Nico Hülkenberg hatte bei seinem Debüt auf dem Miami International Autodrome einen turbulenten Freitag. Der Formel-1-Routinier war in den Trainings das erste Mal auf dem Stadtkurs in den USA unterwegs und lernte direkt dessen unschöne Seite kennen. Erst drehte er im Haas die Pace auf, dann drehte er sich in die Wand. Beim Unfall kamen Hülkenberg und sein Team mit einem blauen Auge davon. Die Updates und das Selbstvertrauen überstanden den Patzer unbeschadet.

"Das war ein bisschen unnötig und etwas schade. Ich wollte etwas zu früh etwas zu viel", erklärt Hülkenberg seinen Fahrfehler im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Der Formel-1-Rückkehrer, der vergangenes Jahr bei der Premiere des Miami GP noch nicht im Grid stand, wurde mit dem Kurs und den Bedingungen zunächst schnell warm. Im ersten Training hatte er früh die Bestzeit markiert, doch knapp nach der 30-Minuten-Marke war seine Session frühzeitig beendet.

"Es war mein erstes Mal auf dieser Rennstrecke und wenn du in Kurve drei etwas weit gehst, ist es etwas problematisch", sagt Hülkenberg. Er hatte in der schnellen Rechtskurve nur leicht die Ideallinie verpasst, woraufhin das Auto schnell unkontrollierbar wurde und er sich in die Streckenbegrenzung drehte. Durch den Dreher baute der Bolide vor dem Einschlag ausreichend Energie ab, sodass der Schaden sich in Grenzen hielt.

"Hier scheint es nur eine Linie zu geben, auf der du guten Grip hast. Sobald du ein bisschen neben der Linie bist, fällt der Grip dramatisch ab. Später in der Session liegt abseits der Linie außerdem der Gummiabrieb. In der Hinsicht ist es ein kniffliger, fieser Kurs, auf dem es dich schnell erwischen kann", so das Fazit des 185-fachen Grand-Prix-Teilnehmers.

Günther Steiner nimmt Hülkenberg-Crash locker

Die Session wurde zur Bergung seines Autos für etwa zehn Minuten unterbrochen. Nach erfolgreicher Reparatur rückte er zweieinhalb Stunden später im zweiten Training wieder aus. Für ihn war es der erste Unfall seit seinem Comeback in der Königsklasse. Haas-Teamchef Günther Steiner, der seinem Vorgänger Mick Schumacher aufgrund der häufigen kostspieligen Fahrfehler den Laufpass gab, nahm den Fehltritt sportlich.

"Ich habe ihn danach nur kurz gesehen, bevor ich im zweiten Training ins Auto gestiegen bin. Er hat das ziemlich locker genommen", so Hülkenberg, der auch etwas Glück im Unglück hatte. Für das Wochenende in Miami hat Haas einen modifizierten Unterboden dabei. Das Neuteil überstand den Einschlag unbeschadet. "Der Unfall war zum Glück nicht so heftig", fügt er an.

Nachdem er das FP1 trotz des Zwischenfalls auf einem vielversprechenden neunten Platz beendet hatte, reichte es in der zweiten Session nur zu Position 17. Mit dem Unfall hatte das allerdings nichts zu tun. "Nein, gar kein Problem", bekräftigt er, dass das Selbstvertrauen vom Crash unbeeinträchtigt war. "Es war natürlich nicht ideal aber wir sind im zweiten Training wieder dabei gewesen und das Gefühl mit dem Auto war wieder gut."

Miami macht Lust auf mehr

Teamkollege Kevin Magnussen hatte im zweiten Training seinen Schreckmoment, als er sich in Kurve 15 drehte und nur leicht die Mauer touchierte. Der Däne schloss das zweite Training als bestplatzierte Haas-Pilot auf Rang zwölf ab. Für Hülkenberg sind die Anzeichen positiv. "Das Auto geht hier gut und fährt sich stabil. Und ich mag die Strecke auch. Sie macht Spaß und ich freue mich auf mehr davon", sagt er.

In Baku hatte er zuletzt ein schwieriges Wochenende, nachdem er und seine Ingenieure sich am Freitag mit dem Setup verrannt hatten. Eine Woche später fällt das Urteil nach dem Training anders aus. Auch was das Unterboden-Update angeht, ist Hülkenberg zuversichtlich: "Es fühlt sich hier ganz anders als in Baku an. Die Aero-Konfiguration ist leicht anders, die Reifenmischungen sind anders. Da ist es auch schwer, direkte Vergleiche zu ziehen. Aber bei der relativen Pace sind wir da, wo wir sein sollten. Es sieht okay aus und performt."

Obwohl er im zweiten Training aus den Top-10 verdrängt wurde, rechnet er sich für das Qualifying abermals den Einzug ins Q3 aus. Dieser gelang ihm dieses Jahr in Bahrain und Australien bereits zwei Mal. "Es wird richtig eng, das wird Spitz auf Knopf. Ich denke, es hängt davon ab, wer das Quali am besten umsetzt, wer die sauberste Runde abliefert. Ich erwarte ein forderndes Qualifying, es wird dynamisch, mit viel Verkehr und Track Evolution. Das wird sicher nicht einfach, aber ich habe das Gefühl, dass wir konkurrenzfähig sind und wieder dort [Q3] landen können." Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Miami gibt es hier im Liveticker.