Lewis Hamilton überraschte am Formel-1-Samstag in Ungarn, indem die Pole Position erringen konnte. Doch die vielleicht größere Sensation gab es ein paar Reihen weiter hinten: Beide Alfa Romeos schafften es in Q3 und mit Guanyu Zhou landete einer von ihnen am Ende sogar auf der fünften Startposition. Valtteri Bottas rundete das Traum-Ergebnis mit einem siebten Platz ab.

Eine Überraschung, die kaum jemand vor diesem Wochenende in diesem Ausmaß auf dem Zettel hatte. Das lag daran, dass der C43 in dieser Saison kaum von sich reden machte und im Qualifying erst recht nicht. In Miami gelang Bottas der bislang einzige Q3-Einzug der Saison. Doch woher kam in Ungarn plötzlich die Shortrun-Pace bei dem Schweizer Team?

Valtteri Bottas: Streckencharakteristik half uns

Bottas schob den Samstags-Erfolg vor allem auf das Streckenlayout des winkligen Hungarorings, der von langsamen und mittelschnellen Kurven dominiert wird. "Ich denke diese Strecke passt zu unserem Auto und hebt die Stärken unseres Pakets hervor", so der Finne. Konkret geht es dabei vor allem um den Speed auf der Geraden. Laut Bottas sei der Alfa in den Vollgas-Passagen nicht so aerodynamisch effizient wie die Konkurrenz. In Ungarn kommt dieser Faktor aber kaum zum Tragen, stattdessen versuchen alle ihren Abtrieb zu maximieren.

Guanyu Zhou zeigte sich nach P5 im Qualifying erwartungsgemäß glücklich. Der erste chinesische Formel-1-Fahrer sagte: "Ich fühle mich wirklich unglaublich. Ich war im Qualifying auf jeder Runde am Limit. Nachdem ich in Q1 an der Spitze war, wusste ich, dass wir eine Chance haben würden, wenn ich 100 Prozent aus dem Auto raushole."

Gemessen an der Durchschnittsplatzierung im Qualifying hatte Alfa-Sauber überhaupt noch nie ein so gutes Ergebnis zu verzeichnen. Q3-Teilnahmen waren für die Schweizer Mannschaft in der Alfa-Romeo-Ära eher die Ausnahme als die Regel. Nur zweimal schafften es Fahrer aus Hinwil in diesem Zeitraum im Qualifying unter die Top 10. Zuletzt gelang dieses Kunststück beim Türkei-GP 2020, als Kimi Räikkönen und Antonio Giovinazzi im Regen P8 und P10 einfuhren. Als eigenständiges Team ist es das beste Sauber-Ergebnis im Qualifying seit über zehn Jahren.

Alfa Romeo: Folgen auf Qualifying-Kunststück auch Punkte?

Im Rennen könnte das Bild schon wieder anders aussehen. Was Alfa Romeo jedoch Hoffnung macht, ist, dass das Auto auf allen Reifensätzen eine gute Pace zeigte. In Q1 setzte Zhou vor Max Verstappen und Sergio Perez die Session-Bestzeit, Q2 beendete er immerhin auf Rang 9. Der fünfte Platz im letzten Segment war anschließend Kirsche auf der Torte.

Zhou geht mit großen Erwartungen in das Rennen: "Unser Hauptziel ist es, 'Best of the Rest' zu sein". Der 24-Jährige kalkulierte, dass man Sergio Perez im vermutlich übermächtigen Red Bull wohl ohne viel Gegenwehr ziehen lassen werde, doch gegen alle anderen direkten Gegner fühlt er sich gerüstet.

Dabei könnte natürlich die Streckencharakteristik dem Team nochmal in die Karten spielen. Überholen ist auf dem Hungaroring traditionell sehr schwierig und die guten Startpositionen umso mehr wert. Aus den Longrun-Daten schloss Bottas: "Ich denke wir werden eine sehr ähnliche Pace haben, wie viele andere Teams. Wir müssen die Strategie richtig treffen, denn sehe ich keinen Grund, warum wir nicht einige Punkte sammeln können." Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Ungarn gibt es hier im Liveticker.