Mercedes wollte nach der schwierigen Saison 2022 einen erneuten Angriff auf den Weltmeistertitel in der Formel 1 starten und zu altem Glanz zurückfinden. Das scheint allerdings eine schwierigere Aufgabe zu werden als erhofft.

Nach den Wintertests in Bahrain folgte der erste Realitäts-Check, jetzt nach den Freien Trainings ist der achtmalige Konstrukteursweltmeister endgültig auf dem Boden der Tatsachen zurück. Devise: Viel Arbeit steht bevor.

Mercedes: Viel Drama beim Formel-1-Auftakt

Dramatisch startete schon der Tag für Mercedes: Lewis Hamilton musste aufgrund seines Nasenpiercings zu den Stewards. Wie im letzten Jahr in Singapur fehlte das Formular des Teams, das bestätigt, dass Hamilton keinen verbotenen Schmuck trägt. Wieder legte der Brite den Rennkommissaren ein ärztliches Attest vor: Die Entfernung seines Piercings stellt ein gesundheitliches Risiko dar. Der Vorfall blieb ohne Konsequenzen.

Dramatisch ging es mit Platz zehn (Hamilton) und elf (Russell) beim 1. Freien Training weiter, allerdings mit Reifennachteil auf Mediums. Aber: Wenig besser sah es mit Soft am Abend mit P8 beziehungsweise P13 aus. Beide Piloten bekamen einen neuen, kleineren Heckflügel für den W14 zum Testen. "Wir müssen erst schauen, ob er funktioniert wie erwartet", meint George Russell.

George Russell mit neuem grünen Helm, Foto: LAT Images
George Russell mit neuem grünen Helm, Foto: LAT Images

Lewis Hamilton: Mercedes hat noch einen langen Weg vor sich

"Wir haben noch einen langen Weg vor uns", meinte Lewis Hamilton nach dem ersten Trainingstag in Bahrain. "Das ahnten wir schon ein bisschen wegen dem Test. Aber die Lücke ist schon groß." 0,636 Sekunden hinter Fernando Alonso, Teamkollege George Russell war mit 0,975 schon fast eine Sekunde hinter der Bestzeit.

Auf den Longruns sah es für Mercedes mit einer Sekunde Rückstand auf Red Bull nur marginal besser aus. Zweitschnellster war Aston Martin, Mercedes auf Höhe von Ferrari dahinter. "Wir versuchen einfach, mit dem Setup das beste aus dem Auto herauszuholen. Kleine Verbesserungen hier und da", erklärt Hamilton. "Aber das bringt nur Millisekunden. Das hilft uns nicht, die Lücke von einer Sekunde zu schließen."

Lewis Hamilton handelte sich gleich am ersten Tag Ärger mit der FIA ein, Foto: LAT Images
Lewis Hamilton handelte sich gleich am ersten Tag Ärger mit der FIA ein, Foto: LAT Images

Hamilton zweifelt an Mercedes-Konzept

"Wir sind auf einem Irrweg und müssen zurück in die richtige Spur finden. Jetzt gerade sind wir meilenweit von der Spitze entfernt", ist der siebenfache Weltmeister wenig optimistisch für seinen achten Titel. "Das ist schwierig für jeden. Das ist weder wo das Team sein will, noch wo es sich verdient hat zu sein."

Der Abstand zu den Top-Teams ist laut Hamilton sogar noch größer als im letzten Jahr: "Es ist, wie es ist. Wir müssen arbeiten mit dem, was wir haben." Der Brite verspricht trotzdem, nie die Hoffnung aufzugeben: Auch 2022 schaffte Mercedes eine Mini-Auferstehung während der Saison. "Ich glaube schon, dass wir irgendwann aufholen können, aber mit diesem Konzept wird es schwierig."

"Wir haben uns unterschiedliche Ansätze angeschaut, aber kamen immer wieder zu unserem zurück. Das hat am meisten Vorteile für uns", erklärt Mike Elliot. Der Technik-Chef kündigte aber bereits neue Seitenkästen beim W14 an. Und glaubt an ein besseres Paket in dieser Saison als beim Vorgänger W13. "Wir haben noch nicht das Meiste aus dem Auto geholt."

Russells Wunschliste: Mehr Downforce und schnellere Qualifying-Pace

"Wie zuletzt scheint unsere Pace in der Rennsimulation besser zu sein als im Qualifying", analysiert George Russell den ersten Tag des Saison-Auftaktes in Bahrain. Auch mit Schwächen im Zeittraining konnte Mercedes 2022 einen Sieg und 17 Podien holen.

George Russell fühlt sich seit den Tests schon etwas wohler im W14, schnelleren Rundenzeiten blieben aber bislang aus, Foto: LAT Images
George Russell fühlt sich seit den Tests schon etwas wohler im W14, schnelleren Rundenzeiten blieben aber bislang aus, Foto: LAT Images

Seit den Wintertests hat Mercedes beim Setup etwas herumexperimentiert. "Wir haben jetzt ein anderes Arbeitsfenster. Das Auto fühlt sich etwas besser an, aber besser heißt nicht automatisch schneller", meint der 25-Jährige. Auch auf dem Soft-Reifen fühlte er sich gut. "Es war okay, die Strecke hat sich aber auch sehr verbessert."

George Russell hat seine To-Do-Liste für Mercedes schon parat: "Wir brauchen mehr Downforce und mehr Rundenzeit. Aber es ist erst der vierte Tag im neuen Auto. Wir müssen erst das optimale Arbeitsfenster finden, mit dem wir das Maximum herausholen können." Die Erwartungen sind bei den ehemaligen Dominatoren der Königsklasse nämlich andere.

Formel 1 Kalender 2023, Termine und Strecken

  • 23. - 25. Februar: Testfahrten in Bahrain
  • 05. März: Großer Preis von Bahrain (Sakhir)
  • 19. März: Großer Preis von Saudi Arabien (Jeddah)
  • 02. April: Großer Preis von Australien (Melbourne)
  • 30. April: Großer Preis von Aserbaidschan (Baku)
  • 07. Mai: Großer Preis von Miami
  • 21. Mai: Großer Preis der Emilia Romagna (Imola)
  • 28. Mai: Großer Preis von Monaco
  • 04. Juni: Großer Preis von Spanien (Barcelona)
  • 18. Juni: Großer Preis von Kanada (Montreal)
  • 02. Juli: Großer Preis von Österreich (Spielberg)
  • 09. Juli: Großer Preis von Großbritannien (Silverstone)
  • 23. Juli: Großer Preis von Ungarn (Budapest)
  • 30. Juli: Großer Preis von Belgien (Spa)
  • 27. August: Großer Preis der Niederlande (Zandvoort)
  • 03. September: Großer Preis von Italien (Monza)
  • 17. September: Großer Preis von Singapur
  • 24. September: Großer Preis von Japan (Suzuka)
  • 08. Oktober: Großer Preis von Katar
  • 22. Oktober: Großer Preis von USA (Austin)
  • 29. Oktober: Großer Preis von Mexiko (Mexiko Stadt)
  • 05. November: Großer Preis von Brasilien (Sao Paulo)
  • 19. November: Großer Preis von Las Vegas
  • 26. November: Großer Preis von Abu Dhabi

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