Kein anderes Team musste 2022 so viel Kritik aufgrund ihrer Strategie ertragen wie Ferrari. Fred Vasseur will das künftig ändern und auch nach schlechtem Start in die Formel-1-Saison 2023 nicht lockerlassen. Personale Rochaden in der Strategie-Abteilung waren erst der Anfang.

Vasseur: Mann an der Boxenmauer trägt keine Alleinschuld

"Die Strategie machen viele Dinge aus", erklärt Fred Vasseur. "Die Software, die man zuhause hat. Das Team, das zuhause sitzt. Wirklich entscheidend ist der Kommunikationsfluss. Und dann hast du noch einen Mann an der Boxenmauer." Dieser Mann an der Boxenmauer wurde 2023 als eine der ersten Amtshandlungen des neuen Ferrari-Teamchefs ausgetauscht.

Mit Inaki Rueda ist auch der letzte Teil des Triumvirates nicht mehr an der Rennstrecke, Foto: LAT Images
Mit Inaki Rueda ist auch der letzte Teil des Triumvirates nicht mehr an der Rennstrecke, Foto: LAT Images

Inaki Rueda musste seinen Stuhl für Ravin Jain räumen. Mit Rueda hat Ferrari nun einen erfahrenen Mann in Maranello, mit dem erst 28-Jährigen Jain frisches Blut an der Boxenmauer. Gutes Omen: Der indischstämmige Brite ging wie Red Bulls Star-Strategin Hannah Schmitz auf die Oxford-Universität.

Fred Vasseur startet Ferrari-Revolution

Seine Feuertaufe hat Ravin Jain beim Großen Preis von Bahrain unbeschadet überstanden. "Die Boxenstopps und die Strategie waren ein positiver Aspekt", lobte Fred Vasseur nach dem Rennen. Gibt aber zu, dass es strategisch ein einfaches Rennen war. Bei den Boxenstopps stach Ferrari mit dem schnellsten Stopp (2,22 Sekunden) und erfolgreichem Doppelstopp sogar Klassenprimus Red Bull (2,25) aus.

Zumindest bei den Boxenstopps konnte Ferrari in Bahrain Red Bull schlagen, Foto: LAT Images
Zumindest bei den Boxenstopps konnte Ferrari in Bahrain Red Bull schlagen, Foto: LAT Images

"Bei der Strategie geht es nicht um die Person, die an der Boxenmauer sitzt", betont Fred Vasseur nochmals und weist auf die Wichtigkeit der guten Kommunikation zwischen Rennstrecke und Fabrik hin. Der Austausch von Inaki Rueda sei somit nur ein kleines Puzzlestück. "Wir haben uns aus verschiedenen Gründen für den Wechsel entschieden. Aber er wurde schon im letzten Jahr initiiert."

Initiiert durch strategische Fehlgriffe wie in Monaco, Frankreich oder das fehlgeschlagene Harte-Reifen-Experiment am Hungaroring. "Wir werden diesen ganzen Prozess genau untersuchen", meint der Ferrari-Teamchef. "Aber hier geht es nicht nur um die Strategie." Diese sei nur ein kleines Stück im Erfolgspuzzle der Scuderia.

Ferrari konnte es beim ersten Saisonrennen nur kurzfristig mit Red Bull (und Fernando Alonso) aufnehmen, Foto: LAT Images
Ferrari konnte es beim ersten Saisonrennen nur kurzfristig mit Red Bull (und Fernando Alonso) aufnehmen, Foto: LAT Images

Ferrari kopiert Strategie von Red Bull

"Wir müssen diese Herangehensweise in jedem Bereich des Teams anstreben, in jeder Abteilung", will der neue Chef alle Prozesse beim italienischen Rennstall genau unter die Lupe nehmen. In Bahrain boten Setup- und Motorenprobleme schon genügend Stoff zur Problemanalyse. "Wenn du zwei Wochen lang am gleichen Level bleibst, bist du tot. Weil sich alle anderen steigern."

