Seit Monaten versucht Michael Andretti einen Fuß in die Tür der Formel 1 zu bekommen. Als eine Übernahme von Sauber, die nun zum Audi-Werksteam werden, scheiterte, entschloss sich der Sohn von Motorsport-Legende Mario Andretti kurzerhand, mit einem eigenen Team antreten zu wollen. Bei der Formel 1 und den meisten ihrer Teams stieß der Amerikaner damit aber auf wenig Gegenliebe. Einzig McLaren, unter der Leitung von Andrettis Freund Zak Brown, und Renault, der wahrscheinliche Motorenpartner, äußerten sich positiv. Der Grund ist klar: Bei elf Teams müssten Preisgelder mit einem weiteren Konkurrenten geteilt werden.

Lange schien Andretti daher auf Granit zu beißen, doch nun hat er zwei starke Verbündete gefunden. Zum einen hat er die Unterstützung von General Motors, die unter der Marke Cadillac mit Andretti in die Formel 1 wollen. Zum anderen hat FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem die Erweiterung des F1-Grids mittlerweile zur Chefsache erklärt. Als Andretti und GM ihren Plan vorstellten, tweete der 61-Jährige sofort, dass er diese Pläne begrüßen würde.

Damit aber nicht genug, denn der FIA-Präsident ließ wenige Tage später nun erneut keinen Zweifel daran, dass er sich als Verbündeter Andrettis positioniert. Stimmen, die den Mehrwert eines Andretti-Einstieges in Frage stellten, konnte Ben Sulayem nicht verstehen. Er meldete sich erneut auf Twitter zu Wort: "Es ist überraschend, dass es einige negative Reaktionen auf die Neuigkeiten um Cadillac und Andretti gibt. Die FIA hat in den vergangenen Jahren bereits den Einstieg von kleineren, erfolgreichen Organisationen akzeptiert."

Ben Sulayem: GM und Andretti erhöhen Attraktivität der Formel 1

Damit spielt Ben Sulayem vor allem auf den Einstieg von Haas 2016 an. Gene Haas ist zwar Besitzer eines Werkzeugmaschinenherstellers, doch General Motors ist auf dem US-Markt sicherlich eine andere Hausnummer. Mercedes-Boss Toto Wolff hatte sich immer wieder laut geäußert, dass ein neues Team einen Mehrwert für die Formel 1 mitbringen müsse. Michael Andretti hat im Zuge seines neuen Deals mit GM auf diese Stimmen reagiert: "Eine der Fragen war immer: Was bringt Andretti mit zur Party? Nun wir bringen einen der größten Hersteller der Welt, mit General Motors und Cadillac. Das war die eine Sache, die wir bis jetzt nicht hatten und die wir nun auch noch mitbringen."

Diesem Tenor schloss sich auch der FIA-Präsident an: "Wie sollten angestrebte F1-Einstiege von Weltkonzernen wie GM und einem Vollblutrennfahrer wie Andretti oder anderen unterstützen." Für ihn ist der Mehrwert klar gegeben: "Das Interesse von Teams aus Wachstumsmärkten vermehrt die Vielfalt und erhöht die Attraktivität der Formel 1." Trotz Ben Sulayems klarer Positionierung kann er in diesem Fall keinen Alleingang durchdrücken. Für den Einstieg neuer Rennställe braucht es weiterhin die Zustimmung der Königklasse und ihrer Teams. Ob diese weiter hart bleiben oder Andretti und Ben Sulayem entgegenkommen werden, verbleibt bisher unklar.