Red-Bull-Dominanz in Saudi-Arabien und trotzdem stehen die Zeichen für das zweite Rennen der Formel-1-Saison 2023 heute auf Spannung. Nach Max Verstappens Qualifying-Debakel muss Sergio Perez die Favoritenrolle der Bullen an der Spitze alleine umsetzen. Mit Fernando Alonso in Startreihe eins lauert der ausgehungertste Fahrer im ganzen Grid darauf, dem Mexikaner den Sieg streitig zu machen. Dem Weltmeister steht derweil wie dem bestraften Charles Leclerc eine Aufholjagd aus dem Mittelfeld bevor.
1. - S wie Startaufstellung
Zwei Red Bull in Startreihe eins schienen nach den dominanten Leistungen in den Trainings nur noch Formsache, doch die Technik hatte andere Pläne. Ausgerechnet Max Verstappen wurde im Q2 von einem technischen Defekt lahmgelegt. Eine fehlerhafte Antriebswelle brachte ihn um die Chance auf Pole Position. Diese staubte Sergio Perez ab, der zum zweiten Mal in seiner Karriere von Startplatz eins in einen Grand Prix gehen wird. Max Verstappen steht von Startplatz 15 hingegen eine schwierige Aufholjagd bevor.
Bei dieser wird ihm der Zweitplatzierte des Zeittrainings Gesellschaft leisten. Charles Leclerc kam Sergio Perez zwar auf dem Zeitenmonitor gefährlich nahe, doch aufgrund einer neuen Steuereinheit für seinen Ferrari-Motor muss der Monegasse zehn Plätze weiter hinten auf Position zwölf des Grids Aufstellung nehmen. Statt ihm steht Fernando Alonso im Aston Martin neben dem Pole-Sitter in der ersten Reihe.
2. - S wie Strecke
Der 2021 erstmals für die Formel 1 errichtete Jeddah Corniche Circuit war ursprünglich als Lückenfüller gedacht, um die Zeit bis zur Fertigstellung des ursprünglich für den Saudi-Arabien GP vorgesehenen Kurs in Qiddiya zu überbrücken. Eigentlich sollte 2023 der letzte Auftritt der Königsklasse in Jeddah sein, doch schon im vergangenen Jahr wurde der Vertrag auf 2025 verlängert. Kein Wunder, ist der Kurs doch trotz des umstrittenen Austragungslandes ein echter Exot im Kalender.
Mit einer länge von 6,174 Kilometern ist Jeddah der längste Stadtkurs in der Formel 1 und mit Durchschnittsgeschwindigkeiten von 250 km/h bietet er den Fahrern eine einzigartige Herausforderung. Das von Hermann Tilke entworfene Layout umfasst 27 Kurven, bestehend aus 16 Links- und 11 Rechtskurven. Der Vollgasanteil beträgt 83 Prozent und im schnellen ersten Sektor werden bis zu 5 G erreicht. Kleinste Fehler werden durch die unmittelbar entlang der Rennstrecke verlaufenden Mauern gnadenlos bestraft.
3. - S wie Strategie
Nachdem die Teams in Bahrain mit einem regelrechten Reifenfresser konfrontiert waren, sieht die Welt in Saudi-Arabien für das schwarze Gold ganz anders aus. Der Asphalt von Jeddah beansprucht die Pneus nicht annährend so heftig. Die weiche C4-Reifenmischung ließ im Qualifying mehrere Versuche für eine schnelle Runde zu. Im Vorjahr gewann Max Verstappen mi einer Einstopp-Strategie.
Pirelli rechnet auch diesem Jahr damit, dass ein Reifenwechsel genügt, um die Renndistanz von 50 Runden zu meistern. Die Italiener raten an, auf Medium zu starten und zwischen den Runden 18 und 25 auf Hard zu wechseln. Alternativ ist auch ein Start auf Soft denkbar, wobei der erste Pitstop hier zwischen den Runden 13 und 20 absolviert werden sollte. Das Delta zwischen den Mischungen beträgt 0,4 Sekunden von Soft zu Medium und 0,8 Sekunden von Medium zu Hard.
