Die Formel 1 fährt an diesem Wochenende in Österreich. Doch die Stewards müssen sich noch mit einem Zwischenfall aus dem letzten Rennen beschäftigen. McLaren geht gegen eine Zeitstrafe beim Kanada-GP vor. Damals fiel Lando Norris nach einer 5-Sekunden-Strafe aus den Punkten.

Norris verlangsamte während der Safety-Car-Phase laut den Stewards zu stark, um sich vor dem Boxenstopp des McLaren-Duos genügend Rückstand gegenüber Teamkollege Oscar Piastri aufzubauen, der direkt vor ihm auf der Strecke unterwegs war. Die Rennkommissare beurteilten den Zwischenfall als "Unsportliches Verhalten" von Norris und sprachen deshalb die Strafe aus.

Right of Review: McLaren geht gegen Strafe vor

Wie McLaren in einer Presseaussendung mitteilte, geht man mit dem im International Sporting Code unter Artikel 14.1.1 festgesetzten Recht auf Neubeurteilung ("Right of Review") gegen die Strafe vor.

In der Mitteilung wird erklärt, wieso man sich zu diesem Schritt entschlossen hatte: "In Kanada wurden wir von der Strafe überrascht und waren uns über die Gründe für die Entscheidung im Unklaren. Wir haben unmittelbar nach dem Rennen mit den Stewards gesprochen, um die Gründe für die Strafe zu verstehen."

McLaren: Präzedenzfälle unter die Lupe genommen

McLaren war mit der Begründung der Rennkommissare allerdings nicht zufrieden und beschäftigte sich näher mit dem Fall, indem man nicht nur die Situation an sich eingehend analysierte und Präzedenzfälle unter die Lupe nahm. "Nach dieser sorgfältigen und umfassenden Prüfung sind wir der Meinung, dass genügend Beweise vorliegen, um bei der FIA ein 'Recht auf Neubeurteilung' zu beantragen, was wir auch getan haben", so McLaren.

Für die Einlegung eines derartigen Protests ist ein Zeitlimit von 14 Tagen festgelegt, das Kanada-Rennen liegt bislang erst zwölf Tage zurück. Insofern bewegt sich McLaren also im Rahmen des Reglements. Allerdings ist bislang unklar, auf welche Beweise sich das Team aus Woking stützen will, um die Entscheidung anzufechten.

Denn damit der Fall neu aufgerollt wird, verlangt das Reglement, dass "ein wesentliches und relevantes neues Element entdeckt wird", welches zum Zeitpunkt der Erstbeurteilung noch nicht vorlag. Am Rennsonntag des Österreich GP findet um 09:30 Uhr eine Anhörung statt, zu der Teamvertreter von McLaren und Williams geladen sind. Williams wird als beteiligte Partei gehört, weil Albon im Zug hinter Norris fuhr und Zeit verlor. Andere beteiligte Teams können bei den Stewards ebenfalls eine Anhörung beantragen.

Der letzte und bislang einzige Fall in der Formel 1, bei dem ein Right of Review erfolgreich war, ereignete sich in Folge des USA-GPs im Vorjahr. Damals wurde Fernando Alonso nach einem Protest von Haas ursprünglich aus dem Rennergebnis ausgeschlossen, jedoch wurde dieser Ausschluss nach einer Intervention von Alpine zurückgezogen, da man nachweisen konnte, dass Haas erst nach Ablauf der vorgesehenen Frist ihren Protest eingebracht hatte.

Norris überquerte die Ziellinie beim GP in Kanada auf der neunten Position, was ihm zwei Punkte eingebracht hätte. Doch aufgrund der Zeitstrafe fiel der Brite bis auf den 13. Rang zurück, wodurch das Team leer ausging.