Monaco, Frankreich oder auch Ungarn. Ferrari-Fans fallen wohl einige Strategie-Patzer ihres Formel-1-Teams in der Saison 2022 ein. 2023 soll alles besser werden. Teamchef ist jetzt Frederic Vasseur. Der Franzose soll dem roten Pferd wieder zu altem Ruhm verhelfen. Dafür hat er schon die ersten Änderungen am Kommandostand der Scuderia vorgenommen, weiß aber auch, dass Formel-1-Strategien im Nachhinein leichter zu bewerten sind, als sie innerhalb von wenigen Sekunden korrekt umzusetzen.

Vasseur: Rueda in Maranello statt an Ferrari-Pitwall

"Wenn du als Außenstehender auf die Strategie schaust, sieht es so aus, als wäre nur eine Person dafür zuständig, das ist aber nicht der Fall", macht Vasseur klar. Strategie-Chef Inaki Rueda wurde nach den jüngsten Ferrari-Strategie-Missgeschicken stark kritisiert. "Wir haben in der Fabrik eine Gruppe von Leuten, die mit dem Kommandostand verbunden sind. Die Software und der Fluss der Kommunikation innerhalb des Teams sind oft am wichtigsten", beschreibt der neue Ferrari-Boss die wichtigsten Faktoren für das Treffen einer Strategie-Entscheidung.

Seit rund drei Monaten ist Vasseur nun Teamchef. Zwar kündigte der Franzose an, dass nicht direkt große Änderungen am Team erfolgen werden, eine kleine Änderung am Strategie-Team hat der neue starke Mann in Maranello aber schon vorgenommen. "Wir haben ein bisschen was am Aufbau des Teams geändert, es sind weniger Leute am Kommandostand. Inaki [Rueda, Anm. d. Red.] wird in der Fabrik sein und sich mehr auf das sportliche Fokussieren. Das ist auch, um direkt an der Kommunikation zu arbeiten", verweist Vasseur auf den neuen Aufbau der Strategie-Abteilung. Ferrari nimmt Rueda damit auch aus der öffentlichen Schusslinie und ermöglicht dem Spanier so, sich abseits von öffentlichem Druck auf die Strategie zu fokussieren.

Ob sich die Änderungen positiv auswirken werden, wird die kommende Formel-1-Saison zeigen. Knifflige Strategie-Entscheidungen sind in der Königsklasse an der Tagesordnung. "Wenn alles gut läuft, ist es natürlich etwas anderes, als wenn man innerhalb von einer Sekunde reagieren muss", weiß Vasseur. "Wir müssen darauf vorbereitet sein und wissen: Was könnte passieren und wie könnten wir darauf reagieren? Die Kommunikation muss direkter werden."

Vasseur: Kommunikationsfluss bei F1-Strategie wichtiger als Individuum

"Es ist oft so, dass man eine Entscheidung trifft und einen danach eine riesige Menge an Leuten beurteilt", ist dem Ferrari-Boss bewusst. Vasseur ist schon lange im Formel-1-Tagegeschäft vertreten und kennt daher den öffentlichen Druck. Vor seinem Engagement bei Alfa Romeo Sauber war der Franzose 2016 für ein Jahr als Teamchef bei Renault tätig, das heute als Alpine bekannt ist. "Das Wichtigste ist, dass wir verstehen, warum eine Entscheidung nicht funktioniert hat. War es die Entscheidung eines einzelnen oder lag es an mangelnden Informationen durch einen schlechten Informationsfluss? Meistens liegt es an zweiterem", weiß Vasseur durch seine Erfahrung.

Ferrari wurde 2022 von Mercedes verfolgt, Foto: LAT Images
Ferrari wurde 2022 von Mercedes verfolgt, Foto: LAT Images

Der Ferrari-Teamchef kennt aber auch die Gefahren einer Negativ-Spirale, in der sich Ferrari 2022 zweifellos befand. "Wenn es einmal schlecht läuft, ist es natürlich schwerer, da man dann beim Treffen einer Entscheidung noch nervöser ist." Das will das Team 2023 um jeden Preis vermeiden. 2022 befand sich Ferrari nach drei Rennen schon auf dem Weg zum Formel-1-Titel, ehe die Scuderia einknickte und am Ende der Saison noch knapp vor Mercedes als Zweiter der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft ins Ziel humpelte.