Mick Schumachers zwei Jahre beim Formel-1-Team von Haas sind noch kein abgeschlossenes Kapitel. Zumindest nicht für seinen alten Teamchef Günther Steiner. Dessen Frust über Schumacher, in Interviews und in der Netflix-Serie 'Drive to Survive' hinlänglich dokumentiert, kommt auch in seinem neuen Buch nicht zu kurz.

'Surviving to Drive', Steiners Nacherzählung der Formel-1-Saison 2022 in Tagebuchform, erscheint am 20. April. Sie beinhaltet aber nicht bloß Kritik Steiners an Mick Schumacher als Rennfahrer. Viel schlechter kommen Schumachers Unterstützer weg, angefangen bei seinem Onkel Ralf Schumacher.

Steiner kritisiert Schumacher-System in neuem Buch

"Es war eine schwierige Situation für alle, und auch sehr politisch, besonders zum Ende hin, und die Medien haben da nicht geholfen", beklagt Steiner, als er am Ende des Buches auf die Trennung von Schumacher zu sprechen kommt. "Einen siebenmaligen Weltmeister als Vater zu haben bedeutet viel Druck, und insgesamt denke ich, dass Mick es sehr gut gehandhabt hat. Seine Entourage und Unterstützer vielleicht weniger. Es ist nicht seine Schuld, dass wir so angegriffen werden."

Namentlich genannt wird vor allem Ralf Schumacher, der nicht nur zur Verwandschaft gehört, sondern zugleich auch als Sky-Experte im Fahrerlager beschäftigt ist. Auf mehrere seiner Kommentare nimmt Steiner Bezug, sowie auf das konfrontative Interview mit Sky-Reporter Peter Hardenacke am Rande des Baku-Rennwochenendes: "Ich dachte, sie wollten mich über das Rennen ausfragen. Stattdessen begannen sie einen Haufen Scheiße über Mick auszugraben. Laut seinem Onkel spräche ich nicht mit ihm und würde ihm nicht helfen. Wirklich?"

"Anders als wie viele Leute denken mag ich Mick und stehe zu unserer Ansage, dass wir ihn bei Haas immer unterstützt haben", bemüht sich Steiner am Ende des Buches um Klarheit. Davor hatte er schon mehrfach unterstrichen: "Ich habe keine schlechte Beziehung mit Mick. Überhaupt nicht. Es ist einfach keine sehr Umfangreiche. Ich habe versucht, ihn etwas besser kennenzulernen, aber am Ende braucht es zwei zum Tanz. Du kannst es nicht erzwingen. [...] Kommentare wie die von Micks Onkel helfen natürlich nicht."

Gegen Ralf Schumacher teilt Steiner im Eintrag zum Baku-Wochenende nach dem Sky-Deutschland-Interview hart aus und erinnert sich an ein Gespräch mit Ex-F1-Pilot Johnny Herbert, der ebenfalls Schumacher kritisierte. Herbert, damals Experte bei Sky UK, sei laut Steiner ein "sehr guter Experte und kann kritisch und kontrovers sein, ohne es persönlich zu machen. Micks Onkel ist nicht smart genug, um da den Unterschied zu sehen, denke ich!"

Steiner spart auch mit Kritik an Mick Schumacher nicht

So oder so wird das Buch am Ende trotzdem auch eine Abhandlung zu Mick Schumacher selbst. Nach Schumachers zweitem großen Unfall der Saison in Monaco nahm Steiners Kritik am Fahrerischen rapide zu: "Mick scheint die Schwere der Lage nicht zu begreifen, zumindest nicht öffentlich, und das ist auch besorgniserregend. Er spricht, als ob es einfach eines dieser Dinge wäre, wo niemand Schuld hat. Wenn du es verbockst, dann gib zu, dass du es verbockt hast, entschuldige dich und versuche dich dann zu verbessern."

Ein Aufschwung im Sommer stimmte Steiner kurz positiv, in Zandvoort bezifferte er Schumachers Chancen für 2023 mit 50 Prozent. Doch der letzte Durchbruch kam nicht. Stattdessen folgte der Unfall auf dem Weg in die Box am Ende eines verregneten Japan-Trainings: "Ich will den Typen nicht zu hart angehen, aber ich bin richtig angepisst. Wie viele Leute könnten wir für 700.000 Dollar anstellen? Jetzt muss ich dieses Geld irgendwo finden. Das taucht nicht einfach auf."

Der kaputte Haas von Schumacher in Japan, Foto: LAT Images
Der kaputte Haas von Schumacher in Japan, Foto: LAT Images

Steiner beziffert die von Schumacher verursachten Schäden über das ganze Jahr hinweg mit ungefähr zwei Millionen US-Dollar, aber unterstreicht auch, dass es nicht nur darum ging: "Natürlich war es ein Faktor. Das kommt auch von fehlender Erfahrung, und leider können wir es uns einfach nicht leisten, Mick die nötige Zeit zu geben, damit er sich entwickeln kann."

Dass sich Schumacher ab dem Sommer verbessert hatte, reicht Steiner nicht: "Was er wiederum nicht geschafft hat, war, auch nur annähernd nahe an Kevin [Magnussen] im Qualifying dran zu sein oder annähernd so viele Punkte zu holen."