4. - S wie Safety Car
Auf Stadtkursen liegt eine hohe Unfallgefahr in der Natur der Sache und auf einem Highspeed-Kurs wie dem Jeddah Corniche Circuit ist die Wahrscheinlichkeit eines Zwischenfalls besonders hoch. In den beiden bisherigen Ausgaben des Grand Prix kam Bernd Mayländer drei Mal zum Einsatz, und das zuweilen mit verhängnisvollen Folgen für die Favoriten.
Im Vorjahr führte Sergio Perez das Rennen von der Pole Position aus gestartet an und absolvierte in Runde 15 planmäßig seinen Boxenstopp. Einen Umlauf später sorgte ein Crash von Nicholas Latifi für eine Safety-Car-Phase. Die Konkurrenz nutzte die Neutralisierung für einen günstigen Reifenwechsel und der Mexikaner verlor die Führung sowie in der Folge auch die Chance auf den Sieg.
5. - S wie Sonntagswetter
Üblicherweise gibt es in Jeddah keine meteorologischen Überraschungen. Das 2. Freie Training am Freitagabend bot Teams und Fahrern wie üblich die für Qualifying und Rennen repräsentativen Bedingungen. Wenn der Grand Prix um 20:00 Uhr Ortszeit gestartet wird, dürften in dieser Hinsicht für alle Beteiligten klare Verhältnisse herrschen. Die Außentemperatur soll wieder bei etwa 27 Grad Celsius liegen. Der Asphalt dürfte in der Dunkelheit immer noch eine Temperatur von bis zu 32 Grad Celsius erreichen.
6. - S wie Superstar?
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und ein Q3 noch lange keinen Weltmeister. Dennoch war der neunte Platz im Qualifying das erste kleine Ausrufezeichen vom hochgeschätzten Oscar Piastri. Selten stieg ein Rookie mit derart viel Aufsehen um seine Person in die Königsklasse auf. Für den Champion der Formel 3 und Formel 2 war das Debüt in Bahrain ein ernüchternder Reality Check, doch kaum geht mit dem McLaren etwas, ist er zur Stelle.
Teamkollege Lando Norris war einer der Piloten, die im Qualifying die Wand touchierten, jedoch kam der Brite mit seinem Malheur nicht davon. Nachdem er in der letzten Kurve innen die Mauer touchiert hatte, war für ihn schon im Q1 alles vorbei. Piastri hingegen schaffte es ins Finale und hat heute die Chance, die ersten WM-Punkte seiner Karriere einzufahren. In Startreihe vier ist er in guter Gesellschaft: vor ihm steht Lewis Hamilton.
7. - S wie Sieger
Statistisch gibt es bei einem Grand Prix mit einer derart kurzen Historie natürlich nicht allzu viel zu berichten. Nach Siegen herrscht in Jeddah zwischen Lewis Hamilton und Max Verstappen Gleichstand. Der Rekordweltmeister gewann die Premiere im Jahr 2021 nach einem harten Schlagabtausch gegen den Niederländer. Der wiederum profitierte im Vorjahr vom Pech des Stallgefährten und fuhr zum Sieg.
In Anbetracht der heutigen Ausgangslage ist es unwahrscheinlich, dass einer der beiden ein Konto um einen weiteren Triumph ausbauen können wird. Stattdessen gibt es gleich mehrere Anwärter darauf, sich erstmals in die Siegerlisten des Saudi-Arabien GP einzutragen. Sergio Perez hat nicht nur wegen der Pole Position und dem Red Bull die besten Karten. Mit reihenweise Podien und Siegen auf Kursen wie Monaco und Baku gilt er als ausgewiesener Stadtkurs-Spezialist.
Sein größter Konkurrent dürfte Fernando Alonso heißen. Nicht nur, dass der Spanier seit Barcelona 2013 kein Rennen mehr gewonnen hat und neben Sergio Perez aus der ersten Startreihe losfährt. In Bahrain zeigte der Altmeister bereits, was die Stärke des Aston Martin AMR23 ist. Auf die Renndistanz setzte er sich mit ordentlich Reserven gegen Mercedes und Ferrari durch. Möglicherweise kommt diese Qualität auch gegen Red Bull zum Zug, zumal Sergio Perez durch die schlechte Ausgangslage des Teamkollegen strategisch auf sich allein gestellt ist.
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