtigen. Ab 1988 wanderte Honda zu McLaren ab und Williams fuhr hinterher. Mansell floh in den Süden nach Maranello.

Bei Ferrari gelang Mansell kein Angriff auf den Titel, Foto: Sutton
Bei Ferrari gelang Mansell kein Angriff auf den Titel, Foto: Sutton

Mansell war der letzte Fahrer, den Enzo Ferrari noch selbst vor seinem Tod für die Scuderia auswählte. Und er startete nach Maß: Schon das erste Rennen für die Roten gewann 'Il Leone', wie ihn die Tifosi nannten. Auch wenn Mansell wie ein Löwe kämpfte, so konnte er gegen die mangelnde Zuverlässigkeit seines Wagens nichts machen. Titelchancen gab es erst ab 1990, aber nicht für ihn. Alain Prost war zu Ferrari gekommen und schlug in deutlich. Mansell war immer für eine schnelle Runde oder ein spektakuläres Manöver, wie gegen Gerhard Berger in Mexiko zu haben, aber die Punkte sammelte Prost ein. Mittlerweile schon 37 Jahre alt, kündigte Mansell das Karriereende an.

Alte Heimat, spätes Glück: Die Rückkehr zu Williams

Doch ein alter Bekannter hatte etwas dagegen. Frank Williams überzeugte ihn von einer Rückkehr nach Grove. Mansell sollte zur Nummer Eins werden und 'Red Number Five' kehrte zurück. Diesmal war ihm endlich das Glück hold. Williams hatte mit Renault einen starken Motorenpartner und experimentierte mit technischen Systemen wie einer aktiven Aufhängung oder einem Antiblockiersystem. Das Wunderauto FW14 war 1991 schon schnell und Mansell wurde zum dritten Mal Vizemeister mit fünf Siegen. Der McLaren Ayrton Sennas war vor allem zuverlässiger gewesen und so ging Titel nach Woking.

Im Williams FW14B fuhr 'Red Number Five' alle in Grund und Boden, Foto: LAT Images
Im Williams FW14B fuhr 'Red Number Five' alle in Grund und Boden, Foto: LAT Images

1992 rollte dann aber der FW14B an den Start und war endlich ausgereift. Mansell nutzte sein Fahrzeug perfekt für die späte Erlösung in seiner Karriere. Fünf Siege in Folge zu Saisonbeginn ließen keinen Zweifel, wer den Titel einfahren würde. 108 Punkte, 9 Siege und 14 Pole-Positions waren allesamt Rekordmarken. Beim Heimrennen in Silverstone fuhr er im Qualifying zwei Sekunden schneller als der Rest der F1-Welt. Mit 39 Jahren war er auf dem Thron angekommen.

CART- und F1-Champion: Mansell holt das Double

Und er machte 1993 einen doppelten daraus, doch nicht in der Formel 1. Alain Prost hatte schon frühzeitig bei Williams unterschrieben und Mansells Vertragsgespräche wurden dadurch zum Streitfall. Der Brite zog erneut den Schlusstrich unter die Königsklasse und ging nach Amerika in die CART-Serie zu Newman-Haas. Der 'Rookie' sicherte sich sofort den Titel mit fünf Saisonsiegen und ist so bis heute der einzige Fahrer, der gleichzeitig amtierender F1-Weltmeister und CART-Champion war, da Prost seinen Titel erst später klarmachte.

Als sich seine Karriere dem Ende zuneigte folgten noch ein paar Formel-1-Einsätze aus tragischem Anlass. Williams brauchte Ersatz für den verstorbenen Ayrton Senna. Mansell sprang einige Male ein und durfte beim letzten Saisonrennen in Adelaide 1994 seinen 31. und letzten Sieg einfahren, nachdem die Titelrivalen Hill und Schumacher kollidiert waren. Es war sein letzter großer Moment in der Königklasse. Ein weiteres Comeback bei McLaren 1995 scheiterte nach nur zwei Auftritten frühzeitig.

Nigel Mansell ist ein gefragter Mann im F1-Paddock, Foto: LAT Images
Nigel Mansell ist ein gefragter Mann im F1-Paddock, Foto: LAT Images

Jahrzehnte nach seiner aktiven Karriere ist Mansell auch heutzutage immer noch gern gesehener Gast und höchstbeliebt bei den Formel-1-Fans. Beim traditionellen Goodwood-Festival of Speed 2022 wurde er zum 30-Jährigen Jubiläum seines Weltmeistertitels gefeiert wie eh und je. Mittlerweile sind auch Zaubertricks sein Hobby, doch seine Liebe gehört immer noch dem Rennsport. Oder mit seinen Worten: "Ich habe alles ausprobiert, außer aus einem Flugzeug zu springen, aber nichts gibt dir so einen Adrenalinrausch wie ein Autorennen."