Düster hatte Charles Leclerc am Freitagabend nach enttäuschenden Trainings Ferraris Bahrain-Chancen gesehen. Die Pole wollte er abschreiben. 24 Stunden später schrammte er im Qualifying mit einer 1:30,000 um 0,292 Sekunden an Max Verstappens Bestzeit vorbei. Diese Lücke ist sogar größer, als sie sein sollte.

Denn Leclerc fuhr im entscheidenden Q3-Segment nur eine schnelle Runde. Bei vergleichbaren Bedingungen fehlten ihm auf Verstappen sogar nur 0,138 Sekunden. "Auf jeden Fall wusste ich, dass da noch Zeit zu finden sein würde, als ich den Abstand sah", glaubt Leclerc. "Es wäre eng geworden." Trotzdem fuhr er nicht mehr raus. Er und Ferrari hatten sich nämlich schon vor dieser Wendung ihre Strategie festgelegt.

Leclerc fährt nur eine Runde: Reifensparen

Leclercs Aussteigen mitten in der finalen Zeitenjagd kam auf den ersten Blick überraschend. Hintergrund ist Reifensparen. Schon vor dem Qualifying wurde entschieden, nur einen Schuss im Q3 zu versuchen. Damit wurde auch nur ein Reifensatz verbraucht, und Leclerc hat einen zusätzlichen frischen Reifensatz für das Rennen.

Ferraris erwartete Rennpace hat das Team in diese Richtung getrieben. Die starken Longruns von Red Bull und Aston Martin vom Freitag machen Leclerc Sorgen, Fernando Alonso hat er als Konkurrent auf der Rechnung: "Deshalb haben wir uns für Q3 so entschieden. Wir waren bereit, ein oder zwei Plätze in der Startaufstellung zu opfern und dafür neue Reifen zu haben. Für morgen ist das sicher die beste Wahl."

Seit dem Test kämpft Ferrari bei dem neuen Auto mit Reifenverschleiß, und das sah in den Trainings nicht besser aus. Im Durchschnitt verlor Leclerc im Dauerlauf knappe acht Zehntel auf Alonso und Verstappen. Nur - das ist die Prognose. Die Prognosen bei Ferrari gingen eigentlich auch nicht davon aus, dass die Pole drin war.

Ferrari übertrifft Prognosen: Was war da los?

"Ich habe viel Performance im Qualifying gefunden", wundert sich Leclerc. "Ich meine, richtig viel ... wir haben mitgekämpft, das habe ich nicht erwartet und das war eine gute Überraschung." Pole-Mann Max Verstappen scherzte in der Pressekonferenz, Leclerc habe die Sandsäcke ausgeleert, als zu Beginn von Q1 ein paar kleine Teile vom Ferrari wegflogen.

Leclerc will vom Verstecken von Performance in Test und Trainings nichts wissen. Was für ihn aber Fragen aufwirft: "Wo wir das gefunden haben, das weiß ich nicht. Das müssen wir untersuchen. So sehr wir die schlechten Tage verstehen müssen, so müssen wir auch die guten Tage verstehen. So verbessern wir uns."

Das nährt letzte Hoffnung auf ein gutes Rennen, auch wenn Leclerc eigentlich nicht daran glauben will, dass der Reifenverschleiß über Nacht verschwindet. "Wenn der Sieg möglich ist, dann werde ich alles geben. Wenn nicht, dann werde ich versuchen, die maximalen Punkte zu holen."

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