Beinahe einen Monat ist vergangen, seitdem Ferrari nach dem Ende der Formel-1-Saison 2022 Fakten schaffte und Teamchef Mattia Binotto vor die Tür setzte. Als Ersatz für den Italiener wurde der ehemalige Alfa-Sauber-Boss Frederic Vasseur zur Scuderia geholt. Bei der Konkurrenz stieß dieser Tausch überwiegend auf Verständnislosigkeit. Red-Bull-Teamchef Christian Horner übte bereits Anfang Dezember Kritik an der Scuderia.

Sein Teampartner Dr. Helmut Marko, der bei den Bullen als Motorsportchef und Berater aktiv ist, bläst ins selbe Horn. In einem Interview gegenüber Auto-Motor-und-Sport äußerte der Österreicher Unverständnis für die Entscheidungen der Mannschaft aus Maranello.

Marko über Binotto: Mit Aufgabenstellung überfordert

"Im Fall Ferrari verstehe ich den Wechsel nicht ganz", sagte Marko. "Ich schätze Binotto als exzellenten Techniker und Politiker ein. Er war nur einfach von der Aufgabenstellung überfordert", diagnostizierte er.

Stattdessen sieht Marko den Fehler bei der mangelnden Unterstützung durch die oberste Führungsriege der italienischen Sportwagenmarke. Binotto seien zu viele Aufgaben anvertraut worden, die man lieber auf mehrere Schultern verteilt hätte. "Es hätte gereicht, ihm einen Sportdirektor zur Seite zu stellen, der ihn an der Strecke und bei der Strategie unterstützt", sagte der Grazer.

Das Problem der Überlastung des Teamchefs würde bei Ferrari laut ihm allerdings nun nur in die nächste Ära übernommen. "Mit dem neuen Mann, der noch viele andere Jobs hat, sehe ich da eine Schwächung für Ferrari", so Marko. "Durch Stabilität und Kontinuität", könnten Mercedes und Red Bull die großen Gewinner dieses Führungsumbaus bei den Italienern sein, betont er.

Red Bull fürchtet Mercedes: Stabilität entscheidet

Änderungen für die neue Formel-1-Saison auf der Führungsebene des Weltmeister-Teams seien deshalb nicht geplant - auch nach dem Tod von Dietrich Mateschitz und damit einer neuen Konzernführung. "Es hat erste Gespräche mit unserem neuen Boss gegeben, dem Herrn Mintzlaff, und man ist sich einig, dass es nicht sinnvoll wäre ein Erfolgspaket wie Red Bull Racing umzubauen", stellte Marko klar.

Nach der Konstrukteurs-Meisterschaft und dem Titelgewinn von Doppel-Weltmeister Max Verstappen war damit auch nicht unbedingt zu rechnen. Für 2023 hat Marko eine klare Vorstellung davon, wer die direkte Konkurrenz von Red Bull im Kampf um die Formel-1-Krone sein wird - und das ist nicht Ferrari sondern Mercedes. "Sie sind die stabilere Truppe. Und sie haben Hamilton. Auch wenn es dieses Jahr vielleicht untergegangen ist. Der ist schon eine ganz besondere Nummer."