Nach der Bestzeit am Freitag war Ferrari noch optimistisch. Charles Leclerc sprach sogar davon, dass ein 'großartiges Resultat' möglich sei. In der Realität des Qualifyings beim Ungarn-GP ist nichts Großartiges mehr übriggeblieben. Leclerc wird sechster, Teamkollege Carlos Sainz schied sogar in Q2 aus und startet am Sonntag von Rang 11.

Der Spanier hatte zumindest eine Erklärung dafür, warum er nicht unter die ersten Zehn kam: "Wir haben das erste Mal in diesem Jahr Q3 verpasst. Wir wussten aber, wenn es passieren sollte, dann hier. Mit dem Medium-Reifen hatten wir nie ein gutes Gefühl. Wir hatten immer Probleme, ihn auf Temperatur zu bringen und mir ein gutes Gefühl zu vermitteln. Wir mussten Q2 mit dieser Mischung fahren und dafür haben wir den Preis bezahlt."

Teamkollege Charles Leclerc bestätigte Probleme mit der Medium-Mischung, schaffte es aber dennoch ins letzte Qualifyingsegment des neuen Formates. Allerdings nur, um dort ernüchtert zu werden: "Es ist nicht gut. Ich war sehr glücklich mit meiner Runde und dann siehst du auf den Zeitenmonitor und bist auf Platz 6. Sicherlich sind die Abstände bis Platz 4 eng, aber die ersten Drei sind für diese Strecke ganz schön weit vorne. Wir haben eine Menge Arbeit vor uns." Ferrari war nicht konkurrenzfähig. Teamchef Fred Vasseur ließ keinerlei Ausreden gelten: "Das war kein gutes Qualifying für Ferrari, ganz klar. Wir haben am Anfang des Wochenendes gute Pace gezeigt und konnten das nicht im Quali umsetzen. Es war eng und das Format ist neu, das stimmt, aber das gilt für alle und wir konnten nicht abliefern, was wir wollten."

Schwaches Reifenmanagement und starker Wind: Ferrari schmiert ab

Die Erklärung für die schwache Leistung war dem Franzosen ziemlich klar. Das Ferrari-Problem Nummer Eins und das Budapest-Thema Nummer Eins trafen zusammen: "Sehr häufig geht es in Budapest um Reifenmanagement und Reifentemperatur. Wenn wir uns das ansehen, dann waren wir die Schnellsten am Anfang der Runde und hatten dann zum Schluss raus Probleme." In unserer Analyse sehen, wir das Vasseur damit recht hat. Leclerc verliert auf die Pole-Position aber besonders in den Kurven 11 und 12.

Dort könnte dem SF-23 auch noch ein anderer Faktor zu schaffen gemacht haben. Leclerc bestätigte auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com: "Immer wenn es ein Qualifying gibt, wo wir etwas mehr Wind haben, so wie heute oder in Silverstone, wo es extrem war, dann haben wir Probleme. Heute waren auch ein paar Kurven vom Wind betroffen und wir haben in denen gewaltig gelitten." Die Bedingungen am Hungaroring und das neue Format legten also viele der Ferrari-Schwächen offen.

Charles Leclerc ist angesichts der aktuellen Ferrari-Entwicklung besorgt, Foto: LAT Images
Charles Leclerc ist angesichts der aktuellen Ferrari-Entwicklung besorgt, Foto: LAT Images

Gibt es da überhaupt noch Hoffnung für das Rennen? Leclerc weiß nicht recht, was er erwarten soll: "Das Reifenmanagement war heute Morgen und gestern nicht schlecht. Die Pace im Longrun war aber im Vergleich zum Red Bull nicht gut, aber der Red Bull ist auch so weit vorne, dass ein Vergleich schwierig ist. Wir haben also keinen richtigen Anhaltspunkt." An der prinzipiellen Aufgabe ändert sich aber auch Sonntag nichts: "Reifenmanagement wird morgen alles sein. Wenn uns da ein guter Job gelingt, dann können wir auch ein gutes Rennen erwarten. Wenn wir damit Probleme haben, dann werde ich im Rennen in die Rückspiegel sehen."

Sauber machts Ferrari vor: Vasseur deutet neue Vorgehensweise an

Nach den bisherigen Eindrücken könnte es also ein hartes Rennen für Ferrari werden. Aber auch der allgemeine Trend der Scuderia schmeckt Leclerc überhaupt nicht: "McLaren, Mercedes und Red Bull scheinen jetzt recht konstant vor uns zu sein, wenn man sich die letzten paar Rennen ansieht. Wir müssen Arbeiten, sonst verlieren wir jedes Wochenende mehr und mehr Punkte. Es braucht eine große Anstrengung."

Fred Vasseur will von seinem Ex-Team lernen, Foto: LAT Images
Fred Vasseur will von seinem Ex-Team lernen, Foto: LAT Images

Doch genau hier scheint sein Teamchef zu einer anderen Erkenntnis gekommen sein. Der Grund dafür ist Alfa Romeo bzw. Sauber. Das ehemalige Team des Franzosen zeigte im Qualifying am Hungaroring mit den Plätzen 5 und 7 auf. "Ich glaube ein gutes Lehrstück zeigt Sauber. Sie waren in den letzten paar Rennen in Q1 draußen und dieses Wochenende sind sie mit demselben Auto ohne Updates in Q3. Das zeigt, dass man auch mal aufhören muss, jedes Wochenende an Updates zu denken. Manchmal ist es wichtiger, wie du dein Auto nutzt", hinterfragt Vasseur die ständigen Rufe nach Updates. Vielleicht wird Ferrari demnächst also erst einmal versuchen, das eigene Paket verstehen zu lernen, bevor wieder neue Teile an den Boliden geschraubt werden. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Ungarn gibt es hier im Liveticker.

Formel 1 Ungarn 2023: Der Zeitplan

  • Sonntag:
    15:00 Uhr: Rennen (70 Runden)

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