"Ich bin mir sicher, Christian macht dasselbe", verweist der Franzose auf die Konkurrenz. "In jedem Bereich nach Verbesserungen zu streben." Mit Erfolg, Red Bull löste Mercedes als Alleinherrscher der Formel 1 ab. "Du schaust dir immer die internen Prozesse an und überlegst: Wo können wir uns verbessern? Denn eines ist sicher: Die Konkurrenz schläft nie", bestätigt Christian Horner.

Im Gegensatz zu Ferrari allerdings mit weniger Personalwechseln: Neben dem Teamchef sind Adrian Newey als Design-Genie, Pierre Wache als Technikdirektor und Paul Monaghan als Chefingenieur wichtige Konstanten im Team. Allerdings traten mit Ben Hodgkinson als Motorenchef (kommend von Mercedes) und Enrico Balbo als Ersatz für Dan Fallows neue Personen wichtige Ämter in Milton Keynes an.

Vasseur will alle Fehler der Vorsaison vermeiden

"Wir haben versucht, genau herauszufinden, was letztes Jahr funktioniert hat und was nicht. Und dann haben wir reagiert", berichtet Fred Vasseur. "Aber wie gesagt, es geht nicht um die Person." Am Beispiel Boxenstopps zeigen sich bereits die Früchte der Arbeit.

Charles Leclerc startete mit einem Ausfall denkbar schlecht in die neue Formel-1-Saison, Foto: LAT Images
Charles Leclerc startete mit einem Ausfall denkbar schlecht in die neue Formel-1-Saison, Foto: LAT Images

Neben dem Brennpunkt Strategie verlor Ferrari auch das Weiterentwicklungs-Rennen gegen Red Bull. Anfangs noch hinter Ferrari, baute der RB18 immer mehr Gewicht ab und legte an Geschwindigkeit zu. Die Weiterentwicklung des F1-75 lief hingegen etwas holprig.

"Wir haben gute Updates im Köcher und werden nicht vor Saisonende stoppen", kündigte Fred Vasseur für 2023 aber bereits eine Update-Offensive an. Das erste ist bereits für Jeddah oder Melbourne angekündigt. Denn: Die WM ist nach Rennen eins von 23 noch lange nicht vorbei.

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Fahrer-Tabelle

  • 1. Max Verstappen (25 Punkte)
  • 2. Sergio Perez (18 Punkte)
  • 3. Fernando Alonso (15 Punkte)
  • 4. Carlos Sainz (12 Punkte)
  • 5. Lewis Hamilton (10 Punkte)
  • 6. Lance Stroll (8 Punkte)
  • 7. George Russell (6 Punkte)
  • 8. Valtteri Bottas (4 Punkte)
  • 9. Pierre Gasly (2 Punkte)
  • 10. Alexander Albon (1 Punkt)
  • 11. Yuki Tsunoda (0 Punkte)
  • 12. Logan Sargeant (0 Punkte)
  • 13. Kevin Magnussen (0 Punkte)
  • 14. Nyck de Vries (0 Punkte)
  • 15. Nico Hülkenberg (0 Punkte)
  • 16. Guanyu Zhou (0 Punkte)
  • 17. Lando Norris (0 Punkte)
  • nicht klassifiziert: Esteban Ocon
  • nicht klassifiziert: Charles Leclerc
  • nicht klassifiziert: Oscar Piastri

Formel 1 WM-Stand 2023: Die Team-Tabelle

  • 1. Red Bull (43 Punkte)
  • 2. Aston Martin (23 Punkte)
  • 3. Mercedes (16 Punkte)
  • 4. Ferrari (12 Punkte)
  • 5. Alfa Romeo (4 Punkte)
  • 6. Alpine (2 Punkte)
  • 7. Williams (1 Punkt)
  • 8. AlphaTauri (0 Punkte)
  • 9. Haas (0 Punkte)
  • 10. McLaren (0 Punkte)