Der Motorsport und die Formel 1 im speziellen haben im Laufe der Jahre einige Begrifflichkeiten hervorgebracht, die jeder Fan schon zigmal gehört oder gelesen hat. Doch woher stammen Begriffe wie Pole-Position oder Paddock? Wir haben uns auf die Suche gemacht und stellen fest: Vieles auf vier Rädern gab es auch schon auf vier Beinen.

Pole-Position

Der Begriff für den ersten Startplatz im Motorsport stammt aus Zeiten, in denen es noch gar keine Motoren gab. Ihren Ursprung hat die Pole-Position im englischen Pferderennsport. Die ovalen Rennbahnen waren damals nach innen mit Holzstangen (engl. Poles) abgegrenzt. Wer direkt neben der Stange starten durfte, hatte einen etwas kürzeren Weg und damit einen leichten Vorteil. Somit signalisierte die Pole-Position schon damals die beste Startplatzierung, auch wenn die Pferde eigentlich in einer Reihe nebeneinander aufgestellt waren.

Heute gibt es keine Stange mehr, sondern eine Bodenmarkierung, Foto: LAT Images
Heute gibt es keine Stange mehr, sondern eine Bodenmarkierung, Foto: LAT Images

Im Motorsport wurde diese Begrifflichkeit weiter genutzt, auch wenn die Startposition mittlerweile auf dem Asphalt markiert ist und nicht mehr durch eine Stange neben der Strecke gekennzeichnet wird. Zunächst war auch die Startaufstellung einem Pferderennen nicht so unähnlich, immerhin standen in den 1950ern noch vier Autos in der ersten Startreihe. Heutzutage hingegen bilden nur mehr zwei Fahrzeuge eine Reihe. Die sportliche Bedeutung der Pole-Position hat also im Verlauf der Zeit deutlich zugenommen.

Grand Prix

Den Begriff des Grand Prix oder großen Preises hat die Formel 1 nicht für sich allein. In anderen Sportarten werden ebenfalls Grand Prix abgehalten, wie etwa Reitsport, im Schach oder bei den Skispringern. Ebenso findet sich der Begriff in Kultur und Musikveranstaltungen. So war etwa der Eurovision Song Contest jahrelang als Grand Prix Eurovision de la Chanson bekannt und wird heute noch von vielen als der Grand Prix bezeichnet.

1906 fand in Le Mans der erste Grand Prix im Motorsport statt, Foto: Sutton
1906 fand in Le Mans der erste Grand Prix im Motorsport statt, Foto: Sutton

Der Ursprung des Begriff Grand Prix ist natürlich in Frankreich zu finden und wieder stoßen wir dabei auf den Pferderennsport als Vorreiter des heutigen Motorsports. 1863 fand der erste Grand Prix de Paris statt. Dieses Pferderennen fand großen Anklang und wird bis heute ausgetragen. Kein Wunder also, dass der französisch Automobilclub ACF 1906 zur Bewerbung der Austragung des größten Autorennens des Jahres des Landes wieder auf diesen Begriff zurückgriff. In anderen Ländern wurden die Rennen zunächst anders benannt, wie der Targa Florio in Italien oder der Kaiserpreis in Deutschland. Letztendlich setzte sich aber nur der Grand-Prix-Begriff durch. Heutzutage ist ein Formel-1-Grand-Prix klar definiert: Er geht über die niedrigste Anzahl Runden, die eine Gesamtdistanz von 305 Kilometern überschreitet und darf nicht über zwei Stunden reiner Fahrzeit andauern. Zum Vergleich: Das Rennen von 1906 ging über mehr als zwölf Stunden und 1200 km.

Parc Fermé

Auch Park Fermé ist französisch und bedeutet ganz einfach 'geschlossener Park'. Es ist traditionell der Ort, an dem die Autos auf ihre Regelkonformität überprüft werden und währenddessen nicht von den Teams angerührt werden dürfen. Nicht zu verwechseln ist dies regeltechnisch mit den Park- Fermé-Bedingungen, die keinen Ort, sondern den Zustand der 'eingefrorenen' Autos nach dem Qualifying beschreiben.

