Red Bull dominiert die Formel-1-Saison 2023 weiterhin nach Belieben. Max Verstappen erzielte in den ersten drei Rennen 69 von 78 möglichen Punkten. Der Vorsprung auf den ersten Nicht-Red-Bull-Fahrer beträgt schon jetzt komfortable 24 Zähler und Mercedes-Pilot George Russell ist sich sicher, Red Bull könnte noch schneller fahren, möchte dies aber nicht.

Red Bull gewann die ersten beiden Rennen jeweils mit einem üppigen Vorsprung vor Fernando Alonso. Und auch der Sieg in Australien war nach Verstappens Überholmanöver gegen Lewis Hamilton kaum mehr gefährdet. Der siebenmalige Weltmeister behauptete nach dem Saudi-Arabien GP bereits, dass Mercedes nie so dominant wie Red Bull gewesen sei.

Lange konnten die Mercedes-Piloten Verstappen nicht halten, Foto: LAT Images
Lange konnten die Mercedes-Piloten Verstappen nicht halten, Foto: LAT Images

Russell: Red Bull verlegen, wahres Potenzial zu zeigen

Hamiltons Teamkollege George Russell knüpfte in den TV-Interviews nach seinem Ausfall an die Thesen seines Teamkollegen an. "Sie [Red Bull] halten ganz sicher [Pace] zurück und ich denke, sie sind beinahe verlegen, ihr volles Potenzial zu zeigen", behauptet der Brite. Der Grand-Prix-Sieger hat auch eine Erklärung für Red Bulls angebliches Versteckspiel mit der Leistung: "Je schneller sie wirken, desto mehr wird der Sport versuchen, gegen ihre Dominanz vorzugehen." In der Formel 1 wäre dieses Vorgehen nicht das erste Mal der Fall. Nach Ferraris sechs Konstrukteurs- und fünf Fahrertiteln mit Michael Schumacher wurde das sportliche Reglement zur Saison 2005 so radikal verändert, dass die zuvor dauersiegende Scuderia nur ein einziges Rennen gewann.

Russell ging am Mikrofon aber noch weiter: "Weder Max noch Red Bull haben derzeit einen Grund, ans Limit zu gehen. Realistisch betrachtet dürften sie einen Vorsprung von sieben Zehnteln gegenüber dem Rest des Feldes haben." Red-Bull-Teamchef Christian Horner bleibt ob dieser Behauptungen gelassen: "Das ist sehr großzügig von ihm. Sein Team weiß nur zu gut, wie es ist, mit derartigen Performance-Vorteilen."

Horner: Checo ist mit Sicherheit nicht spazierengefahren

Aber auch der Red-Bull-Teamchef konnte sich einen kleinen Seitenhieb in Richtung Brackley nicht verkneifen: "Wir sandbaggen also, aber er [Russell] hätte das Rennen gewinnen können? Alles klar." Auf weitere Nachfrage erklärte Horner, weshalb er Russells Tiefstapel-Vorwürfe für Unsinn hält: "In jedem Rennen musst du natürlich ein Stück weit deine Pace managen, gerade in diesem Rennen: Es war ein Einstopp-Rennen und der Reifenwechsel erfolgte sehr früh, da musst du deine Reifen selbstverständlich mehr managen. Und Checo ist mit Sicherheit nicht spazierengefahren und hätte eigentlich noch sieben Zehntel schneller fahren können", betont der Red-Bull-Teamchef vehement.

Bislang fuhr Red Bull eher einsam an der Spitze, Foto: LAT Images
Bislang fuhr Red Bull eher einsam an der Spitze, Foto: LAT Images

Sergio Perez selbst bekräftigt, dass sein Auto in Australien nicht mehr hergab: "Es war sehr schwierig, wir taten uns so unglaublich schwer mit dem Überholen. Wir hatten nicht den Speed, den wir sonst hatten und das gesamte Feld war heute einfach näher beieinander." Der Mexikaner vollzog seine Überholmanöver zumeist am Ende der neuen langen Vollgaspassage in Kurve 10 - eine bislang sehr unübliche Stelle zum Überholen, aber dort konnte das Red-Bull-Auto seinen verbliebenen Topspeed-Vorteil mit offenem DRS noch am besten ausspielen.

Ausgerechnet Mercedes selbst wurde vor einiger Zeit vorgeworfen, das eigene Potenzial verschleiert zu haben. Paddy Lowe, von 2013 bis 2017 Technischer Direktor bei Mercedes, erzählte vergangenes Jahr im Beyond the Grid-Podcast, 2014 habe es bei Mercedes während der Qualifyingsessions Diskussionen gegeben, wie weit man den Motor aufdrehen wolle. Laut Lowes Aussagen wollte man damals nicht zu dominant aussehen, um Regeländerungen zu Ungunsten von Mercedes zu vermeiden. Toto Wolff widersprach diesen Behauptungen.