Erst verschob sich der Qualifying-Beginn aufgrund der zu nassen Strecke, dann schien plötzlich die Sonne über dem Circuit de Spa-Francorchamps. In trockenen Bedingungen war George Russell schlussendlich fast eine Sekunde langsamer als Lewis Hamilton - erst recht auf Slicks mehr als nur eine Welt in der Formel 1. Russell wird den Großen Preis von Belgien von Startplatz acht aus beginnen, Hamilton startet wegen Verstappens Grid-Strafe sogar von Platz drei. Die Mercedes-Piloten werden das restliche Wochenende mit verschiedenen Heckflügel-Modellen bestreiten.

Russell: Wir waren im Nirgendwo

Russell tat sich nach dem Qualifying schwer, Erklärungen für den großen Abstand auf seinen Teamkollegen zu finden. "Normalerweise liebe ich diese Übergangsbedingungen zwischen nass und trocken, aber wir waren auf jeder Runde im Nirgendwo", haderte Russell.

"Uns fehlte während des gesamten Qualifyings etwas die Pace und wir hatten die ganze Zeit über zu kämpfen. Ich bin mir nicht ganz sicher, woran das gelegen hat", schilderte der 25-Jährige im Nachhinein. Fakt ist, dass die beiden Mercedes-Piloten auf verschiedene Abtriebs-Konfigurationen setzten. Hamilton probierte es im einzigen freien Training des Wochenendes mit dem kleineren Heckflügel, Russell testete das größere Modell - beide Fahrer hielten an ihrer Wahl fest.

Lewis Hamilton und George Russell beim Qualifying in Spa-Francorchamps
Vorne fährt Hamilton mit deutlich flacherem Heckflügel, Foto: LAT Images

"George kämpfte ein wenig mit der Pace, als die Strecke abtrocknete", hob Andrew Shovlin im Anschluss ans Qualifying hervor. Im Regen erzeugt ein größerer Heckflügel wichtigen zusätzlichen Abtrieb. Auf trockener Strecke leidet dann aber die Höchstgeschwindigkeit, besonders in der rund 23 Sekunden langen Vollgas-Passage von La Source bis hinauf zu Les Combes. Die Motorsport-Magazin.com-Analyse zeigt: Russell verlor in diesem Bereich 0,36 Sekunden auf Hamilton.

Weitere 0,28 Sekunden verlor der jüngere Brite in der zweiten langen Vollgaspassage zwischen Stavelot und der Bus-Stop-Schikane. Auffällig: Wie im ersten Sektor verliert Russell die Zeit proportional zur zurückgelegten Distanz. Selbst im kurvenreichen zweiten Sektor konnte der 25-Jährige nur bis Pouhon Zeit auf Hamilton gewinnen, verlor aber auch dort insgesamt zwei Zehntel.

Russell bleibt zuversichtlich: Qualifying in Spa nicht alles

Pokerte Russell bei der Abstimmung und Heckflügel-Wahl vielleicht auf Regen? Stand jetzt soll das Rennen am Sonntag eher unter trockenen Bedingungen stattfinden, sofern man den Prognosen in den wechselhaften Ardennen trauen möchte. Nicht erlaubte Änderungen am Setup würden einen Start aus der Boxengasse nach sich ziehen, doch Russell ist sowieso optimistisch: "Wir wären natürlich gerne weiter vorne gelandet, aber wir wissen, dass das Qualifying hier nicht alles ist."

Deutlich zufriedener zeigte sich Hamilton. "Es war ein hektisches Qualifying, da die Strecke stetig weiter abtrocknete", berichtete der siebenfache Weltmeister. "Das Team hat einen großartigen Job erledigt, indem es für uns freie Fahrt auf der Strecke gefunden hat", lobte Hamilton seine Strategie-Abteilung.

Der Brite gab an, am Sonntag um einen Podestplatz kämpfen zu wollen, sorgte sich aber gleichzeitig um die Rennpace: "Ich hoffe, dass wir eine gute Long-Run-Pace haben. Die Abstimmung des Autos vor dem Qualifying war ein bisschen ein Ratespiel. Wir haben im Mittelsektor viel Zeit verloren. Wir werden sehen, wo wir noch Zeit finden können." Den ganzen Sprint-Tag der Formel 1 heute in Spa gibt es hier im Liveticker.

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