Lance Stroll lieferte beim Formel-1-Auftakt in Bahrain mit seiner Handverletzung eine beinahe makellose Vorstellung ab. Nach einem beinahe-Crash mit Fernando Alonso fand er in seinen Rhythmus und bezwang auf dem Weg zu Platz sechs am Ende sogar Mercedes-Pilot George Russell. Dem Sohn von Teambesitzer Lawrence Stroll war die Erleichterung nach dem Rennen ins Gesicht geschrieben. Vom Vater und vom Stallgefährten gab es Lobeshymnen in den höchsten Tönen.
"Er ist mein Held!", sagt Alonso am Mikrofon von Sky Sports F1 mit einem Schmunzeln. "Wenn du seine Hände und Füße anschaust, denkst du nicht, dass er ein Rennen fahren kann. Er hat eine phänomenale Leistung gezeigt und uns allen im Team war es eine Inspiration, seine Entschlossenheit und seine Motivation zu sehen."
Dass er den Teamkollegen knappt anderthalb Stunden nach dem Rennstart derart mit Lob überschütten konnte, war einer durchaus glücklichen Fügung zu verdanken. In Kurve vier hatte Stroll ihn am Heck touchiert, nachdem zwei individuelle Rennsituationen der beiden Teamkollegen praktisch aufeinanderprallten.
Glück im Unglück für Aston Martin
Stroll hatte sich auf der Bremse gegen Russell durchsetzen wollen, während Alonso vor ihm mit Hamilton beschäftigt war. "Ah, lasst uns damit bitte nicht anfangen", will Stroll im Gespräch mit Sky Sports F1 nicht an die Szene erinnert werden, die um ein Haar den ganzen Sonntag ruinierte. "Es war einfach schreckliches Timing", sagt er.
"Ich war innen neben Russell und habe spät gebremst, um vor ihm zu bleiben. Fernando hat vorne gegen Lewis den Konter versucht und ist dafür in der Mitte von Kurve vier fast stehengeblieben, und so gerieten wir aneinander. Es war schlechtes Timing, dass all diese Dinge zusammenkamen", so der Kanadier weiter.
Beide Fahrer mussten am Lenkrad zaubern, um ihre Autos auf der Strecke zu halten und verloren dabei jeweils die Position an einen der Mercedes-Piloten. Für Stroll war die Korrektur am Lenkrad mit seinen verletzten Handgelenken besonders kritisch: "Meine Handgelenke haben danach gezwiebelt. Mir kamen fast die Tränen, aber das Wichtigste war, dass wir beide auf der Strecke geblieben sind und ein gutes Rennen haben konnten. Da bin ich der Kugel gerade nochmal ausgewichen."
Lawrence Stroll schwärmt von Leistung seines Sohnes
Während Alonso im weiteren Rennverlauf Hamilton bezwang und nach einem siegreichen Duell gegen Ferrari-Pilot Carlos Sainz als Dritter das Podest stürmte, entschied auch Stroll sein persönliches Duell gegen Russell für sich und wurde Sechster. "Es war ein großartiger Saisonstart. Fernando ist auf dem Podium und ich bin so froh, heute gefahren zu sein und Punkte geholt zu haben. Das ist toll", freut sich Stroll, an dessen Start nach seinem Fahrradunfall nicht einmal der eigene Vater geglaubt hatte.
"Ich bin heute Abend natürlich ein stolzer Vater. Vor 13 Tagen hatte er die Operation und dann sagte mir Lance, dass wir nach Bahrain fliegen werden. Ich sagte okay, habe das aber in dem Moment nicht so recht geglaubt", so Lawrence Stroll im Gespräch mit Sky Sports F1. "Aber er hat sich durchgesetzt, hart gearbeitet und wir hatten fantastische Ärzte und Physios. Lance im Auto zu haben, nachdem er beim Test etwa 250 Runden verpasst hat, und dann diese Leistung abliefern zu sehen, mit einem gebrochenen Zeh und zwei zerstörten Handgelenken, ist mehr als beeindruckend."
Legendärer MotoGP-Arzt flickte Stroll für Formel-1-Rennen zusammen
Am Freitag hatte Stroll in den Trainings noch nicht einmal das Lenkrad richtig umgreifen können. Dass er für das Rennen fit war, hatte er in erster Linie einem im Motorsport allseits bekannten Arzt zu verdanken. Für die Operation seines rechten Handgelenks war er nach Barcelona zu Dr. Xavier Mir gereist. Der Spanier ist in der MotoGP eine regelrechte Institution und gilt auf dem Gebiet der Sportverletzungen weltweit als Koryphäe.
"Die letzten zwei Wochen waren irre und die vielleicht verrücktesten meines Lebens. Es war ein katastrophaler Zeitpunkt für einen Fahrradunfall. Die Ärzte haben mir gesagt, dass ich wahrscheinlich erst in Australien oder Baku wieder fahren kann. Das sah alles sehr düster aus, aber ich hatte ein unglaubliches Team von Medizinern an meiner Seite", erklärt Stroll.
Auch am Rennwochenende arbeitete er intensiv an seiner Rehabilitation: "Mein Osteopath Henry ist zehn Stunden am Tag bei mir, ohne meinen Chirurg Doktor Mir in Spanien wäre ich gar nicht hier und in der Lage, zu fahren. Es ist eine ganze Reihe von Menschen, ohne dich ich nicht hier gewesen wäre. Ich kann sie gar nicht alle aufzählen. Ein riesengroßes Dankeschön an alle und an das Team in der Fabrik, das ein unglaubliches Auto gebaut hat, das so viel Spaß macht."
Bis zum nächsten Rennen in Saudi-Arabien hat er nun weitere zwei Wochen, um seine Verletzungen zu kurieren. "Die Handgelenke fühlen sich jeden Tag stabiler an und ich habe mehr Mobilität. Auf der linken Seite habe ich ein paar Haarrisse, die sollten von alleine besser werden. Die Ärzte sagten, dass es dieses Wochenende darum ging, die Schmerzen in den Griff zu bekommen und es dann besser wird. Ich hoffe, dass es in Jeddah besser sein wird und belaste bis dahin lieber meine Zehen nicht", sagt er abschließend mit einer Portion Galgenhumor.
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