Während es den Parc Fermé in anderen Motorsportkategorien bereits seit längerem gab, wurde er in der Formel 1 tatsächlich erst 2003 eingeführt. Zuvor wurden häufig Motoren und andere Verschleißteile einzig fürs Qualifying 'verheizt' und dann für das Rennen eine frische Einheit verbaut. Seit 2003 ist dies nicht mehr möglich. Der Park Fermé verbietet einen straffreien Wechsel der meisten Bauteile eines F1-Autos nach dem Bestreiten des Qualifyings. Außerdem sind Änderungen an den Fahrzeugeinstellungen nicht mehr möglich.

Der Parc Fermé wurde 2003 eingeführt, Foto: Sutton
Der Parc Fermé wurde 2003 eingeführt, Foto: Sutton

Podium

Der Begriff des Podiums geht auf die das griechische Wort 'Podion' zurück. Die Tradition, die drei bestplatzierten eines Sportwettbewerbs auf einem Podest zu ehren, hat ihren Ursprung allerdings nicht in den Sportwettbewerben des antiken Griechenlands. 1930 wurde diese Praxis bei den British Empire Games das erste Mal angewandt. Bei den olympischen Spielen gab es ab 1932 ein Podest, um die Gewinner der Gold-, Silber- und Bronzemedaillen zu präsentieren.

Auf dem Podium feierten schon viele Formel-1-Legenden, Foto: LAT Images
Auf dem Podium feierten schon viele Formel-1-Legenden, Foto: LAT Images

Im Motorsport war zunächst nur die Ehrung des Siegers üblich, doch auch hier erhielten die Zweit- und Drittplatzierten bald Pokale. Das mittlerweile übliche Siegertreppchen mit drei Stufen fand jedoch erst in den 1960ern langsam Verwendung. Das Versprühen von Champagner bei der Siegerehrung begann Dan Gurney nach seinem Triumph bei den 24 Stunden von Le Mans 1967. Der Amerikaner agierte dabei spontan zur Feier seines Sieges und seine Rennfahrerkollegen ahmten ihn von da an nach.

Paddock

Auch hier grüßt wieder der Pferdesport. Vom mittelenglischen 'pearroc' abgeleitet bedeutet Paddock so viel wie 'Zaun' oder auch 'Pferch'. Es handelt sich um einen eingezäunten, graslosen Bereich, der den Pferden als Bewegungsraum dienen soll. Im Motorsport bewegen sich hier die Mitarbeiter von Teams, Offiziellen und Veranstaltern, sowie Journalisten und Gäste. Im Deutschen hat sich für diesen Bereich allerdings auch der Begriff des Fahrerlagers etabliert.

Balaclava

Nein, hier handelt es sich nicht um süßes Gebäck. Die feuerfeste Haube namens Balaclava, welche unter dem Helm getragen wird, hat ihren Ursprung nicht im Schutz vor Feuer, sondern vor Kälte. 1854 nutzen britische Soldaten im Krim-Krieg Mützen, um sich vor den kalten Temperaturen zu schützen. Ihre eigentliche Ausrüstung gegen die Kälte war nie angekommen und so schickten ihnen britische Bürger selbst gestrickte Sturmhauben zu. Eine große Schlacht wurde bei der Stadt Balaklawa (engl. Schreibweise Balaclava) ausgefochten, währenddessen die britischen Soldaten die Hauben trugen. Im Nachhinein war bei diesen Mützen von den Balaclava-Mützen die Rede, bis Balaclava selbst zum Begriff für die Sturmhauben wurde.

Die Balaclava ist für jeden F1-Fahrer Pflicht, Foto: Sutton
Die Balaclava ist für jeden F1-Fahrer Pflicht, Foto: Sutton

Bis heute sind Balaclavas bei vielen Wintersportlern üblich, um sich vor Kälte im Gesicht zu schützen. Rennfahrer erkannten in den 1970er und 1980ern jedoch auch ihren Nutzen als Schutz in ihrem Sport. Heute sind die Balaclavas in der Formel 1 durch die FIA vorgeschrieben und mit zwei Schichten des feuerfesten Materials Nomex ausgestattet.